von 18.03.2014

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Innenansichten, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Bildschirmfoto - 18.03.2014 - 11:11:07In der Redaktion stecken wir besonders viel Aufwand und Herzblut in unsere Wochenendausgabe, aber unsere Eigentümer bewerten diese Ausgabe schlechter an als die normale Wochentags-taz. Bei einer Umfrage unter 4.915 Mitgliedern der taz-Genossenschaft erhielt die tägliche taz-Ausgabe die Durchschnittsnote 1,8. Die Wochenendausgabe, die dicker und teurer als die tägliche Ausgabe ist, erhält dagegen nur die Note 2,2 und liegt damit gleichauf mit dem kostenlosen taz.de und dem E-Paper.

Gleichzeitig ist unter den taz-Eigentümern die Hoffnung auf Besserung gering. Nur 5 Prozent sagen, es sei “sehr wahrscheinlich”, dass die Redaktion in Zukunft stärker auf individuelle Leserbedürfnisse eingehen werde. 40 Prozent halten das für “eher wahrscheinlich”, 47 Prozent für “eher unwahrscheinlich” und 8 Prozent für “sehr unwahrscheinlich”.

Bildschirmfoto - 18.03.2014 - 12:54:53Das zeigt, was für ungewöhnliche Eigentümer die taz hat: Sie besitzen die Anteile an der Zeitung gerade nicht, um Einfluss auf die Inhalte zu nehmen. Ganz im Gegenteil: 100 Prozent sagen, sie seien taz-Eigentümer geworden, “weil die taz unabhängig bleiben soll”. Das deckt sich mit den Erfahrungen auf der jährlichen Genossenschaftsversammlung: Die taz-Eigentümer nutzen die Veranstaltung, um sich über die taz zu informieren, und lehnen inhaltliche Entscheidungen ab. So beschloss die Versammlung etwa, sich mit einem Antrag auf bessere Bezahlung der Auslandskorrespondenten nicht inhaltlich zu befassen. Ein Antrag, in der taz keine Anzeigen der Atomlobby mehr abzudrucken, wurde mit überwältigender Mehrheit abgelehnt.

Bildschirmfoto - 18.03.2014 - 13:59:54Die taz gehört 13.483 Genossen, die taz-Anteile für 13,1 Millionen Euro gezeichnet haben. Ihre politische Ausrichtung unterscheidet sich wesentlich von der Gesamtbevölkerung: 52 Prozent wählen die Grünen, 32 Prozent die Linken. Die beiden Parteien, die bei der Bundestagswahl im September nicht mal ein Fünftel der Stimmen erhielt, hätte unter den taz-Eigentümern eine satte Vier-Fünftel-Mehrheit. Die FDP kommt auf nur 0,4 Prozent, CDU und CSU erhalten zusammen 0,8 Prozent, die Piraten 2,2 Prozent und die SPD immerhin 7,6 Prozent. 3 Prozent der taz-Eigentümer geben zu, dass sie nicht wählen gehen (genauso gaben auch 3 Prozent zu, dass sie die taz nicht lesen, weder gedruckt noch über das Internet).

Nur 56 Prozent der taz-Eigentümer lesen die taz auch täglich. 20 Prozent kommen drei bis fünf Mal pro Woche dazu. 9 Prozent lesen die taz nur am Wochenende und 15 Prozent sogar noch seltener. Die Lektüre der gedruckten Ausgabe dauert an einem Wochentag im Schnitt 38 Minuten und am Wochenende 61 Minuten, www.taz.de dagegen nur 10 Minuten.

Dieses Hausblog übrigens stößt bei den taz-Eigentümern weitgehend auf Desinteresse: 71 Prozent kommen hier nie vorbei, 23 Prozent nur selten.

Für die Untersuchung haben Professor Bernd Blöbaum und Dorothee Ohle vom Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster zwischen dem 23. Januar 17. Februar die taz-Eigentümer befragt. Am Montagabend stellten beide die Ergebnisse vor den eingeladenen taz-Genossen vor.

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https://blogs.taz.de/hausblog/schlechtere-noten-fuer-diewochenendausgabe/

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kommentare

  • […] Die Resonanz: Im März gab es 96.300 Zugriffe auf die Seiten des Hausblogs. Das Medium Magazin kürte mich 2010 zum “Newcomer des Jahres” und lobte, “wie er seine selbstkritische Grundhaltung öffentlich dokumentiert und so den Lesern die journalistische Arbeit transparent macht”. Allerdings bin ich grandios daran gescheitert, die Mitglieder der taz-Genossenschaft zu erreichen, bei denen ein besonderes Interesse an der taz vorausgesetzt werden kann und die damit zur Haupt-Zielgruppe gehören: 71 Prozent haben hier noch nie vorbeigeschaut, weitere 23 Prozent nur selten – so war es im Hausblog zu lesen. […]

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