vontazlab 14.04.2012

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Innenansichten, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Von Svenja Bednarczyk

Von links schimpfen: Deniz Yücel, Isabel Lott, Doris Akrap, Christian Füller und Kai Schlieter. Foto: David Oliveira
Von links schimpfen: Deniz Yücel, Isabel Lott, Doris Akrap, Christian Füller und Kai Schlieter. Foto: David Oliveira
Es spielen: Christian Füller, Deniz Yücel, Isabell Lott, Julia Seeliger, Kai Schlieter, Doris Akrap als die Moderatorin und viele Zuschauer und Zuschauerinnen auf dem tazlab.

Bühnenaufbau: Zwei Tische stehen auf der Bühne. Darauf und daneben viele Gläser, sechs Flaschen Sekt, passend dazu sechs Redakteure. Musik aus der Nachbarshalle schallt herüber.

Frau aus dem Publikum: „Ich rege mich schrecklich über dieses Format auf. Muss man denn immer so unfreundlich miteinander reden?“ (Die Musik aus der Nachbarshalle ist sehr laut)

Isabel Lott „Schreien Sie nicht so!“ (Die Musik aus der Nachbarshalle ist sehr laut)

Sie: „Ich schimpfe ja auch nicht gerne, aber dieses Format hier… Immer dieses Schimpfen. Das regt mich so auf.“ (Die Musik aus der Nachbarshalle ist sehr laut)

Die Moderatorin: „Haben Sie die taz denn heute schon gelesen?“ (Die Musik aus der Nachbarshalle ist sehr laut)

Sie: „Ich kann nicht lesen“ (Die Musik aus der Nachbarshalle ist sehr laut)

Christian Füller: „Damit sind sie ein typischer Tazleser“ (Die Musik aus der Nachbarshalle ist sehr laut)

Deniz Yücel: Die meisten Abonennten und Genossinnen bezahlen die taz ohne sie zu lesen. Das ist doch super. Wir müssen nur so viele Genossinnen finden, die die Idee finanzieren und müssen irgendwann gar nicht mehr produzieren. (Die Musik aus der Nachbarshalle ist sehr laut)

Zuschauer geht nach vorne, in die Nachbarshalle und schreit: „Ruhe verdammt!“ (Die Musik aus der Nachbarshalle ist sehr laut)

Andre Frau aus dem Publikum sagt irgendwas feministisches zur taz am Frauentag. Irgendwas an dem Titelbild passt ihr nicht. (Die Musik aus der Nachbarshalle ist sehr laut)

Musik wird leiser…

Isabel Lott: „Ich möchte mal wissen. wie man Leute wie euch zufriedenstellen kann. Ihr Leser seid zu prüde.“

Frau aus dem Publikum: „Das ist ja die reinste Leserverarsche hier!“

Moderatorin: „Auf unserer Twitterseite…“

Mann aus dem Publikum (unterbrechend): „Hallo? Hallo? Warum muss man denn immer streiten?“

Julia Seeliger schimpft, Christian Füller lacht. Foto: David Oliveira
Julia Seeliger schimpft, Christian Füller lacht. Foto: David Oliveira
Deniz Yücel: „Was soll diese Hippiescheiße, schneid dir mal die Haare ab! Der Zeitungsleser liest die Zeitung, nicht um Aktuelles zu erfahren, sondern um seine eigene Meinung dargestellt zu finden. In der Redaktion herrscht Meinungsfreiheit. Die Meinungen sind heterogen. Und der Leser regt sich auf, wenn die Meinung des taz-Redakteurs anderes ist, als seine eigene.“

Andere Frau aus dem Publikum: „Die taz Redakteure haben aber nur eine Meinung vom DEM Leser.“

Christian Füller: „Die Redakteure finden heterogen toll. Deswegen darfst du auch sprechen.“

Deniz Yücel: „Wir brauchen keine Leser, das hatten wir vorhin schon.“

Christian Füller: „Andere Verlagshäuser haben nur einen Verleger. Der kann einen anschnauzen oder feuern. Hier haben wir 10.000 Verleger, die alle meinen, uns anschnauzen zu können“

Deniz Yücel: „Falsch. Die Genossen lesen ja nicht. Sie investieren, haben aber nichts zu melden. Das ist das Wunderbare an dem System.“

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https://blogs.taz.de/hausblog/das-grose-schimpfen-eine-essenz/

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kommentare

  • Bisschen schlapp, das Geschimpfe.

    Dennis Yücel ist cool. Könntest du nicht bei meiner Tante in Duisburg bei den Piraten anfangen? Die braucht nicht nur keine Leser – die kann gar nicht lesen. Piraten sind ja bekanntlich auf einem Auge blind – vor lauter Surfen mit Smart-Phones brauchte die schon mit 17einhalb eine Lesebrille für das andere Auge. Und irgendwann wars dann ganz aus. Apple baut schon jetzt einen Entschädigungsfonds auf für die.

    Dabei fand ich jetzt zum ersten Mal seit 1977 die TAZ halbwegs interessant. Eine tolle Geschichte zum Aufbau einer Gemeinwohl-Ökonomie stand in der Sonn-Taz, verständlich geschrieben, ohne Shitstorm-Gelaber oder alte Hippiekacke von System-Immanenz, das falsche Leben bei der richtigen Zeitung.

    Neulich habe ich als TAZ-Abonnent zum ersten Mal
    seit dem Beginn der Küppersbusch-Kolummne – die zum ersten Mal während der Suffragetten-Bewegung erschien –
    eine Nachricht in der TAZ gelesen, die ich nicht schon drei Tage vorher beim BBC, im internet, in der Tagesschau bzw. im Wrangelkiez gehört, gesehen oder gerochen hatte.
    Es ging um Neukölln.

    Das finde ich bei der TAZ so gut – sie transzendiert jegliche Tagesaktualität. Drei Tage oder drei Wochen später kommentiert sie Dinge, die wirklich wichtig sind, aber in der Spassgesellschaft längst schon in Vergessenheit geraten sind. Da wird ein Hertha – Trainer entlassen, eine Woche später wird dazu in der Taz ein Psychiater befragt!

    So leben wir! Ich lese selbst nur noch Bücher aus dem 1-Euro Antiquariat in der Wrangelstraße. Denn wers noch nicht gemerkt hat – die Gesellschaft dreht sich im Kreis – was vorgestern akut war, ist übermorgen ganz bestimmt in. Liquid heisst flüssig, Occupy heisst Besetzen, und ‘nur mit Wasser kochen ‘ heisst Bubble-Tea.

    Tschüss, Generation Stöpsel – lebt gut!

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