vonAchmed Khammas 03.01.2015

Der Datenscheich

Erneuerbare Energie, Science Fiction, Technikarchäologie und Naher Osten – verifiziert, subversiv, authentisch.

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Das klingt natürlich sehr konventionell – für SF-Liebhaber. Hat es aber dennoch in sich… und wie. Ich wollte ja eigentlich hier nur die älteren SFs auflisten, die ich in den letzten Monaten gelesen habe, aber seit dem letzten Posting sind mir dann doch ein paar neuere Bücher über den Weg gelaufen, die unbedingt vorneweg genannt werden müssen.

Die höchste Empfehlung bekommt Der Marsianer von Andy Weir (2011/2014), übrigens von meinem Freund Jürgen Langowski äußerst kompetent übersetzt. Das absolut fantastische Werk hat gut 500 Seiten und läßt sich am besten als ‘Outcast auf dem Mars’ beschreiben (Ihr erinnert Euch sicherlich an den Film mit Tom Hanks?!). Einfach unglaublich spannend, sehr realistisch, und eine absolut zwingende Lektüre für die paar Tausend Leute, die sich bereits freuwillig für die One-Way-Mission zum Roten Planeten gemeldet haben!

Der Marsianer von Andy Weir

Jetzt von Leon Reiter (2014) ist ein leicht verwirrender Zeitreise-Roman, der sich aber gut lesen läßt und immerhin mit einer neuartigen Oberfläche des Zeitflusses aufwartet: einer blasenförmigen.

Der zweite Planet von Christian Cantrell (2010/2015) ist eine interessante Version der ziemlich gut bekannten Dystopie einer verseuchten Erde, die von den letzten Menschen verlassen wird. Oder etwa doch nicht?!

Chlorofilija von Andrej Rubanov (2009/2014) beschreibt eine nahe Zukunft unserer (fast-)Nachbarn Rußland, das sich in schier unglkaublichem Reichtum wälzt, seitdem es Sibiren den Chinesen verpachtet hat. Dazu kommen seltsame Pflanzen, die aber nur in Moskau wachsen, und die sowohls als Nahrungs-, als auch als Rauschmittel gebraucht werden. Mit verheerenden Folgen, so wie sich diese – sollen wir sagen ‘typisch russische’? – futurologische Verwindung weiter verdreht, Autsch!

Net Wars – Der Code von S, Sean Coleman (2014) ist ein Thriller, der sich, wie der Name schon eindeutig zeigt, mit dem Web, dem Deep Net, und natürlich mit Cyberterroristen beschäftigt. Wobei hier die Uraltstory ‘Einer gegen den Rest der Welt’ aufgerollt wird, allerdings so spannend und auch technisch so versiert beschrieben, daß es die pure Leselust ist.

Transport von Phillip P. Peterson (2014) ist das Debut eines Autors, der als Ingenieur an Satellitenprogrammen gearbeitet hat, und daher vielleicht etwas besser als manch anderer weiß, was er da schreibt. Bei seinen Roman geht es um ein Lieblingsthema vieler SF-Schriftsteller, das in letzter Zeit auch zunehmend an Verbreitung gewinnt: Die sogenannten Portale… nach irgendwo. Sei es, daß sie auf der Erde, auf anderen Planeten, unter Wasser oder im Kern von Sonnen gefunden werden – immer geht es um den sofortigen und mühelosen Transport von hier nach da, wobei diese Idee vermutlich unsere uralten Jäger- und Sammler-Gene antriggert und die damit verbundenen Phantasien mit wohligen Schauern der Gehirnrinde verknüpft.


Und als Überleitung zu dem Berg an älterem Zeug, das nun gleich auf Euch einprasseln wird, noch der Hinweis auf den 3. Band von Klaus Seibel Die erste Menschheit lebt (2014). Im Anschluß an die beiden vorherigen Bände wird die Geschichte zwar konsequent weitererzählt, erreicht allerdings nicht das erhoffte Niveau, da sich der Spannungsbogen letztlich auf ein paar wenige Individuen beschränkt, während das gesamte Szenario – im Verhältnis zu der Wichtigkeit einer derartigen Entdeckung, wie sie hier gemacht wurde –, kaum adäquat dargestellt wird.


