vonAchmed Khammas 04.02.2019

Der Datenscheich

Erneuerbare Energie, Science Fiction, Technikarchäologie und Naher Osten – verifiziert, subversiv, authentisch.

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Ich hoffe, ein Tag Verspätung ist kein Problem, aber ich hatte mich am Wochenende in der Netflix-Serie Nighflyers verhakt, die mich allerdings nicht besonders befriedigt hat. Zu flach – und zu viele altbekannte Versatzstücke. Insbesondere der individuelle Abschlußflug ist 1:1 von 2001 plagiatiert, ohne jedoch dessen Eleganz und Großartigkeit zu erreichen. Doch damit genug – hier soll ja über die schriftlichen Formen der SF gesprochen werden.

Orbs von Nicholas Sabsbury Smith (2018) vereinigt ebenfalls mehrere altbekannte Inhalte: Umweltkatastrophen, Sonnenstürme und eine Biosphäre in Vorbereitung auf den Mars-Flug, garniert mit uunbekannten Kugeln, die sämtliche Flüssigkeit des Planeten stehlen, einschließlich des Inhaltes lebendiger Körper. Immerhin gibt es eine kleine Handvoll Überlebende (über was sollte man auch sonst schreiben?), und das Buch scheint daraufhin angelegt, fortgesetzt zu werden. Schaun ‘mer mal.

Das sechste Erwachen von Mur Lafferty (2017/2018) ist einer ener Romane, bei denen gewaltige Schiffe mit Tausenden Passagieren im Kälteschlaf durchs All gleiten – nur um die Szenerie für Mord und Totschlag zu bilden. Diesmal sind es ein paar Klone, welche den Flug kontrollieren sollen – und die Opfer bilden. Da sonst niemand da ist, muß einer von ihnen aber auch wohl der Täter sein. Verzwickt und spannend, aber nicht allzu innovativ.

Der unsichtbare Killer von Peter F. Hamilton (2012/2013) ist ein typisches Werk des Autors, alleine schon aufgrund des Umfangs von 1.134 kleingedruckten Seiten. Ebenso typisch sind aber die professionell aufgebauten Spannungsbögen dieses Thrillers, bei dem man durch sogenannte Gates schnell von einem Planeten zum anderen springen kann, was das Geschehen ordentlich antreibt.

Eiswelt von Jasper Fforde (2018) gehört zu den SFs, an die man nach dem lesen immer wieder zurückdenken muß, da es dem Autor gelungen ist, eine völlig eigenständige und in sich geschlossene alternative Welt zu kreieren, in welcher die Eiszeit nie geendet hat und die Menschen sich regelmäßig zum Winterschlaf in Atomkraft-beheizte Dormitorien zurückziehen., bewacht von den Winterkonsuln, die allerhand Gefahren widerstehen müssen, die außerhalb in der Kälte warten… aber auch im Inneren der Schlafburgen, wie sich im Zuge der packenden Story erweist. Nichts für schwache Nerven!

Ewiges Leben von Andreas Brandhorst (2018), der jüngste Thriller des Top-Autors, beschreibt eine Zukunft, in welcher der Biotechnologie-Konzern Futuria den genetischen Schlüssel zur Unsterblichkeit gefunden hat, damit jedoch Pläne verfolgt, die nicht gerade im Sinne der Allgemeinheit sind. Solide Schreibarbeit und spannend bis zuletzt, auch wenn es sich um keine Space Opera handelt – sondern das Geschehen sich ganz bodenständig u.a. in Berlin abspielt.

Seelenfänger von Andreas Brandhorst (2012/2019) ist zwar schon etwas älter, aber jetzt bei Pieper neu erschienen, weshalb ich es der vorausgegangenen Rezension gleich anschließen mächte. In diesem Roman geht es um Reisen in den Verstand andere Menschen (Hallo Interception von 2010!) und der Entdeckung eines Netzwerks von Bewußtsein, das sich weit über diese Erde hinaus erstreckt. Nicht der beste, aber auch nicht der schlechteste SF des Autors.

Split Second von Douglas E. Richards (2015/2018) befaßt sich mit dem Thema Zeitreise, auch wenn dies im vorliegenden Fall nur um den Bruchteil einer Sekunde funktioniert. Die wissenschaftlichen und militärischen Möglichkeiten sind trotzdem immens – weshalb auch schnell konkurrierende Interessenten auf den Plan treten – und das Entführen, Verfolgen und Töten seinen Fortgang nimmt. Ich denke, das Buch läßt sich am besten unter Urlaubslektüre einordnen.

Die politische Anmerkung:

Da es hier nicht ausschließlich um Syrien gehen soll, ist heute einmal der Jemen dran. Dieses wundervolle Land, das den eigentlichen Ursprung der Arabischen Stämme darstellt, Heimat der Königin von Saba, Standort eines der ältesten und größten Staudämme der Geschichte und noch vor wenigen Jahren als ‚Arabia Felix‘ bezeichnet … bis der Neid und die Eifersucht der Bewohner des sogenannten ‚Saudi-Arabien‘ dafür sorgte, daß dort heute hunderttausende hungern, zehntausende kämpfen (müssen) und tausende Menschen (und nicht nur Kämpfer) dabei sterben.

Warum das ‚sogenannte‘? Weil es die wohl frechste und selbstherrlichste Form von Größenwahn ist, ein Land nach der eigenen Namen zu benennen. Das haben nicht einmal Stalin, Mao oder Hitler getan. Dabei ist der betreffende Stamm der Beni Saud ursprünglich einer den schlimmsten der Halbinsel gewesen. Es waren jene Banditen, die sogar noch Witwen und Waisen überfallen und ausgeraubt haben, die sich an keinen Vertrag gehalten haben und die dann – natürlich äußerst gezielt – von dem teuflischen imperialen Paar Lawrence und Getrude mit Waffen versorgt wurden.

Das Interessen der Herren dieser beiden Agenten war natürlich ausschließlich das Erdöl der Region, weshalb es opportun war, zuerst einmal die Reste des Osmanischen Imperiums zu entsorgen. Was die Saudis allerdings nicht abgehalten hat, mit den erhaltenen Waffen zuerst einmal einen bis heute geheim gehaltenen Genozid an allen anderen Stämmen zu begehen, weshalb es auch über die vielen Jahrzehnte seitdem keinen Konkurrenten gab, der die unselige Liaison der Öl-Interessen hätte stören können, die einerseits für einen beträchtlichen Teil des globalen Umweltproblems verantwortlich ist, und andererseits den gesamten Terrorismus finanziert, der ns alle bedroht. Was ja auch sein Sinn ist, da sich die Menschen sonst vielleicht unbelastete Gedanken darüber machen könnten, warum sie diese Verbrecher immer noch nicht ‚in die Wüste geschickt‘ hat.

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