vonHans Cousto 18.12.2019

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

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In Deutschland ist der Wirkstoffgehalt von Speed (Amphetamin) im letzten Jahr leicht gestiegen, gleiches gilt auch für die Schweiz und die Niederlande. Dies geht aus dem Bericht Amphetamin Auswertung 2018 von Safer Party in Zürich sowie dem Jahresbericht der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD, Workbook Drogenmärkte und Kriminalität) für das Jahr 2018 und dem Annual Report 2018 des Drugs Information and Monitoring System (DIMS) hervor. Die Berichte liefern umfangreiches Zahlenmaterial und Hintergrundinformationen zur Drogensituation in den einzelnen Ländern. In Deutschland ist Speed die dreckigste – am meisten gestreckte – Droge, die auf dem Schwarzmarkt erhältlich ist.

Obwohl Amphetamin auf dem Schwarzmarkt in Deutschland meistens sehr stark mit Streckmitteln versetzt ist, nahm die Zahl der Konsumenten in den letzten Jahren deutlich zu. Gemäß Jahresbericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD), Workbook Drogen, zeigt sich über den Zeitraum der letzten 25 Jahre bei Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 59 Jahren ein insgesamt ansteigender Trend des Amphetaminkonsums (12-Monats-Prävalenz) von 0,4 Prozent im Jahr 1990 auf 1,3 Prozent im Jahr 2018. Der Konsum von Amphetamin hat in den letzten 25 Jahren um mehr als das Dreifache zugenommen. Zum Vergleich: Der Kokainkonsum ist im selben Zeitraum von 0,3 % auf 1,2 % gestiegen, hat sich also vervierfacht. In Bezug auf Ecstasy war zwischen den Jahren 1995 und 2012 zunächst ein Rückgang von 0,8 % auf 0,4 % zu beobachten. Bis zum Jahr 2018 stieg die Prävalenz wieder auf 1,2 % an. Für alle drei Substanzen (Amphetamin, Kokain und Ecstasy) sind dies die höchsten Prävalenzwerte seit 1990.

Bei etwa 47 Prozent der Personen, die Speed innerhalb der letzten zwölf Monaten vor der Befragung konsumiert haben, beschränkt sich der Konsum auf maximal fünf Konsumgelegenheiten. Hier handelt es sich um Gelegenheitskonsumenten. Einen häufigen Konsum von mindestens hundert Gelegenheiten innerhalb der letzten zwölf Monaten gaben 17 Prozent der Amphetaminkonsumierenden an.

Wirkstoffgehalte in analysierten Proben

Weit über zehn Jahre lag der Amphetamingehalt in analysierten Proben von auf dem Schwarzmarkt in Deutschland stammenden Speed nahezu kontinuierlich zwischen fünf und zehn Prozent. Ab dem Jahr 2012 setzte dann ein Aufwärtstrend ein, wie auf der folgenden Grafik zu sehen ist.

Durchschnittliche Wirkstoffgehalte in als Amphetamin deklarierte Proben – Zeitreihe 1996 bis 2018 für Deutschland. Datenquelle: DBDD.

Der in Deutschland seit 2012 bestehende Trend zu höheren Wirkstoffgehalten hat sich 2016 nicht fortgesetzt. Der Medianwert lag 2016 bei 13,8 Prozent und ist gegenüber dem Vorjahr leicht gefallen (2015: 14,6 Prozent). Im Jahr 2017 ist er weiter gefallen und lag bei 12,1 Prozent um dann 2018 wieder zu steigen. 2018 lag der Wirkstoffgehalt bei 13,9 Prozent.

Folgende Häufigkeiten wurden bei den Streckmitteln festgestellt: Wie im vergangenen Jahr dominiert als wichtigster Zusatzstoff Coffein mit einer Häufigkeit von 98 Prozent. Bei den Verschnittstoffen ragen Lactose (8 Prozent), Kreatin/Kreatinin (2 Prozent) und Mannit (1 Prozent) etwas heraus. Als Grundlage für die Auswertung 2018 dienten 3.315 Datensätze

Der Amphetamingehalt der analysierten Proben variierte stark. Neben den bekannten Nebenwirkungen stellen der stark variierende Amphetamingehalt, die Syntheseverunreinigungen und die Streckmittel ein Gesundheitsrisiko dar. Es ist optisch nicht erkennbar, wie hoch der effektive Amphetamingehalt der jeweiligen Probe ist und deshalb besteht die Gefahr einer Überdosierung. Dies gilt insbesondere für Konsumenten aus Deutschland, die in der Schweiz Urlaub machen, da sie es aufgrund des niedrigen Wirkstoffgehaltes in Deutschland gewohnt sind, richtig fette Linien zu legen. In der Schweiz war der Wirkstoffgehalt von Amphetaminproben im Jahr 2018 mehr fast viermal so hoch wie in Deutschland. In den Niederlanden war er mehr als dreimal so hoch.