So – nun aber hinein in die Vergangenheit, wobei ich weitgehend mich für eine chronologische Präsentation entschieden habe. Und ein Pfadfinder-Ehrenwort: Ich habe das alles wirklich innerhalb der letzten 4 Monate gelesen ;-))

Der goldene Mann von Philip K. Dick (1954-1964/1985) ist eine Sammlung von eher mittelmäßigen Kurzgeschichten, die wohl eher etwas für Fans sind.

Der Nebel weicht von Poul Anderson (1954/1982) ist eine höchst vergnügliche Fiktion, die möglicherweise sogar irgendwann einmal (bald?!) Wirklichkeit wird: Wenn sich das auf die Intelligenz dämpfend auswirkende Feld, in dem sich unser Sonnensystem gerade aufhält, zurückzieht… und alle und alles meghr und mehr intelligenter wird. Auch die Tiere.

Der Krieg gegen die Rull von A. E. Van Vogt (1959/1963) ist ein gut bekannter Klassiker des Genres, in dem ein Wissenschaftler darum kämpft, die Galaxie zu retten. Klar, darunter machen wir’s nicht.

Der Nebel frißt sie alle von Kurt Mahr (1959/1984) beschreibt den großen Flug des Sternenschiffs EUR 2002 (echt!), der wirklich sehr weit rausgeht, auch in der Zeit. Ein Klassiker für Genre-Fans.

Schmetterlingskind von Chester Anderson (1967/1985) ist ein köstlich flacher, dummer und drogengesättigter Hippie-Roman vom Feinsten, schließlich tauchen ja nicht jeden Tag blaue Hummer auf, die die Erde erobern wollen. Und wie? Natürlich mittels ganz besonderer Trips, die allerdings nicht allzu zielfördernd sind, wie sich zur Freude des gesamten Greenwich Village schnell herausstellt.

Zone Null von Herbert W. Franke (1970) beschreibt eine Expedition, die Jahrhunderte nach einem verheerenden Atomkrieg in das Gebiet des ehemaligen Gegners vor, von dem schon lange nichts mehr zu hören war. Umso überraschender, was sie dort vorfinden, denn es alles so ziemlich anders als erwartet. Witzig ist das Auftreten von Fernschreibern und Tonbändern in jener Zukunft, oh Herbert!

Auf dem Zeitstrom von Philip José Farmer (1971/1979) ist der Band der Flußwelt-Saga, bei der die gesamte Menschheit, wie es scheint, auf einem Planeten erwacht, um den sich von Pol zu Pol ein endlos langter Strom zwischen hohen, trennenden Bergen windet. Aben nicht nur, daß unter den Massen auch alle Genies, Verbrecher und Kriegsherren der Geschichte sind, noch dazu kann man zwar umgebracht werden, erwacht daraufhin aber nur am nächsten Morgen irgendwo ganz anders, aber noch immer am Leben. Und dann ist da noch Mark Twain, der unbedingt einen Schaufelraddampfer bauen will, um den Fluß zu erkunden.

Das 21-milliardste Paradoxon von Leonard Daventry (1971/1992) erzählt die Geschichte eines Versuchs, bei dem zwei Gruppen, die unterschiedlicher nicht sein können, zusammen aber getrennt in ein enges Raumschiff gepfercht werden, um mit milliardenfacher Lichtgeschwindigkeit ferngesteuert einmal rund ums Universum zu gurken. Nun ja, etwas sehr an den Haaren der Raumzeit herbeigezogen, aber ansonsten nett zu lesen.

