vonHans Cousto 21.07.2016

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

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In bundesweit über 60 Städten gedenken heute wie an jedem 21. Juli Elterninitiativen wie der Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit, Einrichtungen der Drogenhilfe wie die Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) und der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik akzept e.V. sowie Selbsthilfegruppen wie das Netzwerk für Junkies, Ehemalige und Substituierte (JES) der Menschen, die im vergangenen Jahr an den Folgen ihres Drogenkonsums verstorben sind.

Der nationale Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige findet seit 1998 jedes Jahr in Deutschland statt. Initiiert wurde der Gedenktag vom Landesverband der Eltern und Angehörigen für humane und akzeptierende Drogenarbeit NRW e.V. auf Initiative von Jürgen Heimchen. Inzwischen finden auch in zahlreichen anderen Staaten an diesem Tag analoge Gedenkveranstaltungen statt.

Bundesverdienstkreuz für Jürgen Heimchen

Im Rahmen einer Feierstunde im Düsseldorfer Museum K21 wurde Jürgen Heimchen, Mitbegründer der Elterninitiative für akzeptierende Drogenarbeit, am 22. Juni 2016 durch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Mit der Auszeichnung wird der 73-jährige Wuppertaler für seinen jahrzehntelangen Einsatz für eine akzeptierende und humane Drogenpolitik geehrt.
Abbildung 1 zeigt von links nach rechts Andreas Mucke (Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal), Jürgen Heimchen und Hannelore Kraft (Ministerpräsidentin NRW) bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Jürgen Heimchen am 22. Juni 2016. Bild: Elterninitiative für akzeptierende Drogenarbeit.Abbildung 1 zeigt von links nach rechts Andreas Mucke (Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal), Jürgen Heimchen und Hannelore Kraft (Ministerpräsidentin NRW) bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Jürgen Heimchen am 22. Juni 2016. Bild: Elterninitiative für akzeptierende Drogenarbeit.

Wie die Deutsche AIDS-Hilfe in ihrer Würdigung am 22. Juni 2016 mitteilte, habe Jürgen Heimchen durch seine engagierte Öffentlichkeitsarbeit maßgeblich zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Drogenkonsumenten beigetragen. Heimchens Einsatz ist die Einrichtung des ersten Drogenkonsumraums in NRW im Jahr 2001 in Wuppertal zu verdanken. Auch hatte er maßgeblichen Anteil daran, dass die Bundesregierung 2009 Diamorphin als Ersatzstoff für Schwerstabhängige zugelassen hat. Durch die schadensminimierenden Maßnahmen konnte die Zahl der Drogentodesfälle in Deutschland um die Hälfte gesenkt werden. 2012 hatte die Deutsche AIDS-Hilfe ihrem langjährigen Freund und Kooperationspartner die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes werden seine Verdienste nun auch im Namen der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt.

Steigende Zahl an Drogentoten

Seit dem Amtsantritt der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Marlene Mortler am 15. Januar 2014 stieg die Zahl der sogenannten „Drogentoten“ in Deutschland um mehr als ein Fünftel an. Im Jahr vor ihrem Amtsantritt (2013) starben in Deutschland aufgrund des Konsums illegalisierter Drogen 1.002 Menschen, im Jahr 2015 waren es 1.226. In ihrer Pressemitteilung des heutigen Tages schrieb Mortler unter dem Titel: Nationaler Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige – Weniger Sterbefälle durch Drogen bleibt wichtige Herausforderung der Gesundheitspolitik: „Der jüngste Anstieg der Zahl der Drogentoten in Deutschland macht klar: Wir dürfen weder bei der Prävention, noch bei den Angeboten und Maßnahmen in der Drogen- und Suchthilfe nachlassen. Viele Todesfälle lassen sich verhindern, wenn Hilfsangebote rechtzeitig greifen.

Ein Hinweis auf den Begründer des Gedenktages für verstorbene Drogenabhängige – Jürgen Heimchen – fehlt in ihrer Pressemitteilung. Eine Würdigung seiner Arbeit oder eine Erwähnung, dass er dafür das Bundesverdienstkreuz erhalten hat, wäre jedoch das Mindeste gewesen, was man von einer Drogenbeauftragten der Bundesregierung hätte erwarten können.

Mehr Drogentote in Bayern

Der Bayerische Rundfunk vermeldete am 11. Juli 2016 unter dem Titel: Beunruhigender Anstieg – Schon 145 Drogentote in Bayern: „Die Zahl der Drogentoten steigt. Im ersten Halbjahr 2016 sind in Bayern 145 Menschen an Drogen gestorben. Einen Anstieg meldete auch die Landeshauptstadt. Bis zum 1. Juli gab es laut Münchner Polizeipräsidium 36 Drogentote.“ Und die Münchner Abendzeitung vermeldete Mitte Juli bereits den 39. Drogentoten in München. Und die Augsburger Allgemeine warnte am heutigen Tag unter dem Titel Drogenhilfe warnt vor Anstieg der Todesfälle vor einem weiteren Anstieg der Todesfälle. Wörtlich heißt es in dem Artikel: „Die Drogenhilfe Schwaben befürchtet, dass die Zahl der Drogentoten im Raum Augsburg in diesem Jahr deutlich ansteigen wird. 23 Menschen seien bereits an den Folgen des Konsums illegaler Drogen gestorben – alleine in den vergangenen beiden Wochen habe es fünf Todesfälle gegeben, heißt es bei der Drogenhilfe. Im gesamten Vorjahr gab es den Zahlen der Drogenhilfe zufolge im Großraum Augsburg 27 Drogentote.“ Derweil protestieren rund 40 drogenabhängige Häftlinge in Würzburg gegen die Haftbedingungen und sind in einen Hungerstreik getreten, weil ihnen die Aufnahme in ein Methadon-Programm verweigert wird. Inzwischen wurden die Rädelsführer des Hungerstreiks in der JVA Würzburg in andere Anstalten verlegt. Die Junge Welt berichtete gestern unter dem Titel Hungerstreik für Methadon, dass die am Hungestreik beteiligten Insassen überwiegend aus Russland und Osteuropa stammen.

Vergleiche hierzu in diesem Blog

[30.04.2016]  2015 wieder mehr Drogentote

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https://blogs.taz.de/drogerie/2016/07/21/gedenktag-fuer-verstorbene-drogenabhaengige/

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kommentare

  • Die Drogenpolitik ist verlogen und die Drogen gehören als saubere Produkte in Abgabestellen an registrierte Nutzer verkauft.

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