vonhausblog 25.09.2016

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Der taz.neubau kann in die Höhe wachsen, unter den Augen der tazlerInnen und mit prominenter politischer Begleitung wurde der Grundstein gelegt.

„Oft ist das ja nur Fake“, sagt Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin des Berliner Senats, am Freitagmittag, 23.09.2016, bei der Grundsteinlegung für den taz.neubau in Kreuzberg. „Aber Sie machen das richtig professionell.“

In strahlendem Sonnenschein hatte taz-Geschäftsführer Andreas Bull gerade ein paar wichtige Gaben – etwa die Baupläne auf einem USB-Stick, einen Comicstreifen von (C)TOM, die taz und den Schweizer Tagesanzeiger vom Tage, eine Schweizer Rappen-Münze, ein Erstausgabe-Set von Euro-Münzen und ein Schreiben von taz-Urgestein Fritz Teufel in eine kupferne Bulle gesteckt, und diese anschließend in einem vorbereiteten Platz in der Baugrube versenkt. „Da sieht man, wer immer an seiner Datsche bastelt“, kommentiert sein Kollege Karl-Heinz Ruch, während Andreas Bull routiniert frischen Beton auf die Bulle schippt.

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Tatsächlich hätte die taz sich für den symbolischen Moment der Grundsteinlegung keinen besseren Tag wünschen können. Der Spätsommer zeigte sich von seiner besten Seite, so manche Schwierigkeit mit dem torfigen Baugrund ist endlich überwunden und die Blaskapelle „IG Blech“ heizt den etwa 100 Gästen und MitarbeiterInnen in Zusammenarbeit mit der Mittagssonne ordentlich ein.

Ein offenes Haus

Bis hierher war es ein langer Weg. „Einhundert Betonpfähle wurden im Boden versenkt, damit das Haus sicher steht“, erklärt Ruch in seiner Begrüßung – und dafür mussten erst einmal die Pfahl- und Betonreste der Vorgängerbauten aus dem Boden entfernt werden.

„Ein offenes Haus, das sagt sich so einfach“, erklärt Architekt Wim Eckert. In der Physik sei ein offenes System eines, das „mit der direkten Umgebung im Austausch steht“, so der Schweizer Architekt. Und genau so solle auch das neue taz-Haus verstanden werden.

Auch Lüscher liest das Projekt des taz.neubau als ein besonderes Vorhaben: der taz.neubau sei nicht investorengetrieben, sondern ebenso inhaltsgetrieben, wie sie in ihrer Ansprache erklärt. Wo „nicht nur das Geld zählt, sondern auch soziale und gesellschaftliche Aspekte“. Für sie ist das Bauvorhaben der taz, im Zusammenspiel mit den drei benachbarten Bau-Projekten, „ein Nukleus, wie es anders gehen kann bei der Stadtentwicklung.“

Zusammen mit den beiden taz-Geschäftsführern, dem Architekten, vielen tazlern und den Bauarbeitern steht die Senatsbaudirektorin mitten im zukünftigen Keller der taz, neben Kreissäge, Baukran und bergeweise Armierungsstahl.

Die vier Domizile der taz

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Vom oberen Rand der Baugrube verfolgt eine große Schar weiterer ZuschauerInnen die Zeremonie – und Hans-Christian Ströbele. Dass er am oberen Rand bleibe, sei aber nicht symbolisch zu verstehen, verkündet der Grünenpolitiker und Bundestagsabgeordnete. Ihm sei bloß die Treppe zu steil. Der 77-Jährige richte seine Grußworte nicht als Politiker an die Anwesenden, wie Geschäftsführer Ruch betont – „sondern als taz-Gründer und Genosse.“

Dies sei bereits das vierte Domizil der taz, erinnert sich Ströbele. Und jedes habe Symbolwert gehabt: vom ersten Unterschlupf in einem Ladenlokal in der Charlottenburger Suarezstraße, in dem er auf Karteikarten die Vorausabos für das neue Projekt einer linken, radikalen Tageszeitung sortierte. Über den schmucklosen Nachkriegsbetonbau in der Weddinger Wattsraße. Bis hin zum Gebäude in der Rudi-Dutschke-Straße – ehemals Kochstraße – mit dem die taz sich im alten Berliner Zeitungsviertel und somit als Player unter den etablierten Zeitungen etablieren wollte.

Der Baukran surrt, ein behelmter Bauarbeiter wird auf einer Maschine stehend in die Höhe gehoben, ein Betonmisch-LKW liefert prasselnd seine Ladung ab. „Auch der Neubau ist symbolisch“, sagt Ströbele. „Die taz rückt weiter von Springer weg“, und mit dem neuen und größeren Haus seien auch größere Wünsche und Erwartungen verbunden.

Er selbst wünsche sich als Genosse, dass das ein Haus ein Sammelpunkt in Berlin-Kreuzberg werde. Dass sich die Arbeitsbedingungen für die tazzlerInnen verbessern. „Und ich wünsche mir ganz vermessen, dass die taz eine linke – und ja, auch radikale – Zeitung bleibt.“

DINAH RIESE, Volontärin der taz; alle Fotos: Sebastian Wells

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