Der Flug des Pferdes von Larry Niven (1973/1981) beschreibt die Mühen, die es bereitet, dem leicht schwachsinnigen Potentaten der Zukunft seinen Wunsch nach einem Privatzoo zu erfüllen – in einer Zukunft, in der es gar keine Tiere mehr gibt. Wobei die Wünsche auch noch sehr eigensinnig sind, da sie sich zumeist aus alten Märchen uns Sagen ableiten, in denen Einhörner, Drachen und Phönixe vorkommen. Und nun versuch’ mal, diese zu beschaffen…

Die Eissegler von Tran-ky-ky von Alan Dean Foster (1974/1978) ist ein ‘Absturz’-Roman, wobei die Landung im vorliegenden Fall auf einem Eisball erfolgt, und das Überleben alleine davon abhängt, ob es den Schiffbrüchigen gelingt zu den Einwohnern Kontakt aufzunehmen. Solange sie noch nicht erfroren oder aufgefressen sind.

Die denkenden Wälder von Alan Dean Foster (1975/1979) zählt zu den Roman, die unter dem Oberbegriff ‘Gaia’ einzuordnen sind, denn der Dschungelplanet Midworld, Objekt der Begierde für diverse Konzerninteressen, mitnichten so verschlafen ist, wie unsere liebe Terra, sondern sich berechtigtermaßen kräftig zur Wehr setzt.

Makenzie kehrt zur Erde heim von Arthur C. Clarke (1975/1977) ist wohl eines der weniger bekannten Werke des Altmeisters, das mit der Idee einer Besiedlung des Solarsystems spielt – und dem Besuch eines Vertreters der auf Titan herrschenden Familie auf Terra… mit all den sich daraus ergebenden Komplikationen.

Charisma von Michael Coney (1975/1998) gehört zu den Parallelwelt-Romanen, nur daß der Übvergang hier nur funktioniert, wenn man ‘dort’ die Rolle des toten Doppelgängers übernimmt. Zwar etwas verwirrend, aber völlig natürlich, denn es geht um eine große Liebe.

Die Litanei von Sh’reev von W. J. Watkins und G. Snyder (1976/1982) gehört zu den seltenen Werken, in denen die wilden Geschehnisse eher den Hintergrund für eine humanistische Betrachtung darstellen. Auch wenn diese kompetent, professionell und spannend genug erzählt werden, um den Roman sowieso empfehlenswert zu machen.

Science Fiction Preisträger 1, Hrsg. von John W. Campbell (1977/1985) beinhaltet eine Reihe prämierter Stories von Martin, Pournelle, Effinger u.a., die aber alle nicht zu den Geschichten gehören, an die man später noch lange erinnert – trotz ihrer Nominierungen bzw. Preise.

Atemkraftwerk von Romain Gary (1977/1981) gehört zu den Romanen, die in meiner persönlichen Quellenliste eine besondere Position haben, da er sich (ebenso wie ich) mit der Lösung der Energiekrise beschäftigt. Allerdings wird diese hier mittels einer Technik überwunden, welche den ‘Aushauch’ der Sterbenden einfängt und in Batterien lädt. Worauf sich natürlich irgendwann die Frage stellt, ob das der Seele auch wirklich gut tut?!

Zeitsturm von Rainmar Cunis (1979) ist ein mit Drogen gewürzter, aber trotzdem nur vager Zeitreise-Roman, denn obwohl ich das Buch erst vor wenigen Wochen gelesen habe, erinnere ich mich nicht mehr an das Geringste davon, sorry.

Kopernikus 3, Hrsg. von H. J. Alpers (1981) ist eine nette Storysammlung mit Geschichten von Dick, Buckley, Sheckley u.a., aber nichts besonderes.

Der weiße Raum von Christopher Priest (1981/1984) gehört ebenfalls zu den eher kafkaesken Romanen, in denen der Leser halbblind im Nebel umher irrt, ohne zu wissen, was denn nun Illusion und was Realität des Protagonisten ist. Weniger ein SF, sondern eher eine Fallstudie für Psychologiestudenten.

Auch keine Tränen aus Kristall von Alan Dean Foster (1982/1985) legt den Grundstein der bemerkenswerten Reihe über das Homanx-Commonwealth, in welchem sich die Menschen und die insektoiden Thranx über alle Rasse- und Denkgrenzen letztlich doch zusammenraufen – eine Empfehlung für jeden, der Aliens liebt.

