vonandreas bull 26.01.2015

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Innenansichten, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Unerbittlich meldet Quartal für Quartal die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (IVW) die sinkenden Auflagen der Tageszeitungen. Mit fast siebeneinhalb Prozent Auflagenverlust im 4. Quartal 2014 gegenüber dem Vorjahreszeitraum erwischte es diesmal auch die taz – wie auf unserer internen Grafik oben abzulesen ist.

Zwei wesentliche Ursachen haben wir dafür ermittelt: die Konjunktur politischer Themen rund um die Bundestagswahl 2013 erhöhte die taz-Nachfrage; und zweitens hatten wir unsere Werbemaßnahmen seit Herbst 2013 vorwiegend auf das taz-Kernprodukt, die werktäglich gedruckte Ausgabe, ausgerichtet. Das führte zwar kurzfristig zum Anstieg der verkauften Auflage, verhinderte aber nicht deren langfristiges Bröckeln.

Dieses Schicksal teilt die taz mit der gesamten Branche, dagegen anzuwerben scheint wenig aussichtsreich. Weil wir uns aus Kapazitäts- und marketingtechnischen Gründen bei Werbeaktionen immer für ein Produkt entscheiden müssen und nicht gleichzeitig auch für ePaper und Wochenendabos werben können, litt die Entwicklung dieser sonst dynamischeren Produkte. Deshalb werben wir seit Oktober 2014 wieder verstärkt für das Abo der taz.am wochenende. Unsere LeserInnen haben seither 4.418 Testabos bestellt, von denen sich im Moment noch 2.481 im Testzeitraum befinden. Wichtig für nachhaltige Erträge sind aber vor allem jene 442 dauerhaften Abonnements der taz.am wochenende, um die der Bestand im selben Zeitraum wuchs.

Die Belastung unserer Printauflage hängt grundsätzlich auch mit der kostenfrei angebotenen “Konkurrenz” unserer Internetseite taz.de zusammen. Die Absicht dieser Publikationsstrategie ist, die taz und ihre Ambitionen über den Kreis der treuen LeserInnen hinaus bekannt zu machen und ihre aufklärende Wirkung auch dort zu verbreiten. Um dies dauerhaft zu finanzieren, rufen wir auf, freiwillig Beiträge für die Arbeit der taz.de-Redaktion zu leisten. Knapp 2.000 taz.de-NutzerInnen unterstützen uns bereits mit einem taz-zahl-ich-Abo. Bald auch Sie?

taz-Geschäftsführer Andreas Bull analysiert hier regelmäßig die Lage auf dem Zeitungsmarkt.

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https://blogs.taz.de/hausblog/die-bull-analyse-konkurrenz-im-eigenen-haus/

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kommentare

  • Hhm.

    Printauflagen sinken allgemein stärker als dass Online das kompensieren kann. Das Sinken der Auflage wäre auch ohne Online da, nur stärker. Insofern d’accord.

    Aber. Ich habe Print und Online abonniert. Folgendes Muster tritt bei mir regelmäßig auf. Am Vorabend einer neuen taz kann ich es nicht abwarten. Öffne sobald wie möglich gegen 20 Uhr meistens die Digitaz, scrolle dann eher gierig als sachlich die Ausgabe durch, und morgens, wenn dann meine taz im Briefkasten liegt, habe ich sehr viel weniger Lust darauf, sie richtig durchzulesen, so wie ich es täte, hätte ich sie nicht bereits am Vorabend durchgescrollt. Ich nehme mir also dann wieder vor, sie doch lieber erst morgens zu lesen, da ich das Nachrichtengeschehen dann gründlicher verarbeite, und abends kann ich es dann wieder nicht abwarten. Vielleicht bestelle ich Print irgendwann ab, wenn ich sowieso nicht zum Lesen komme. Für nur so zum Herumtragen ist mir ein Printabo zu schade. Ich weiß es noch nicht. Mein Medienkonsum ist wechselhaft. Um nicht zu sagen durcheinander. Gibt ja so viele Quellen online wie offline. Da das beste für sich rauszusuchen, keine einfache Aufgabe finde ich.

  • „Die Belastung der Printauflage“ hängt grundsätzlich nicht mit dem kostenfreien Angebot auf taz.de zusammen. Es gibt keinen empirischen Beleg für diese Kannibalisierungshypothese. Nicht nur gibt es keinen empirischen Beleg, es gibt nicht einmal eine anekdotische Evidenz dafür. Zumindest mir ist noch keinE einzigeR AbonnentIn irgendeiner Zeitung begegnet, der/die das Abo abbestellt hat mit der Begründung er oder sie läse diese Zeitung jetzt ja kostenlos online.

    • Ich hätte es besser gefunden, wenn die taz das Thema nicht hier massenmedial öffentlich mit Leserkommentar des Chefs von taz.de diskutiert, sondern intern. Siehe die für den Spiegel schädlichen Auseinandersetzungen zum gleichen Thema dort. Bei interner Auseinandersetzung wäre es mindestens zu einem Missverständnis weniger gekommen.

      • Ob solche öffentlichen Debatten schädlich sind, hängt davon ab, welches Image man als Medium nach außen vermitteln möchte. Wenn man wie ein Monolith wirken möchte, in dem es eine gemeinsame Blattlinie gibt und der es eine Führungspersönlichkeit mit unumstrittener Autorität gibt, dann können solche Debatten diesem Image offensichtlich schaden. Die taz ist nicht so – und wir wollen auch nicht so ein Bild von uns vermitteln. Die taz steht eher für Pluralität, Transparenz und Beteiligung der Leser durch die Genossenschaft.

        Meine Meinung zu dem strittigen Thema ist übrigens, dass die Frage, ob es eine Belastung der Printauflage durch taz.de gibt, irrelevant ist. Der Zweck der taz ist schließlich nicht, möglichst viele schwarze Farbe auf tote Bäume zu drucken. Sondern der Zweck der taz ist, guten Journalismus zu machen und damit möglichst viele Menschen zu erreichen. Um guten Journalismus zu machen braucht man natürlich auch Geld – aber Geld ist nicht unser Problem. Die Einnahmen der taz steigen seit zwei Jahrzehnten kontinuierlich, Jahr für Jahr. Wir beschäftigen so viele Journalisten wie nie zuvor. Und wir erreichen damit so viele Menschen wie nie zuvor. Vor allem dank taz.de. Dort erreichen wir die Leser mit unseren Inhalten einfach sehr viel günstiger, effizienter und baumschonender.

    • Ich bin aber ein solcher anekdotischer Fall. Ich lese lange schon die taz auf meinem Telefon. Die gedruckte Ausgabe wanderte ungelesen in den Müll.

      Jetzt habe ich nur noch die taz am Wochenende. Das E-Abo für die Woche habe ich zwar, nutze es aber nicht. Es dient nur der Unterstützung. Bei Lesern ohne ein viertel Jahrhundert Abo kann diese Motivation sehr wohl fehlen. Das kostenlos Angebot reicht dann.

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