von 20.04.2013

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Von Martin Niewendick

Paul Nolte, Mariam Lau, Ines Pohl, Hans-Christian Ströbele, Foto: Wolfgang Borrs

Man könnte sagen, die Seele der Grünen hat den Saal okkupiert. Viele ergraute Männer und Frauen in den Sechzigern, viele Hippie-Schals, Jutebeutel. Gediegenes Bildungsbürgertum. Auf dem Podium Ines Pohl und Hans-Christian Ströbele, der Historiker Paul Nolte und die Zeit-Journalistin Mariam Lau.

Paul Nolte spricht von einem „Spagat“ zwischen Stammklientel und Restbevölkerung, den die Grünen machten. Er fragt sich, wie lange die Partei das noch durchhalte. Ströbele ist mit diesem Begriff nicht ganz einverstanden. Er erzählt von der Geschichte seiner Partei, von Forderungen, für die man früher ausgelacht worden sei. Rückblickend müsse man festhalten: „Die Grünen haben recht gehabt!“

Angesprochen auf das Thema Hartz IV – und die grüne Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt, die sich damals für die Reform ausgesprochen hatte -, sagt er: „Darüber rede ich auch mit meinen autonomen Freunden in Friedrichshain.“

Diskussion um Gewalt in Kreuzberg

Die Grünen, findet die Journalistin Mariam Lau, machten es sich mit ihren Widersprüchen zu gemütlich. Das „linke Wohlfühlprogramm“ beinhalte wenig Konkretes und umschiffe kontroverse Themen bewusst. Ihr Beispiel: Gewalt in Kreuzberg.

Ein Thema, mit dem eine emotionale Debatte vorprogrammiert ist. Tangiert es doch, was Lau „kulturelle Probleme“ nennt. Ströbele verweist darauf, „ja nicht der Bezirksbürgermeister“ zu sein. Er spricht von mehr Sozialarbeiterinnen an Schulen, von kleineren Schulklassen, mehr finanziellen Mitteln.

„Fehlendes Geld“, entgegnet Mariam Lau, „ist nicht das Problem.“ Die Forderung nach mehr Geld sei ein „typisches linkes Ausweichmanöver, wenn es kulturelle Probleme gibt.“ So sei es zum Beispiel nicht mit einer Aufstockung der Mittel getan, wenn Eltern ihre Kinder vom Schwimm- und Sportunterricht abmeldeten, und nie zu Elternabenden kämen.

Während Lau redet, macht sich im Publikum merklich Unmut breit. Es kommt zu empörten Zwischenrufen. Eine ehemalige Hauptschullehrerin aus dem Publikum sagt, sie finde zusätzliche Sozialarbeiter an Schulen „besser als Polizisten vor der Schule“.

Neue Erkenntnisse?

Das Publikum wird immer unruhiger, „eine Frechheit“ sei es, was Lau da sagt. Wütend meldet sich eine Frau, auch sie um die sechzig, Hippie-Schal, zu Wort. Sie wolle ihrer „Kollegin“, der ehemaligen Lehrerin, zustimmen. Und wird immer lauter. Am Ende ihres Redebeitrags stapft sie davon, „bürgerliche Schnepfe!“, zischt sie noch. Ines Pohl merkt, dass das hier etwas länger dauern könnte. Sie würgt die Debatte ab und verweist auf die „Speakers Corner“, in der man gerne später weiter diskutieren könne.

Die Kontroverse ist eine erfrischende Abwechslung in der Diskussion. Ansonsten kommt nichts zur Sprache, was als bahnbrechend neue Erkenntnis zu werten wäre. Hin und wieder ein paar Sätze, die erheitern. „Die Grünen quälen sich zu wenig“, zum Beispiel. Oder ob eine schwarz-grüne Koalition im Bund tatsächlich ein „frischer Wind” sei – oder eher “ein Hauch des Todes“.

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kommentare

  • Frau Lau soll besser wissen ,Warum manche Eltern Ihre Mädchen ( Tochter ) nicht in schwimmen schicken! Oder kaum in Eltern Abend kommen ,/Ob alle Eltern( Deutsche)sich Ihre Kindern / Eltern Abend intressiern ? Wie wäre .Wenn Sie von Ihrem Vater , Was bei bringen sollte ?

  • Mein subjektives Sicherheitsgefühl in Kreuzberg ist sehr gut. Wo ist Frau Lau so unterwegs, frage ich mich. Sind ihre Aussagen anhand von Zahlen nachvollziehbar? PKS oder so? Würde mich interessieren.

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