Die Untersuchung von Rainer Fuhrmann (1984/1991) ist eine in der ehemaligen DDR geschriebene und entsprechend gefärbte Geschichte, in der noch Video-Kassetten und Telex-Geräte genutzt werden, um die Aufklärung eines Unfalls auf Titan, bei dem so einiges vertuscht wurde. Der wahre Grund dafür erweist sich als äußerst unerwartet, worauf die Loyalitäten ins Wanken geraten. Historisch wertvoll.

Jenseits von Raum und Zeit von Philip José Farmer (1984/1987) versammelt Kurzgeschichten des Autors aus den Jahren 1952 bis 1973, wobei ich besonders die Story Das Gewerbe der Götter von 1954 empfehlen möchte, bei der es um ein gewisses ‘Gebräu’ geht, und die sich auch als verdeckte LSD-Werbung lesen läßt. Aber auch unter den anderen Geschichten findet man das eine oder andere Kleinod.

Scuders Spiel von D. G. Compton (1984/1984) erzählt die Geschichte einer Menschheit, die ihre Fortpflanzung (endlich) bewußt steuern kann, wenn auch mit technischer Hilfe. Dazu ein wohlwollender Überwachungsstaat – und unsägliche Langeweile. Und natürlich Rebellen, die dagegen aufmucken. Ein Buch für Kenner.

Fußfall von Larry Niven und Jerry Pournelle (1985/1987) ist eine ziemlich böse Vision, in welcher Außerirdische die bedingungslose Kapitulation der Erde fordern, andernfalls…, was zu einem langen und harten Kampf führt, der sich ausgesprochen spannend liest.

Der Ring um das Auge Gottes von Larry Niven und Jerry Pournelle (1985/1987) hat nichts mit durchzechten Nächten oder Schlägereien zu tun, es sei denn, auf kosmischen Maßstab. Die wunderbare Space Opera ist die Fortsetzung des bekannten Romans Der Splitter im Auge Gottes – und ein ausgesprochenes Lesevergnügen. Besonders für mich, der ich mich sehr gut mit dem levantinischen Händler Bury identifizieren kann, der eine der Hauptrollen spielt.

Prisma von Alan Dean Foster (1985/1989) gehört zu den Geschichten aus dem Homanx-Commonwealth, wobei es diesmal um Kristallwesen, verschwundene Expeditionen und gefräßige Leuchtkugeln geht. Lustig bis spannend, und immer höchst interessant, was Fosters Verstand da zusammenspinnt.

Im Limbus von Christopher Evans (1985/1990) ist eine kafkaeske Erzählung, wie ich sie eigentlich nicht besonders mag, in welcher eine Gruppe von Männern in ihren Zellen sitzen – und nicht wissen warum. Warum schreibt man sowas? Und warum lese ich es überhaupt? Nun ja, wenn ich ein Buch anfange, dann ist es Ehrensache, dieses auch zu Ende zu lesen, denn erst dann ist man berechtigt einen Kommentar abzugeben, nicht wahr?

Weltenschöpfer von A. C. Ellis (1985/1992) erzählt die Geschichte eines Mannes, dem sein implantierter Biochop eine gottgleiche Macht verleiht. Träumt schön weiter, Ihr Verfechter der neuen Weltordung!

Künstliche Dinge von Karen Joy Fowler (1986/1991) ist eine Kurzgeschichtensammlung mit Pfiff – alleine schon der 1985 geschriebene Satz: „Sie ging nach Deutschland, wegen der Wiedervereinigung“ (S. 11).

Geschöpfe der Sonne von Kim Stanley Robinson (1986/1988) besteht aus acht Erzählungen, die teilweise liebreizend surreal sind. Übrigens taucht hier (erstmals?) der Begriff Terminator-Stadt auf – für ein gewaltiges Konstrukt, das auf Schienen den gesamten Planeten umrundet, um immer schön im Dämmerschatten zu bleiben. Und in der Story Flug der Lucky Strike wird eine Alternativwelt-Geschichte des Atombombenabwurfs auf Hiroshima beschrieben, die man im Schulunterricht verwenden sollte.