Durchschnittliche Wirkstoffgehalte in als Amphetamin deklarierte Proben in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden – Zeitreihe 2012 bis 2018. Datenquellen: DBDD, Safer Party, Trimbos Instituut.

In der Schweiz ist der Wirkstoffgehalt in Amphetaminproben fast viermal so hoch wie in Deutschland, in den Niederlanden mehr als dreimal so hoch. Touristen aus diesen Ländern in Deutschland werden enttäuscht sein über die miserable Qualität hierzulande.

Speedpreise in Deutschland

Die Preise für Speed (Amphetamin) pendelten in den letzten Jahren im Straßenhandel in Deutschland zwischen zehn und 14 Euro. Im Jahr 2018 kostete ein Gramm Speed in Deutschland durchschnittlich 11,30 Euro, 60 Cent weniger als im Vorjahr.

Amphetaminpreise im Straßenhandel in Deutschland – Zeitreihe der Preise in Euro pro Gramm von 2005 bis 2018. Datenquelle: DBDD: Jahresberichte, Drogenmärkte und Kriminalität.

Bei der Betrachtung der oben stehenden Grafik kann man sehen, dass die Preise von Amphetamin in Straßenhandel in Deutschland in den letzten Jahren durchschnittlich bei 12,30 Euro lagen und die Ausschläge nach unten und oben nie größer als zwei Euro waren respektive stets innerhalb der Bandbreite von 15 Prozent vom Mittelwert lagen. Man kann so den Eindruck gewinnen, dass die Preise relativ stabil seien. Betrachtet man jedoch die Preise, die für den effektiven Amphetamingehalt bezahlt werden, so zeigt es sich, dass die Preise ganz erheblichen Schwankungen unterworfen sind. Der durchschnittliche Preis lag hier bei etwa 157 Euro, der tiefste Preis mit 81 Euro lag somit knapp 50 Prozent darunter, der höchste Preis mit 237 Euro lag somit etwa 50 Prozent darüber.

Übersicht über die Entwicklung der Preise pro Gramm für den eigentlichen Wirkstoff Amphetamin (ohne die beigefügten Streckmittel) als Zeitreihe von 2005 bis 2018. Datenquelle: DBDD: Jahresberichte, Drogenmärkte und Kriminalität.

In Deutschland kostete 2018 ein Gramm Speed in Straßenqualität mit durchschnittlich 13,9 Prozent Wirkstoffgehalt im Schnitt 11,30 Euro. Somit kostete ein Gramm des reinen Wirkstoffs Amphetamin in Deutschland etwa 81 Euro. In den Niederlanden kostete ein Gramm Speed in Straßenqualität 7,50 Euro mit durchschnittlich 48 Prozent Wirkstoffgehalt, was einem Preis von etwa 15,60 Euro für ein Gramm reines Amphetamin entspricht. Amphetamin ist in Deutschland auf dem Schwarzmarkt somit mehr als fünfmal so teuer wie in den Niederlanden.

Was den Schwarzmarkt mit Amphetamin anbelangt, so stellt das Bundeskriminalamt (BKA) im Bundeslagebild Rauschgift 2018 fest, dass 81 Prozent der Tatverdächtigen im Zusammenhang mit sogenannten „Rauschgift-Handelsdelikten“ deutsche Staatsangehörige waren. Der Reinheitsgrad der angebotenen Ware betrug gerade einmal 13,9 Prozent. Der Schwarzmarkt mit Kokain wird von Ausländern dominiert, mit einem Anteil von 58 Prozent der Tatverdächtigen. Der Reinheitsgrad der angebotenen Ware betrug 77 Prozent. Und der Preis pro Gramm für den eigentlichen Wirkstoff Kokain (ohne die beigefügten Streckmittel) lag im letzten Jahr bei 91,30 Euro. Bezogen auf den Wirkstoffgehalt war Kokain nur 13 Prozent teurer als Amphetamin. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Methamphetamin – Qualität und Preise

Methamphetamin (Crystal) ist im Straßenhandel weit weniger gestreckt als Amphetamin. 2018 lag der durchschnittliche Wirkstoffgehalt bei 65,6 Prozent, 2018 lag dieser Wert noch bei 72 Prozent, ein Jahr zuvor bei 73 Prozent. Beim „Ziehen“ einer zu fetten Linie Methamphetamin kann es sehr leicht zu unangenehmen und manchmal auch gefährlichen Überdosierungen kommen, da Methamphetamin schon in kleineren Dosierungen viel stärker und auch viel länger als Amphetamin (in weit größeren Dosierungen) wirkt. Methamphetamin ist etwa fünfmal so wirkungsintensiv wie Amphetamin.

