von 11.03.2011

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Innenansichten, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Von Jonas Weyrosta, Teilnehmer am workshop der taz-Panterstiftung

Meine erste taz-Redaktionskonferenz. Fazit: Der Salat zu Mittag war frischer. Merkel werden Opfer in den Mund gelegt, der Dalai-Lama hat Brigitte Werner noch nie interessiert, Sarkozy sei abscheulich aber Dominic Johnson habe gekniffen. Die Schulschlacht von Lüchow war nicht informativ genug, die Statistiken veraltet und die Teutonen hat sie schlicht überlesen. Guten Morgen Deutschland. Das war er, der leidenschaftliche Teil dieser Konferenz. Die zukünftigen Themen sind schnell verteilt, Konflikte werden pädagogisch vermieden und Autoritäten spürbar ausgelebt. Ich rufe mir stets in Erinnerung, dass es sich auch nicht um eine normale Konferenz handelt: Es ist Freitag, die halbe Belegschaft liegt krank im Bett und die sonntaz ist schon im Druck.

Die Chefredaktion vermisst Details über E-10-Treibstoff, die Umweltredaktion hält kurz dagegen, Autoritäten werden ausgelebt: Betretenes Schweigen, peinliches Lächeln, gesenkte Blicke. Die Bienen sterben, der Tsunami bringt Tote. „Das ist zu viel Sterben“ hört man von links, „so ist die Welt“ schallt es von rechts. Ende der Diskussion. Das war sie also, meine erste taz-Halb-Vollversammlung. Frei von Herzblut und Passion. Aber es ist ja auch Freitag, und die halbe Belegschaft ist krank und die sonntaz ist schon im Druck. Man nütze nicht genug verfügbare Informationen über Libyen. Kritik, die nicht auf offene Ohren stößt. Immerhin macht man schon auf der Titelseite mit bewaffneten Frauen auf den Libyen-Konflikt aufmerksam. Zu Recht steht die Frage im Raum: „Machen wir das jetzt öfter so?“. Erst kneift er, dann motzt er zynisch, immer dieser Johnson. Betretenes Schweigen, peinliches Lächeln. Auch eine kritische Betrachtung der Waffenlieferungen aus Deutschland fällt unter den Tisch, wer es noch immer nicht verstanden hat, heute ist Freitag. Und dann ist da noch das Bienen-Sterben, egal, erst einmal Wochenende. Die leidenschaftslose Bewertung der eigenen Arbeit gipfelt im Hinweis auf eine fehlerhafte Karikatur. Schäuble, Innenminister a.D wird zum Opferlamm für das Integrations-Desaster. Zielen sollte die Karikatur im Grunde doch auf Stoiber… oder Seehofer, egal, es ist Freitag, die halbe Belegschaft ist krank, aber mittlerweile wenigstens anwesend und die sonntaz ist auch schon im Druck (Streber! Ach nein es ist ja Freitag).

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https://blogs.taz.de/hausblog/freitag_ist_kein_taz-tag/

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kommentare

  • Kann mich dem nur anschließen.

    Sprachlich versierte und entlarvende Impressionen aus der angeblich so antiautoritären taz-Redaktion (das Verlogenheit bei der taz sprachlich gesehen ein Fremdwort ist, aber dennoch äußerst munter verlogen agiert wird, wird in diesen Tagen immer offensichtlicher).

    Klasse Beitrag, fein gemacht!

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