Pfade des Ruhms von Alan Dean Foster (1987/1988) ist eine lustige Kamelle, in welcher drei seltsame Gestalten das Universum vor dem Untergang bewahren. Die passende Lektüre für die nächste Kreuzschiffahrt.

Mission Starchild von Jerry Oltion (1987/1992) ist ein weiterer Roman jener Dystopien, bei denen die letzten Menschen die zerstörte Erde verlassen. Doch sind sie wirklich an Bord eines riesigen Raumschiffes, das sich mit 1 G fortbewegt? Die Wahrheit ist viel subtiler – und die Aliens, die gerade dabei sind, die verlassene Erde zu kolonisieren, sind auch nicht besonders glücklich darüber, daß die ursprünglichen Besitzer plötzlich wieder zurückgekehrt sind…

Ein herrliches Chaos von John Shirley (1988/1990) ist keineswehs so lustig, wie der Titel impliziert, denn die – ausgerechnet mittels eine fingierten Disko (!) – entführte Gruppe Menschen, die sich plötzlich unter ebenso entführten Aliens wiederfindet, und ums pure Überleben kämpfen muß, schleppt das größte Problem selbst mit: Den Irrsinn machtgeiler Alphamännchen.

Cachalot von Alan Dean Foster (1989/1983) gehört zu den interessanten Interspezies-Romanen, in denen die Kommunikation mit den Meeresäugern klappt – worauf man diese als Wiedergutmachung für den Horror der vergangenen Jahrhunderte auf den Ozean-Planeten Cachalot umsiedelt. Dort treten aber Probleme auf, die sowohl die in schwimmenden Städten lebenden Menschen als auch ihre entfernten marinen Verwandten massiv gefährden.

Der Mond und Michelangelo von Ian Watson (1989/1992) ist eine irre Story-Sammlung mit einer Vielzahl von Leckerbissen – wie zum Beispiel die völlig angefahrene Geschichte Die Uhr des Emirs, in welcher die KI’s den islamischen Glauben annehmen, und zwar ausgerechnet aus Gründen der maschinellen Logik! Dieser Band ist so gut, daß ich ihn hier bereits zum zweiten mal empfehle.

Atomic Avenue – Cyberpunk Stories & Fakten, Hrsg. von Michael Nagula (1990) bietet nicht nur einige Bildtafeln des zwischenzeitlich verstorbenen H. R. Giger, sondern auch jede Menge spannender Kurzgeschichten und Artikel zu diesem, vor 25 Jahren absolut aktuellen Thema. Zu meinen Favoriten gehört logischerweise die Story Der Barmherzige, der Digitale von Bruce Sterling (S. 389 ff.), in welchen die rechtsgläubige Maschine FIRDAUSI erstmals in den digitalen Ur-Raum fliegt. Ach ja, und Timothy Leary gibt hier auch seine Meinung zum besten (S. 486 ff.).

Gefallene Engel von Larry Niven, Jerry Pournelle und Michael Flynn (1991/1998) ist die Geschichte der Erde, die in eine neue Eiszeit schlittert, nachdem militante Umweltschützer den Treibhauseffekt umgekehrt haben, was wohl etwas zu viel des Guten war. Worauf eine technikfeindliche Clique die Macht übernimmt. Als Raumbewohner eine Notlandung machen, kommen die Geschnisse in Bewegung – wobei man den Roman auch als nette Huldigung der SF-Fans und ihrer Cons betrachten kann.

Kalte Verbündete von Patricia Anthony (1993/1995) beschreibt, wie die arabischen Truppen erfolgreich gegen Europas Grenzen stürmen, nachdem die vom Treibhauseffekt verursachten Hungersnöte sie dazu gezwungen haben. Doch dann tauchen seltsame Lichter über den Schlachtfeldern auf, die sich anscheinend an den erlöschenden Lebensfunken der sterbenden Krieger laben. Oder erlösen sie sie nur von ihren Qualen? Eine außergewöhnliche Szenerie mit ebenso außergewöhnlichen Wendungen.

