vonAchmed Khammas 08.11.2007

Der Datenscheich

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Der 9. November ist der passende Anlaß, den Israelis ihre Apartheidpolitik einmal mehr um die Ohren zu schlagen.

Aus Trauer über ein so dummes Verhalten – das sich in die Freude mischt, daß der Deutsch-Deutsche Mauerfall gerade volljährig wird – poste ich hier den Aufruf der Organisation Red Solidaria contra la Ocupación de Palestina:

Weg mit dem Apartheidswall! (“…niemals wieder!”)

089 mauer a.jpgUnd hier der Text im Original (mit Dank an Hergen und Tlaxcala):


Die Organisation Red Solidaria contra la Ocupación de Palestina fordert die Beseitigung des Apartheidswalles im Westjordanland

Anläßlich des bevorstehenden 9. November, Tag des Falles der Berliner Mauer und Tag gegen den Apartheidswall, erinnert die Organisation „Red Solidaria contra la Ocupación de Palestina“ (Solidarisches Netzwerk gegen die Besatzung Palästinas)*, die aus Bürgerrechtsorganisationen in Spanien besteht, daran, daß Israel unter Mißachtung internationalen Rechts systematisch alle Menschenrechtserklärungen und alle Resolutionen der Vereinten Nationen ignoriert und seit 59 Jahren eine eiserne und brutale Besatzung Palästinas aufrechterhält und auch weiterhin der Empfehlung des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag vom 9. Juli 2004 nicht nachkommt, der die Mauer und die israelische Besatzung des Westjordanlandes für illegal erklärt hat.

Israel fährt mit dem Bau der Mauer fort, die doppelt so hoch und dreimal so lang ist wie die ehemalige Berliner Mauer, und mit der die Bevölkerung in kleine, voneinander getrennte Enklaven eingesperrt wird, die sich nicht selbständig versorgen können.

Es ist jetzt mehr als drei Jahre her, daß der Internationale Gerichtshof eindeutig festgestellt hat, daß Israel den Bau der Mauer einstellen, die fertiggestellten Abschnitte abreißen und die Bevölkerung für alle durch den Bau entstandenen Schäden entschädigen müsse. Bei dieser Gelegenheit mahnte der Gerichtshof auch die Verpflichtung der internationalen Gemeinschaft an, die Erfüllung des internationalen Rechts sicherzustellen und keinesfalls zur Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Situation beizutragen, sondern ihre Verantwortung wahrzunehmen, um den Bau der Mauer aufzuhalten, die errichteten Teile einzureißen und das konfiszierte Land und Eigentum an die palästinensische Bevölkerung zurückzugeben.
(Bis zum heutigen Tag wurde keine Maßnahme bekannt, mit der man dieser Verpflichtung nachgekommen wäre.)

Aus diesem Grunde fordern wir den spanischen Staat, den Europarat und die Vereinten Nationen auf, politische und wirtschaftliche Maßnahmen einschließlich Sanktionen zu ergreifen, die geeignet sind, die Fortsetzung des Mauerbaus durch Israel zu verhindern und es zu verpflichten, den Spruch des Internationalen Gerichtshofes zu respektieren.

Druck auf Israel ist dringlicher denn je, will man einen Frieden erreichen, der auf internationalem Recht basiert.

Insbesondere fordern wir:

– die Aussetzung des Partnerschaftsabkommens zwischen der EU und Israel
– die Kündigung aller Übereinkünfte über militärischen Austausch mit Israel
– daß die Mitgliedsstaaten der EU und die Weltbank keine Mittel für den Bau von Tunneln und Grenzzäunen zur Verfügung stellen, die dazu beitragen, die durch den Bau der Mauer geschaffene Situation fortzuschreiben.


089 mauer b.jpg

Wir fordern Israel ebenso wie unsere Regierungen auf, den Verpflichtungen aus dem Spruch des Internationalen Gerichtshofes nachzukommen. Wir fordern die internationale Gemeinschaft und konkret die spanische Regierung auf, unverzüglich wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um stabile gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Bedingungen für die palästinensische Bevölkerung wiederherzustellen und Israel dazu zu bringen, dem geltenden internationalen Recht nachzukommen, indem es einen angemessenen Rahmen für die Schaffung eines palästinensischen Staates mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt schafft und das Recht der Flüchtlinge auf Rückkehr in ihre Heimat anerkennt.

