vonAchmed Khammas 22.08.2007

Der Datenscheich

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Abbildung von Hassan Nasrallah sind hier in Deutschland ja untersagt – aber einen Daimler aus heimischer Produktion darf man zeigen. Mit oder ohne H.N., denke ich mal. Jedenfalls soll er als Augenfang für einen netten Artikel über die neueste Attraktion der Hisbollah dienen, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte, wenn man schon mal vor Ort ist:077 gaza mercedes.jpg

Bei der Attraktion geht es um das neu eröffnete Hisbollah-Kriegsmuseum.

Das Hisbollah-Kriegsmuseum

von Andrew Lee Butters / Time Magazine

15. August 2007

Donnerwetter! Ihr habt aber große Raketen!

Haben Sie sich je gefragt, wie es in einem Bunker der Hisbollah aussieht, waren dann aber doch nicht so wild darauf, entführt zu werden, nur um es herauszufinden. Nun, für eine kurze Zeit – und dann nicht mehr – kann jedermann im Libanon das nächst Beste tun und das neue Hisbollah-Museum in den südlichen Vorstädten von Beirut besuchen. Es kostet keinen Eintritt und man muß sich auch nicht die Augen verbinden lassen.

Stellen Sie sich Englands Imperial War Museum im Gewand islamischer Milizen vor und Sie haben einen Eindruck von dem Museum, das merkwürdigerweise „Spinnennetz“-Museum getauft ist. Es wurde eingerichtet, um an Hisbollahs „göttlichen Sieg“ nach ihrem 34 Tage dauernden Krieg im letzten Sommer zu erinnern, der gestern vor einem Jahr endete. Obwohl es nur vorübergehend eingerichtet ist, erbaut auf den Trümmern eines Gebäudes, das in dem Krieg zerstört wurde, zeigt es doch die Markenzeichen der Hisbollah: die Liebe zum Detail und ihre Fürchterlichkeit.

Das Museum gleicht einer Befestigungsanlage aus Sandsäcken, die sich über einem Garten von nicht gezündeten Minen, gepanzerten Fahrzeugen und einer Palme hier und da erhebt. Es enthält eine Ausstellung von Waffen und Taktiken der Hisbollah, darunter die maßstabgetreue Nachbildung eines Front-Bunkers, komplett mit Computer, Gebetsteppich und Geschirrschrank. Stellte man noch eine Lava-Lampe dazu, könnte das ganze auch ein Schlafsaal in einem College sein.

Neben Diagrammen über die neuesten Entwicklungen iranischer und russischer Anti-Panzer-Raketen und einem ultra-brutalen Videospiel mit den Spezialeinheiten der Hisbollah war das beeindruckendste Ausstellungsstück in meinen Augen eine Tafel auf der jedes einzelne israelische Flugzeug, das Bomben über dem Libanon abgeworfen hatte mit der Kennung des jeweiligen Geschwaders und des zugehörigen Stützpunktes aufgelistet war. Hisbollah hat das Bombardement nicht nur überlebt, ihre Beobachter hatten sogar die Geistesgegenwart, die Geschehnisse zu dokumentieren. Nicht schlecht für 3.000 reguläre Kämpfer in der Auseinandersetzung mit der Supermacht der Region.

Die im Museum gezeigten Israelis sind entweder tot (als Puppen gezeigt), kriegsbesessen (Fotos von israelischen Schulkindern, die Haßbotschaften auf Artillerie-Granaten schreiben) oder inkompetent („Wir werden Hisbollah innerhalb von drei Tagen ausradieren“, tönte der frühere israelische General Dan Halutz, während neben ihm der frühere Verteidigungsminister Amir Peretz durch ein Fernglas guckt, dessen Linsen von Schutzkappen verdeckt sind.)

Aber das Zeug nach dem Motto „Tod für Israel“ ist völlig normal für Hisbollahs Propaganda. Was das Museum dagegen insgesamt auszeichnet, ist die angeberische Pose. Hisbollah war einmal berühmt dafür, eine der wenigen arabischen Organisationen zu sein, deren Taten lauter sprachen als ihre Worte. Die prahlerische Pose, die man seit dem letzten Sommer an den Tag legt, ist sowohl ein Zeichen für neu gewonnenes Selbstbewußtsein wie für Schwäche. Denn obwohl Hisbollah den Krieg gegen Israel gewonnen haben mag, den Frieden haben sie noch nicht gewonnen.

Nach dem Krieg startete Hisbollah eine Kampagne, um die gegenwärtige, von Amerika unterstützte Regierung zu stürzen. Hisbollah beschuldigt die libanesische Regierung, im Geiste mit dem sogenannten zionistischen Gebilde kooperiert zu haben, da sie gehofft hatte, Israel würde Hisbollah als Staat innerhalb des libanesischen Staates zerstören. Aber die von Hisbollah angeführte Kampagne der Opposition hielt sich wenigstens acht Monate lang weitgehend zurück, zum Teil weil viele Libanesen es übel nehmen, daß Hisbollah einseitig (*) den Krieg ausgelöst hat, der mit 2.000 Toten und Schäden in Milliardenhöhe endete.