In Deutschland war Methamphetamin bis 1988 unter dem Markennamen Pervitin als Fertigarzneimittel in Apotheken erhältlich, wobei die Dosis pro Tablette bei 3 Milligramm lag. Sogenannte Thaipillen enthalten oft die zehnfache Wirkstoffdosis einer Pervitin-Tablette. Bis zum 1. März 2008 waren sowohl Amphetamin als auch Methamphetamin in Deutschland verschreibungsfähige Betäubungsmittel (Anlage III BtMG). Aufgrund der 21. Betäubungsmittelrechts-Änderungsverordnung (21. BtMÄndV) vom 18. Februar 2008 (in Kraft getreten am 1. März 2008) ist Methamphetamin durch Umstufung von Anlage III (verkehrsfähige und verschreibungsfähige Stoffe) in Anlage II (verkehrsfähige, aber nicht verschreibungsfähige Stoffe) zu § 1 BtMG heute in Deutschland nicht mehr verschreibungsfähig, Amphetamin ist demgegenüber nach wie vor verschreibungsfähig.

Methamphetamin kostete 2018 in Deutschland im Straßenhandel durchschnittlich 84,00 Euro, im Jahr davor lag der Preis bei durchschnittlich 78,00 Euro. Bezogen auf den Wirkstoffgehalt bezahlte man in Deutschland im Straßenhandel 2018 etwa 119 Euro für ein Gramm Methamphetamin (ohne Streckmittel), im Jahr davor lag der Preis noch bei 108 Euro. Methamphetamin ist auf dem Schwarzmarkt in Deutschland teurer geworden, der Reinheitsgrad hat dabei gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Betreffend Methamphetamin waren 83 Prozent der Tatverdächtigen im Zusammenhang mit sogenannten „Rauschgift-Handelsdelikten“ deutsche Staatsangehörige.

Safer Sniffing

Wer Drogen konsumiert, sollte die Risiken kennen. Die Risiken liegen oft nicht in den pharmakologischen Eigenschaften der Substanzen begründet, sondern in der Art der Einnahme. So weiß fast jeder Fixer, dass der gemeinsame Gebrauch von Spritzbestecken ein hohes Infektionsrisiko mit sich bringt. Doch die wenigsten Menschen, die Kokain oder Speed schnupfen, wissen, dass auch der gemeinsame Gebrauch von Schnupfutensilien ebenfalls ein Infektionsrisiko darstellt. Es gilt analog zu „Safer Sex“ und „Safer Use“ die Praxis zu „Safer Sniffing“ zu beachten.

Psychotrope Substanzen, die geschnupft werden, bleiben an den Membranen der Schleimhäute kleben, wo sie sich sehr schnell auflösen und vom Körper absorbiert werden, um dann durch die feinen Adern, die sich dort befinden, direkt ins Blut zu gelangen. Das Blut transportiert dann die Substanzen ins Gehirn, wo diese ihre Wirkung zur Entfaltung bringen. Jeder Schnupfvorgang trocknet die empfindlichen Schleimhäute aus. Um größere Schäden beim Schnupfen zu verhindern, gibt es mehrere Verhaltensregeln, um das Risiko eines Schaden zu vermindern (harm reduction). Diese Regeln haben viele Gemeinsamkeiten mit den Regeln von „Safer Sex“ und „Safer Use“. Beim „Safer Sex“ gilt vor allem die Regel, dass beim sexuellen Akt ein Kondom benutzt, beim „Safer Use“ gilt, dass bei der intravenösen Applikation von psychotropen Substanzen niemals das gleiche Spritzbesteck von mehreren Personen gebraucht werden sollte, um das Risiko einer Infektion zu minimieren. Analog gilt, dass beim „Safer Sniffing“ niemals das gleiche Schnupfröhrchen von mehreren Personen gebraucht werden sollte, da beim gemeinsamen Gebrauch des selben Schnupfröhrchens Krankheitserreger von Mensch zu Mensch übertragen werden können. Deshalb: Kein gemeinsames Benutzen von Röhrchen oder Banknoten beim Sniffen!

Safer Sex“ ist mit gewissen Einschränkungen von Sexualpraktiken verbunden. Es gibt Menschen, die nicht gewillt sind, solche Einschränkungen hinzunehmen und auf den Genuss, der mit solchen Praktiken verbunden ist, zu verzichten. Diese Menschen gehen ein hohes gesundheitliches Risiko ein, sowohl für sich selbst als auch für andere. „Safer Sniffing“ ist mit keiner Minderung des Genusses beim Drogengebrauch verbunden. Es gibt also keinen vernünftigen Grund, auf „Safer Sniffing“ zu verzichten. „Safer Sniffing“ mindert das Risiko, sich mit einer Infektionskrankheit anzustecken wie auch das Risiko, andere Menschen zu infizieren. Deshalb sollte die Praxis von „Safer Sniffing“ zur Regel respektive zur Gewohnheit werden. Quadratische Notizzettel (unbedruckte lose Blätter für Zettelbox) gibt es in jedem Schreibwarengeschäft für wenig Geld zu kaufen und sind für den einmaligen Gebrauch als Ziehröhrchen bestens geeignet. Weitere Safer-Use-Hinweise siehe: Fachinformation: Speed (Amphetamin, Methamphetamin).

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