von 23.03.2014

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Innenansichten, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Wenn ich irgendwo erzähle, dass die taz für 20 Millionen Euro bis zum Jahr 2017 ein neues Haus bauen will, höre ich immer:

Die Medien stecken doch in der Krise! Gibt es euch in ein paar Jahren überhaupt noch?

taz-einnahmenNun, die Medienkrise ist an der taz bisher vorbeigegangen. Bei anderen Verlagen gingen in den letzten Jahrzehnten die Einnahmen zurück – durch das Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000, durch die Verlagerung von Werbung aus den gedruckten Zeitungen ins Internet oder durch die Banken- und Finanzkrise seit 2007. Andere Verlage waren daher gezwungen, viele Mitarbeiter zu entlassen, die Redaktionen verschiedener Zeitungen zusammenzulegen oder sie gleich ganz zu schließen. Bei der taz sind wir dagegen in der erfreulichen Lage, dass unsere Einnahmen kontinuierlich wachsen: In den letzten 20 Jahren um 110 Prozent (und damit deutlich überhalb des inflationsbedingten Preisanstiegs von 42 Prozent in diesem Zeitraum). Derzeit nehmen wir rund 26 Millionen Euro pro Jahr ein. Verantworlich für dieses Wachstum sind drei wesentliche Faktoren:

anzeigenerloese– Stabile Werbeeinnahmen. Anderen Verlagen macht zu schaffen, dass sie ihr Geschäftsmodell zu einem großen Teil auf Anzeigenerlösen gebaut hatten dass und diese Erlöse in den letzten beiden Jahrzehnten massiv einbrachen. Nicht so bei der taz: Wir hatten schon immer wenige Anzeigen. Und diese wenigen Anzeigen sind nicht weggebrochen, sondern recht stabil geblieben: Unsere Anzeigenerlöse lagen zuletzt bei 2,5 Millionen Euro, das sind 23 Prozent mehr als 1992. Ursache dieser Anzeigen-Stabilität: Die taz hatte immer schon andere Anzeigenkunden. Bei uns werben kaum Konzerne mit großflächigen imageverbessernden Anzeigen. Wir hatten noch nie “Schweinebauch-Anzeigen” mit den Sonderangeboten von Aldi und Media Markt. Die Anzeigenkunden der taz kommen eher aus dem alternativen, ökologischen und nachhaltig wirtschaftenden Sektor.

– Neue Angebote. Auch die taz verkauft weniger Print-Abos und verliert dadurch Einnahmen. Aber dieser Einnahmenrückgang wird durch neue Angebote mehr als ausgeglichen. Zu unseren neuen Umsatzbringern zählt das Wochenend-Abo (1,74 Millionen Euro), das ePaper-Abo (890.000 Euro), die Le Monde diplomatique (440.000 Euro) mit ihren Editionen und dem Atlas der Globalisierung (zusammen 700.000 Euro), der taz-Shop (800.000 Euro) und das taz-Café (300.000 Euro). Zusammen sind das 4,9 Millionen Euro oder 19 Prozent unserer Gesamteinnahmen. Unbedeutend ist dagegen im Vergleich das freiwillige Bezahlen für taz.de-Artikel mit aktuell rund 130.000 Euro im Jahr (entspricht 0,5 Prozent unserer Gesamteinnahmen). Übrigens ist uns nicht jedes neue Angebot geglückt: Den Versuch, mit einem Regionalteil für NRW dort viele zusätzliche neue Abonnenten zu gewinnen, haben wir 2007 wieder aufgegeben.

– Ein einzigartiges Geschäftsmodell. Wir haben solidarische Abonnenten, die ihren Abopreis frei wählen können und von denen 75 Prozent mehr zahlen, als sie müssten. Wir haben 13.493 Eigentümer, die keine jährliche Rendite wollen, sondern die jährlich mehr Geld an Eigenkapital zuschießen, um neue Investitionen zu finanzieren. Wir haben eine Redaktion voller Journalisten, die sich von keinem Anzeigenkunden beeinflussen lassen und die daher unabhängigen, kritischen und engagierten Journalismus machen. Dieses Geschäftsmodell ist nicht in der Krise. Dieses Geschäftsmodell floriert.

