von 22.01.2012

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Innenansichten, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Von Sandra Köhrich, Teilnehmerin am Workshop der taz Panter Stiftung

Während wir am ersten Tag noch alle total entspannt waren, und uns einfach nur gefreut haben, hier beim Workshop mitmachen zu können, schlummerte doch schon tief in jedem von uns die Hoffnung, mit dem eigenen Artikel in die Printausgabe der taz zu kommen (vielleicht spreche ich hier aber auch nur von mir selber…).

Warum ist das eigentlich so wichtig? Wir sind ja wohl nicht so konservativ und lehnen das Internet als Nachrichtenmedium ab, sonst wären wir ja nicht bei einem Online-Workshop.
Und eigentlich können wir ja auch froh sein, dass jede/r von uns einen eigenen Artikel schreiben kann, der dann auf taz.de veröffentlicht wird; das war bei den anderen Workshops nicht so.

Omas und Online-Artikel

Aber irgendwie scheint es doch wichtig zu sein, den eigenen Text in der realen Welt auf echtem Papier sehen zu können und “etwas in der Hand zu haben”. Vielleicht liegt es ja daran, dass man den Artikel in der Familie zeigen will und viele Omas und Opas kennen sich mit Internet und Email nicht so aus. Wenn ich mir jetzt aber vorstelle, meiner Oma einen gedruckten Artikel über “post-privacy-Start-Up-Unternehmen im Hinblick auf Freifunk in Berlin” zu zeigen, bin ich mir nicht ganz so sicher, ob sie sich für mich freuen würde oder mich für verrückt erklären würde.

Außerdem ist es ja auch so, dass wir Online-Artikel auch viel! einfacher per Email an Freunde und Familie verschicken können und immer auf unsere Texte auf taz.de zugreifen können.
Diese ganzen Vorteile zeigen eigentlich nur eines: Wir sind irrational!!!

Das “Besondere” an der gedruckten Zeitung

Naja, das kann es ja auch nicht sein. Also es geht wohl darum, dass die gedruckte Zeitung doch noch etwas Besonderes darstellt. Nicht Jeder kann einen Artikel in einer Zeitung veröffentlichen, während wirklich JEDER im Internet etwas schreiben und posten kann. Dieses “Besondere” scheint es also im Internet auf Grund der Informations-Flut nicht mehr zu geben.

Trotzdem ist es doch ziemlich cool, eigene Artikel auf taz.de veröffentlichen zu können, denn das kann und darf nicht Jeder. Und wer weiß, vielleicht gibt es in 20 Jahren gar keine gedruckten Zeitungen mehr und wir sind mit unseren Artikeln totale Vorreiter: Wir können dann immer noch unsere Artikel im Internet abrufen, während die ganzen Zeitungsartikel irgendwo in einem Keller vergilben und verrotten.

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https://blogs.taz.de/hausblog/artikel-in-der-printausgabe/

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kommentare

  • Im Internet hat man doch gar keine Kontrolle, wer was liest. Man kann sich im Gegensatz zur Zeitung nicht sicher sein, eine bestimmte Zielgruppe zu erreichen, man weiß aber auch nicht, wer den Artikel nach Jahren wieder ausgräbt. Das Internet vergisst ja auch nichts. Der einzige Vorteil ist, dass man ungefiltert sein Meinung wiedergeben kann, weil man nicht darauf angewiesen ist, eine Zielgruppe zu erreichen, um letztendlich am Markt zu bleiben. Das führt aber auf der anderen Seite auch dazu, dass man im Internet sehr viel belangloses Zeug liest und wenig Substanz. Aber das ist klar, für umsonst macht sich keiner die Mühe, ausführlich zu recherchieren. Außer die Geschichte liegt ihm am Herzen. Wer nicht nur geben, sondern auch mal etwas bekommen möchte, muss in der Zeitung schreiben. Und natürlich zeigt das dann die Wertschätzung, wenn der eigene Artikel abgedruckt wird. Allerdings funktionieren Zeitungen nach einem klaren Konzept und man hatte möglicherweise nur Glück, in dieses Konzept gepasst zu haben. Da sehe ich ein Problem. Wenn man immer nur der Überzeugung und nicht dem Menschen verpflichtet ist, grenzt das schnell an Ausbeutung. Darum ist die taz auch eher instabil. Andere Zeitungen haben einen Patriarchen, der zwar alleine entscheidet, den Mitarbeitern aber immer das Gefühl gibt, gute Arbeit geleistet zu haben. Dadurch bleiben sie lange dabei. Zwar geht es dem Patriarchen erst mal nur ums Geld, es führt aber auch dazu, dass die Linie der Zeitung dauerhaft glaubwürdig vertreten werden kann. Bei der taz ist es umgekehrt. Es soll nicht ums Geld gehen, sondern nur um die Sache. Das entfacht aber einen Wettkampf, wer die Sache am besten vertreten kann. Dadurch entsteht eine so hohe Fluktuation, dass man der taz am Ende nicht mal mehr die Sache abnimmt. Außer Julia Seeliger, Ines Pohl, Bascha Mika und Steffen Grimberg erkenne ich keine Namen wieder. Der Rest sind wahrscheinlich viele freie Redakteure. Da es nur um die Sache geht und nicht ums Geld oder Ansehen, gibt es auch kein Interesse, Redakteure zu behalten, die anderer Meinung sind. Ich sehe das nicht nur bei der taz. Bei den Grünen oder Extra 3 ist es ähnlich. Ein Sammelbecken für junge Idealisten, das statt der geforderten Bestimmtheit selbst Beliebigkeit lebt. Und dazu die Leute, die immer noch junge Idealisten sein wollen. Es braucht zwar solche Institutionen, man wird aber durch ständige Kritik an anderen nicht automatisch selbst ein besserer Mensch.

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