Red Solidaria contra la Ocupación de Palestina
(im November 2007)

(www.causapalestina.org)

Gegenwärtig besteht Red Solidaria contra la Ocupación de Palestina aus folgenden Organisationen: Plataforma Solidaridad con Palestina (Sevilla), Derechos Humanos de Andalucía, Asociación Hispano Palestina Jerusalén (Madrid), ISM Cataluña / Valencia, Asociación Paz Ahora, CSCA (Comité de Solidaridad con la Causa Árabe),Mujeres por la Paz, Acción solidaria con Palestina (Canarias), Palestinarekin Elkartasuna (Euzkadi),Sodepaz, Sodepau, Ecologistas en Acción (Madrid, Valladolid, Xarxa d’enllaÇ amb Palestina (Barcelona), Boicot. Preventiu (Barcelona), Xarxa Solidaridad Palestina (Valencia), Asociación Paz con Dignidad, Interpueblos (Cantabria), Asociación Al Quds, (Málaga), PCE (Madrid), Red MEWANDO (Euzkadi ), komite Internazionalistak (Euzkadi), Red de Jóvenes Palestinos, Grupo de ONGs para Palestina (Plataforma 2015 y más, y Federación de Asociaciones de Defensa y Promoción de los Derechos Humanos – España)

Übersetzt vom Spanischen ins Deutsche von Hergen Matussik, einem Mitglied von Tlaxcala, dem Netzwerk von Übersetzern für sprachliche Vielfalt (tlaxcala@tlaxcala.es, www.tlaxcala.es). Diese Übersetzung unterliegt dem Copyleft: Sie kann frei verwendet werden unter der Bedingung, daß der Text nicht verändert wird und daß sowohl der Autor als auch die Quelle genannt werden.

Und gleich vorneweg an Martin et al.: Ja – die Selbstmordattentate sind durch die Mauer zurückgegangen – aber die Chancen auf einen dauerhaften Frieden und auf ein Zusammenleben mit UNS ANDEREN noch viel mehr. Ist Euch das klar?! Oder ist es euch völlig egal? Ihr kurz-sichtigen!

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https://blogs.taz.de/datenscheich/2007/11/08/die-mauer-muss-weg/

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kommentare

  • Ein Lichtblick in der verfahrenen Situation. Die Charta der “Internationalen Anti-Zionistischen Juden”! Sie sprechen wirklich für Shalom – Salaam.

    Gestern erhalten. Durch sie bin ich auf Tlaxcala gekommen im internet und dann auf den Datenscheich mit seinen vernünftigen Ansichten.

    Hoffentlich kommt diese Charta auch den deutschen Politikern zu Gesicht, und hoffentlich kommt Frau Merkel zur Besinnung mit ihrer einseitigen Unterstützung Israels, die nicht dem Frieden, sondern dem Krieg dient. Wie z.B. Teheran! Israel hat viele Atomwaffen. Selbst wenn Iran später eine Atombombe hätte – würden sie ganz sicher nicht damit das Heiligtum, den Felsendom und die Al Aqsa Moschee verstrahlen! Warum fühlt Israel sich dann bedroht? Sicher wegen des getanen Unrechts.

    Herr Olmert hatte allerdings einen lichten Moment als er Ost-Jerusalem und alle anderen Siedlungen auf pal. Gebiet räumen wollte – allerdings erst nach seinem Rücktritt. Warum nicht früher ? Wieviele Menschen könnten noch leben, der entsetzliche Libanonkrieg hätte auch nicht stattgefunden! Mit Frau Livni sieht es düester aus. Sie hat gesagt: Es ist schließlich ein Unterschied ob ein israelisches oder ein palästinensisches Kind stirbt. Rassismus pur!

    —————

    Der Datenscheich:

    Vielen Dank für Deinen Beitrag, Ruth.
    Auch ich hoffe, daß sich die deutsche Politik ihrer tatsächlichen Verantwortung bewußt wird – denn das ‘Nie wieder!’ soll sich auf die Taten… und nicht (nur) auf die Opfer beziehen.

    Die Aussage von Livni ist im Grunde ‘BÖSE’ – denn diese Selbstüberschätzung und die Minderung des Wertes des anderen ist doch genau das, was die ‘Herrenrasse’ im 3. Reich ausmachte: Zu denken, man sei besser als die anderen. Als ob die Nazis in Zionisten inkarniert sind…

    Wenn sich Israel von dieser psychologischen Krankheit nicht selber heilt, dann wird es irgend wann wieder zu Massakern und Progromen kommen… wie schon so oft in der Geschichte derer, die sich selbst so irrwitzig als ‘auserwählt’ betrachteten… und natürlich unterlagen, wieder und wieder.