Der Mastercode von Scott McBain (2004/2005) ist ein höchst aktueller Überwachungsthriller, in dem das globale Computernetz ‘Mother’ in die Hände einer korrupten Verschwörergruppe um den britischen Außenminister und den CIA-Chef fällt. Klar, total spannend geschrieben, aber fragen muß man doch: Was bitteschön soll daran SF sein, hä?

Die Zeitbestie von Neal Asher (2004/2005) verstreut ihre Schuppen, die nichts anderes sind als organische Zeitmaschinen, um ‘Menschenproben’ aus allen Zeiten zu sammeln. Damit ihr böser Chef diese untersuchen und als Hinweise über den Fortschritt seiner diabolischen Pläne nutzen kann – und sie selbst was zu fressen hat. Ich glaube, man nennt das eine win-win-Situation, wenn man die bedauernswerten Proben selbst einmal unberücksichtigt läßt, nicht wahr?

Der Ring von Paul Melko (2008/2011) beschreibt eine Zukunft, in welcher 90 % der Menschheit in einem erdumspannenden Ring verschwunden sind. Aber wohin? Und warum? Die übrig gebliebenen leben in seltsam kombinierten Grüppchen, die quasi Mehrfachpersönlichkeiten bilden, welche wie ein Körper und Verstand agieren können. Bis jemand aus dem Ring herabsteigt, und alles erneut in Frage gestellt wird.

Schwarzfall von Peter Schwindt (2010) ist eine weitere Version des ‘Strom-Aus’-Szenarios, gut geschrieben aber inhaltlich ohne viel Überraschungen.

Oh ja, und dazu habe ich mir noch mit großem Genuß die Marid Audran-Trilogie von George Alec Effinger reingezogen: Das Ende der Schwere (1987/1991), Ein Feuer in der Sonne (1989/1991) und Der Kuß des Exils (1991/1994). Der Heyne-Blurp auf dem Titel ist ausnahmsweise einmal passend, denn Orson Scott Card (der Autor des gerade erst verfilmten Ender’s Game!) meint: „So könnte Cyberpunk aussehen, wenn er erwachsen würde.“ LOL

Und nicht vergessen, auch noch alles was ich aus Neal Ashers Drachen-Reihe habe, als da wären Der Drache von Samarkand (2001/2001), Der Erbe Dschainas (2003/2004), Cormacs Krieg (2008/2009) und Der eiserne Skorpion (2008/2010). Man muß den Agenten Cormac und die vielen selbständigen, weil KI-gesteuerten Schiffe und Drohnen einfach gern haben. Eine gigantische Space Opera für viele, viele hochgespannte Lesestunden.

Nun denn, ich wünsche ein büchervolles 2015 – und lest mehr!!

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kommentare

  • […] Das klingt natürlich sehr konventionell – für SF-Liebhaber. Hat es aber dennoch in sich… und wie. Ich wollte ja eigentlich hier nur die älteren SFs auflisten, die ich in den letzten Monaten gelesen habe, aber seit dem letzten Posting sind mir dann doch ein paar neuere Bücher über den Weg gelaufen, die unbedingt vorneweg genannt werden müssen. (taz/03.01.) […]

  • Hallo,

    vielen Dank für die Empfehlung “der Marsianer”. Ich habe das Buch in 2 Tagen durchgelesen und fand es sehr unterhaltsam. Jatzt schaue ich mir Ihre weiteren Empfehlungen an.
    Grüße
    Joachim

    —————–

    Der Datenscheich: Das freut mich sehr – denn es bestätigt meinen Eindruck von dem Buch. Extrem spannend – und das ohne jegliche Ballerei, und dazu dieses unglauglich effektive ‘Lösungsdenken’ …

    Nun denn, viel Spaß mit den weiteren Empfehlungen.

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