vonhausblog 18.09.2010

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Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Innenansichten, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Die Versammlung der taz-Genossen hat am frühen Samstagabend keinen der Anträge zur Unterstützung der Auslandskorrespondenten beschlossen. Mit 108 zu 105 Stimmen (bei 12 Enthaltungen) entschieden die Anwesenden, über den ursprünglichen Antrag der Auslandskorrespondenten nicht inhaltlich zu befinden. Die Korrespondenten hatten gefordert, die Kündigungen der Verträge der Auslands-Pauschalisten zurückzunehmen, den Auslandsetat spürbar zu erhöhen und die Pauschalen der Auslandskorrespondenten nicht zu kürzen. Mit 95 zu 115 Stimmen wurde auch ein auf der Versammlung eingebrachter Alternativantrag abgelehnt. Laut diesem Antrag sollten sich Chefredaktion und Auslandsredaktion mit den Korrespondenten auf einen Mediator einigen, mit dem sie bis zum April 2011 eine einvernehmliche Lösung ausarbeiten sollten. Die Entscheidung fiel nach einer längeren Debatte und einer teils unübersichtlichen Geschäftsordnungsabstimmung.

Die Auslandskorrespondenten konnten sich damit auf der Genossenschaftsversammlung nicht durchsetzen. Die taz hatte die Verträge der Auslandskorrespondenten gekündigt und ihnen neue Verträge angeboten, nach denen ihr Honorar im Schnitt um 15 Prozent sinken sollte. Die taz will, dass damit mehr Geld im Auslandsetat frei wird – das dann etwa für Reisen unserer Korrespondenten verwendet werden kann. Die Korrespondenten hatten sich dagegen mit einem viertägigen Streik, einem Video, einer Facebook-Gruppe und einer Petition gewehrt. Am Samstag war ein Pro & Contra zu dem Thema in der taz erschienen.

Die taz gehört einer Genossenschaft, der mehr als 10.000 Mitglieder angehören. Sie haben pro Person mindestens 500 Euro eingezahlt. Wer die Genossenschaft wieder verlässt, erhält derzeit nur rund 400 Euro zurück, da der Rest mit den bisher angefallenen Verlusten verrechnet wird. Auch die Genossenschaft sah offenbar keine Möglichkeit, zusätzliches Geld für den Auslandsetat zur Verfügung zu stellen. Einige Genossen argumentierten auch, die redaktionelle Unabhängigkeit der taz sei in Gefahr, wenn die Eigentümer sich in die Verteilung des Etats zwischen den Redaktionen einmischen – dies sei allein eine redaktionelle Aufgabe.

Auch ein Antrag der freien Mitarbeiter im Inland scheiterte. Sie hatten eine Erhöhung ihrer Zeilengelder gefordert. Die Genossenschaft beschloss mit 79 zu 75 Stimmen (bei 13 Enthaltungen), sich mit diesem Antrag nicht zu befassen.

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https://blogs.taz.de/hausblog/auslandskorrespondenten_koennen_genossen_nicht_ueberzeugen/

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kommentare

  • Sehr vernünftige Abstimmungsergebnisse, denn um sich eine gewisse journalistische Unabhängigkeit zu bewahren, deren Existenz in letzter Zeit durchaus auch kritisch zu hinterfragen ist, braucht es auch eine finanzielle Grundsicherung. Wenn die TAZ diese nicht wenigstens für das inländische Tagesgeschäft erreicht, kann sie sich keine Luxusprojekte leisten. Unabhängige Auslandsmeldungen sind auch über sozialverträgliche Honorarbeträge zu bekommen. Wer die ökonomischen Probleme nicht sieht, denen sich auch die TAZ stellen muss, der würde nur ihre Einstellung und Abschaffung betreiben, denn ohne Moss ist leider nix los.

  • Thomas ist wohl kein taz-Leser. Vielleicht entstammt er aus dem pi-Umfeld und konnte wegen der Artikel von Herr Dilger (Stelle den böösen Hugo Chavez zu positiv da. Und den noch viel schlimmeren Fidel Castro auch) und von Herrn El-Gawhary (ist Araber und Araber seien per se böse) nicht einschlafen.

  • @Thomas: Die Korrespondenten haben zum Teil längst auch andere Auftraggeber. Karim El-Gawhary leitet zB das ORF-Nahostbüro, zumindest laut Wikipedia-Artikel.

  • Wirklich glücklich machen kann einen das Ergebnis nicht. Zumindest wurde hier durch eine schlecht eingefädelte Aktion von Seiten der Redaktion eine ganze Menge Porzellan zerschlagen. Wenn man die Arbeit einiger Korrespondenten zu dünn findet, sollte man direkt mit ihnen sprechen. Ähnliches gilt auch für die Korrespondeten in Regionen, in denen man das Gefühl hat, überrepräsentiert zu sein. Der jetzt eingeschlagene Weg mit seiner angeblichen Egalität auf niedrigem Niveau ist mehr als unglücklich – auch wenn vielleicht die hinter der Aktion stehenden Ziele richtig sein mögen…

  • Mir wäre neu, daß die taz Beamten als Korrespondenten beschäftigt, und Wie wäre es damit, als Korrespondent sich weitere Zeitungen, Zeitschriften, TV, Internetseiten, Radio als zusätzlich Auftraggeber zu suchen? Die taz ist ein Wirtschaftsunternehmen die sich den Gesetzen des Marktes beugen muss…

    Was sind das denn für Kommentare? Hallooo?! Geht’s noch?

  • Wo ist das Problem für die Auslandskorrespondenten, viele davon freie Mitarbeiter?

    Mir wäre neu, daß die taz Beamten als Korrespondenten beschäftigt, die Medienlandschaft ändert sich in atemberaubenderweise, daß dürfte auch einem Korrespondenten in Timbuktu nicht entgangen sein…

    Wie wäre es damit, als Korrespondent sich weitere Zeitungen, Zeitschriften, TV, Internetseiten, Radio als zusätzlich Auftraggeber zu suchen? Die taz ist ein Wirtschaftsunternehmen die sich den Gesetzen des Marktes beugen muss, die Zeitung wird nicht verschenkt (wie der “Freitag”) und Einnahmen/Ausgaben müssen sich die Waage halten.

  • Die teils bizarre Vorstellung auf der Versammlung steckt mir heute noch in den Knochen. Vor allem die Herren Metzger und Pickert haben sich da nicht mit Ruhm bekleckert. Der eine verliert völlig die Contenance, der andere kam streckenweise sehr arrogant rüber. Leider gibt ihnen das Abstimmungsergebnis nun die Möglichkeit, sich als vermeintliche Sieger der Auseinandersetzung zu sehen. Moralisch sind sie für mich ganz klar die Verlierer!

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