vonhausblog 21.02.2018

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Als sich am Wochenende alle Welt über die Freilassung von Deniz Yücel aus türkischer Untersuchungshaft freute, überzog die AfD ihn mit Hetze – die Partei- und Fraktionsspitze vorneweg. Jörg Meuthen hoffte, „dass Herr Yücel in türkischer Haft auch ein wenig zur Besinnung gekommen ist“. Alice Weidel sprach ihm gar ab, Journalist und Deutscher zu sein. Dass Yücel hier geboren ist und die deutsche Staatsbürgerschaft hat, ficht sie dabei nicht an. Rechtsstaatlichkeit? Nebensache! Wer ihr nicht passt, den sortiert Weidel mal so eben aus.

Jetzt hat sich die AfD-Fraktion auch für den Bundestag etwas ganz Besonderes ausgedacht. Geht es nach ihrem Antrag, sollen die Abgeordneten die Bundesregierung auffordern, einige Veröffentlichungen von Deniz Yücel zu missbilligen. Schließlich sei dieser von der Bundesregierung ja bevorzugt behandelt worden.

Dabei geht es um einige jener bissigen und satirischen Kolumnen, die der heutige Welt-Korrespondent in seiner Zeit als taz-Redakteur geschrieben hat – und in denen er auch mal den Bevölkerungsrückgang in Deutschland als „Völkersterben von seiner schönsten Seite“ bezeichnete, einmal gar „Buchautor Thilo S.“ einen weiteren Schlaganfall wünschte.

Das brachte der taz eine Unterlassungsklage und eine empfindliche Geldentschädigung ein – und trieb Deniz zu einer Klarstellung. Er wünsche „jedem ein möglichst langes Leben frei von Krankheit“, schrieb er – insbesondere „erfolgreichen Buchautoren“, damit diese „die Chance gewinnen, etwas dazuzulernen und von Irrtümern abzulassen“.

Sabine am Orde, innenpolitische Korrespondentin der taz

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kommentare

  • Was in meinen Augen viel zu wenig herausgestellt wird (und auch hier nur einen NEbensatz erfährt).

    Es spielt keine Rolle ob man die Werke von Herrn Yücel mag, toll findet oder eben nicht. Rechtsstaatlichkeit und Schutz der Bürger gilt für alle.

    Das Verhalten derer die jetzt herumgiften legt nahe, welches Rechtsverständnis sie haben und wohl leben würden hätten sie die Macht. Hilfe vom Staat erhalten nur jene Staatsbürger die brav und gefällig sind, am besten auch nicht so einen komischen Nachnamen haben. Rechtsstaatlichkeit nur für die eigenen Leute.

    Der Rest? Den lassen wir gern in ausländischen Gefängnissen versauern, Pech gehabt!
    Recht von Rechts misst mit zweilerlei Maß.

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