    ABER: Ich bin sicher, daß es weltweit – und sogar in Israel selbst – genügend Anhänger einer Politik der Vernunft gibt. Schau Dir unbedingt den Film “Leg dich nicht mit Zohan an” – dann verstehst Du, warum ich so optimistisch bin: Am Ende des Filmes kämpfen der Israeli UND der Palästinenser gemeinsam gegen den weißen US-Immobilienhai und seine rassistischen Handlanger!

    Möge die Realität wieder menschlich werden – ganz besonders im Nahen Osten!

  • an Martin, Zitat: Aus diesen drei Gründen stellt die Mauer einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum Frieden dar.

    Eine Mauer stellt einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum Frieden ?
    Sehr lustig. Interessanter Ansatz.

    an Hergen: mit diesem Vergleich kann ich auch nichts anfangen. Die Situation ist viel zu komplex, um sie jetzt hier zu erläutern. Es wird dem Frieden vor Ort nichts nützen ständig Gegenargumente anzuführen…

    Klar ist, dass die Mauer eine traurige Bilanz ist.

    ——————

    Der Datenscheich:

    Danke Miriam, ich sehe das genauso. Und sowohl der Internationale Gerichtshof als auch die Vereinten Nationen haben die Apartheitmauer als illegal eingestuft!

    Wenn die israelische Regierung auch nur ein Quentchen Verstand hätte, dann würde sie…

  • Ich behaupte: Die Mauer ist kein HINDERNIS, sondern eine VORAUSSETZUNG für einen dauerhaften Frieden. Warum? Aus drei Gründen:

    1. Verhandlungen bedingen ein Mindestmaß an Vertrauen. In einer Situation, in der wöchentlich Israelis bei Selbstmordattentaten ums Leben kommen (wie es vor dem Bau des Sicherheitszauns der Fall war), müssen Verhandlungen zwangsläufig scheitern. Erst wenn die Sicherheitssituation beruhigt ist (und dazu leistet die “Mauer” einen Beitrag), ist ein Friedensschluss überhaupt denkbar.

    2. Jeder Terroranschlag führt zu einer israelischen Gegenmaßnahme – sei es die gezielte Liquidierung von Top-Terroristen oder die Zerstörung terroristischer Infrastruktur. Bei diesen Maßnahmen kommen auch palästinensische Zivilisten ums Leben. Dies schürt neuen Hass gegen Israel. Wenn der Terror eingedämmt wird (wie es durch den Sicherheitszaun der Fall ist), kommen auch weniger Palästinenser ums Leben. Dies verbessert die Chancen auf eine friedliche Einigung.

    3. Wer einen Zaun errichtet, der erklärt damit implizit seinen Verzicht auf alles, was jenseits dieses Zauns liegt. Die Sperranlage stellt somit die demonstrative Bereitschaft der Israelis dar, sich von den Gebieten östlich des Zauns (also einem Großteil der Westbank) zu trennen.

    Aus diesen drei Gründen stellt die Mauer einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum Frieden dar. Sie entspannt die Sicherheitssituation und senkt die Gewaltintensität des Konfliktes, gleichzeitig symbolisiert sie die Bereitschaft selbst des gemäßigten rechten Lagers in Israel, den Anspruch auf Gebiete abzutreten.

    By the way: Wes Geistes Kind die von dir zitierte spanische Organisation ist,zeigt sich daran, dass sie davon spricht, dass die Besatzung seit 59 Jahren andauert – sie betrachtet also auch das israelische Kernland in den Grenzen von 1948 als “besetztes Gebiet” und somit Israels pure Existenz als illegitim. Sie macht sich damit die Position der palästinensischen Extremisten zu eigen und widerspricht den Verfechtern einer 2-Staaten-Lösung.

    ———————

    Der Datenscheich:

    Ich laß’ das jetzt mal so stehen – vielleicht hat jemand anderes Zeit, deine Argumentation zu zerpflücken, Martin, denn so ganz koscher finde ich sie nicht  😉

  • Wg. Martin et al: In drei Jahren sind durch die aus Gaza abgeschossenen Raketen rund 10 Israelis getötet worden. In einer “guten” Woche fallen annähernd doppelt so viele Palästinenser der israelischen Besatzungspolitik zum Opfer. Für weitere interessante Zahlen über den Konflikt in Palästina mit anschaulichen grafischen Darstellungen siehe http://www.ifamericansknew.org/

    ——————-

    Der Datenscheich:

    Vielen Dank für diese Klarstellung und den link!

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