Bildschirmfoto - 23.03.2014 - 20:52:14Und so ist die taz in einer glücklichen Situation: Seit 1992 konnten wir unsere Ausgaben für Löhne und Gehälter um 123 Prozent steigern. Das heißt aber nicht, dass die Gehälter der Redakteure so stark gestiegen sind. Für einen erheblichen Teil des Betrages haben wir zusätzliche Leute eingestellt, um besseren Journalismus zu machen und die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen. Dadurch wurde es natürlich über die Jahre immer enger im taz-Gebäude. Inzwischen sitzt ein Drittel der Belegschaft in angemieteten Flächen außerhalb des Haupthauses. In dem neuen Gebäude passen wir endlich wieder alle unter ein Dach. Das lohnt sich irgendwann auch finanziell, weil wir die Kosten für den Neubau ja mit den Jahren durch die gesparten Mietausgaben wieder hereinholen. Wir planen da ganz langfristig.

Siehe auch: Tabelle mit allen Umsatzerlösen, Anzeigenerlösen und Personalausgaben seit 1992

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https://blogs.taz.de/hausblog/warum-die-taz-sich-ein-neues-haus-baut/

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kommentare

  • Also für 20 Millionen Euro hätte ich in 20 deutschen Großstädten jeweils ein Haus gekauft. Die Taz muss meiner Meinung nach für 20 Millionen Euro bauen. Vermutlich werden daraus am Ende 40 Millionen Euro und die Genissenschaft ist pleite.

    • nein, es ist falsch. Ihre Darstellung.

      Die taz ist ein Arbeitgeber, der sich mehr als Andere um die Eigenen kümmert. (Wie war das doch gleich mit Lidl und den Mitarbeitern, na Mahlzeit).
      Dies äußert sich nicht unbedingt in der finanziellen Vergütung, (so schwarz auf weiß, in Zahlen) sondern in einer freundlichen Mitarbeiterpolitik.
      Die taz ist keine Bank. es zählen keine Zahlen, es Zählen Menschen,
      Der Arbeitgeber ermöglicht eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre, angenehmen Zeiten, viel Urlaub, Verständnis für Krankheit, vergünstigte Reisen, Weiterbildungen usw.
      Die Taz kümmert sich um Mitarbeiter mit Kind, sehr.

      Es gibt faire Zuschläge für Verantwortungsbreiche.

      Die taz hat eine der geringsten Mitarbeiterfluktuation in Deutschland und ich kann mich an keine einzige Entlassung erinnern. Wer wünscht sich nicht diese Sicherheit im Leben.

  • Wow – das ist ja wahrlich eine Erfolgsgeschichte!

    Ich finde es gut und richtig,lieber mehr Leute einzustellen als die Gehälter zu erhöhen. Das Niveau reicht aus für einen bescheidenen Lebensstil und erreicht zudem, dass die Journalisten und Redakteurinnen wegen der besonderen Möglichkeiten bzw. des spezifischen Profils bei der TAZ arbeiten – und nicht wegen des Geldes.

    Macht weiter so!

    • Den taz-Haustarif gibt es hier als PDF: http://blogs.taz.de/hausblog/files/2013/12/haustarif-taz.pdf

      Der Haustarif besteht aus einem Grundgehalt und einer Reihe von Zulagen. Das Grundgehalt ist gestaffelt nach Berufsjahren – damit sind nicht die Jahre in der taz gemeint, sondern die Jahre seit dem Beginn der Arbeit als Journalist. Ein abgeschlossenes Hochschulstudium wird als zwei Berufsjahre gewertet, so dass Berufseinsteiger dann gleich im dritten Berufsjahr anfangen. In der hier ausgeschriebenen Gehaltsgruppe 5 gibt es im ersten und zweiten Berufsjahr 1563,90 Euro als Grundgehalt, im dritten und vierten Berufsjahr sind es 1775,21 Euro, im fünften und sechsten Berufsjahr 1886,50 Euro und danach 2028,47 Euro.