Darüber hinaus blieb Hisbollah nach dem Waffenstillstand, der gestern vor einem Jahr in Kraft trat, verwundbar. Gegenwärtig sind rund 13.000 Soldaten der Vereinten Nationen vor Ort, um den Frieden im Südlibanon zu sichern, was es der Gruppe erschwert, sich in ihrem bevorzugten Kampfgebiet wieder zu bewaffnen. Darüber hinaus konzentrieren sich Untersuchungen der UN über eine Reihe von politischen Morden im Libanon zunehmend auf Hisbollahs Paten-Staat Syrien, und es wird über die Stationierung von UN Truppen längs der Grenze zu Syrien diskutiert, um den Schmuggel von Waffen an Hisbollah zu verhindern. Und obendrein erklären die Falken in Israel, daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis ihre Armee in den Libanon zurückkehrt, um die Angelegenheit endgültig zu erledigen.

Aber das einzige, was noch gefährlicher ist als eine siegreiche Hisbollah ist eine geschwächte Hisbollah. Wenn die UN-Soldaten im Libanon je beginnen sollten, Hisbollah ernsthaft zu behindern, würde die Friedenstruppe umgehend gegrillt werden. Die libanesische Geschichte ist gespickt mit den Beispielen von ausländischen Armeen, die in diesem hügeligen und zerklüfteten Land ihr Schicksal gefunden haben. Die Hisbollah selbst gründete sich nach der Schlächterei der katastrophalen Invasion der Israelis von 1982. Eine weitere massive Invasion brächte bestenfalls einen Phyrrus-Sieg. Und selbst wenn Israel den halben Libanon in Trümmern legte, stiegen neue Gefahren aus dem Schutt auf. Nach dem nächsten Krieg werden keine Museen mehr gebaut, nur sehr viele Gräber.

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(*) Anmerkung vom Datenscheich: Da gibt es auch noch andere Sichtweisen… / Betonungen im Text von mir

Quelle: http://time-blog.com/middle_east/2007/08/the_hizballah_war_museum.html

Übersetzt vom Englischen ins Deutsche von Hergen Matussik, einem Mitglied von Tlaxcala, dem Netzwerk von Übersetzern für sprachliche Vielfalt (tlaxcala@tlaxcala.es, www.tlaxcala.es). Diese Übersetzung unterliegt dem Copyleft: Sie kann frei verwendet werden unter der Bedingung, daß der Text nicht verändert wird und daß sowohl der Autor als auch die Quelle genannt werden.

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https://blogs.taz.de/datenscheich/2007/08/22/tourismusparadies-suedlibanon/

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kommentare

  • ey du zigeuner ich glaub du brauchts schläge wa das is niemals in libanon du jude is der hässlich ya was er labert ich wette du bist ein jude wa egal mein jude wir wissen alle dass das nicht im libanon ist von daher rede so lange bis ich mein schwanz in dein mund mache ok du hebräe yalla

  • 1. das is nicht im südlibanon 2. das is im heutigen israel (damals palästina) das sind die fatah leute und keine hezbollah mitglieder ok nur ma so zur info weil man merkt das doch gleich im libanon hat man nicht socle autoschilder von daher weiß ich auch ncihw arum ihr sowas behaupten könnt denn der libanon gilt als die schweiz des nahen ostens ok also und zum letzten mal hezbollah is keine terror organisation

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    Der Datenscheich:

    Na toll – da will uns jemand das Märchen erzählen, daß die FATAH im “heutigen Israel” bewaffnet im Mercedes herumfahren darf?! Träum’ schön weiter, Genosse!

    Es stimmt zwar, daß man im Libanon nicht solche Autoschilder hat, aber es fahren hunderte – wenn nicht gar tausende – Nobelkarroissen mit echten oder fingierten internationalen Schildern umher – falls Du das noch nicht weißt…

    Der Libanon WAR MAL die Schweiz des Orients – bis 1975, als sich ein paar Irre mit Tonnen an Waffen versorgten und dann 15 Jahre lang einander an die Kehle gingen. Ich selbst bin in Damaskus aufgewachsen und bin Ende der 1960er und Anfang der 1970er oft genug die anderthalb Stunden ‘rüber’ gefahren, um in der Hamra zu flippern, Eis zu essen und Schallplatten zu kaufen. Aber das mit der ‘Schweiz des Orients’ war und ist seitdem leider vorbei… LEIDER!

    Was die Hezbollah anbelangt: Wer hat hier denn behauptet, sie sei eine Terrororganisation? Ich bestimmt nicht. Obwohl ich es auch überhaupt nicht gut finde, wenn sich eine Organisation RELIGIÖS motiviert… (al-din lillah – ual uatan lil jamii’)

  • Es ist schwer sich ein Bild zu machen, ohne sich suggestiv von den Nachrichten verwirren zu lassen. Aber man kommt dank des Schreibers der Sache näher, falls man ein politisches Embrio ist. Ich werde auf jeden Fall mal dran bleiben. Danke.

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    Der Datenscheich:

    Na klasse…! Ich habe zu danken…

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