      Für regelmäßige Sonntagsarbeit (ca alle zwei Wochen) wie bei dieser Stelle gibt es eine Zulage von 115,04 Euro. Zudem gibt es einen Fahrtkostenzuschuss von 58 Euro. Für das erste Kind gibt es eine Zulage von 204,52 Euro, für jedes weitere Kind 153,30 Euro. Darüber hinaus schließt die taz beim Versorgungswerk der Presse eine private Altersvorsorge für ihre Mitarbeiter ab (nach einer gewissen Dauer der Betriebszugehörigkeit – nach meiner Erinnerung ein Jahr) und zahlt dort 120 Euro im Monat ein.

      Die Zahlen sind allerdings nicht mehr ganz aktuell, zum 1. März gab es eine Gehaltserhöhung um 2,5 Prozent und ich habe die neue Tabelle noch nicht.

      Nach einem Jahr Betriebszugehörigkeit wird jeder Mitarbeiter außerdem Mitglied im höchsten Entscheidungsgremium der taz, der “Versammlung der Mitarbeitenden”, die Vorstandsmitglieder wählt. Der Vorstand entscheidet unter anderem über die Höhe des Haustarifs, er kann auch die Chefredaktion abberufen und neu besetzen. In der Vergangenheit haben wir uns meist entschieden, lieber mehr Leute einzustellen als die Löhne stärker zu erhöhen.

      • Zu deutsch: Nein, die taz zahlt keinen Tariflohn, sondern nur die Hälfte. Laut normalem Zeitungs-Tarifvertrag bekommt ein Redakteur im vierten Berufsjahr 3519 Euro brutto, einer im siebten 4.060 Euro. Dazu kommen Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld.
        Taz-Redakteure verdienen soviel wie anderswo die Volontäre – laut Tarifvertrag im 2. Ausbildungsjahr 2065 Euro.

        Wieviel der Redakteure arbeiten denn Volleit und wieviele arbeiten Teilzeit und haben einen lukrativen, will heißen lebensfinanzierenden Zweitjob?

        • Wie viele Redakteure einen Zweitjob haben, ist uns nicht bekann, da niemand verpflichtet ist, seinen Zweitjob bei der taz zu melden.

          Es stimmt, dass der taz-Haustarif deutlich unter dem Tariflohn liegt. Das hat viele Nachteile, weil man sich dann in seinen Bedürfnissen stärker einschränken muss, als wenn man mehr Geld hätte. Ich habe auch schon erläutert, warum die Mitarbeiter das so entschieden haben: Weil wir lieber ein paar mehr Leute anstellen als uns höhere Löhne zu zahlen. Es stimmt allerdings nicht, dass ein Zweitjob zur Lebensfinanzierung notwendig ist. Problematisch wird es allerdings, wenn man von einem Gehalt auch zwei Kinder, Auto und Urlaube bezahlen will. Dann sollte man entweder geerbt haben oder einen Partner, der ebenfalls Geld verdient. Die meisten taz-Redakteure wollen allerdings ohnehin nicht in einem Alleinverdiener-Modell leben, in dem ein Partner alleine Geld verdient und der andere sich um Kinder und Haushalt kümmert.

          Mehr zum Thema: http://blogs.taz.de/hausblog/2011/10/25/warum_ich_nicht_mehr_fuer_die_taz_arbeite/

          • Sorry aber damit ist die taz für mich gestorben. Bei meiner Frage hatte ich einen Gedanken: kann man davon leben? OK, ich habe gelernt, man kann nicht. Dann tut mal bitte auch nicht so sozial(istisch), wenn ihr es selber nicht seid. Naja, jedenfalls haben wir es mal diskutiert. Ist ja auch was wert.

          • Schade, dass die taz jetzt für Sie gestorben ist! Wie ist denn Ihre Abo-Nummer? Dann kann ich Ihr Abo hier gleich canceln und Sie müssen sich um nichts weiter kümmern.

          • @Karl Meier: es soll ja Menschen geben, die nicht zuvorderst auf die Höhe der Bezahlung schauen, sondern auf die Arbeit, die Inhalte, die Rahmenbedingungen, die Möglichkeit zur Mitbestimung etc.
            Zudem KANN eine Person vom TAZ-Lohn leben – viele Arbeitsstellen sind heute nicht mehr dafür gedacht, eine ganze Familie zu unterhalten. In Berlin z.B. ist sowieso nurmehr jeder zehnte Haushalt eine solche “klassische” Familie. Die Zeiten haben sich geändert – nicht gemerkt?

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