vonJakob Werlitz 03.06.2017

taz Hausblog

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Das zweisprachige taz-Webportal taz.gazete hat den Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik erhalten. Im Rahmen des 3. Forums für Journalismuskritik beim Deutschlandfunk nahm Ebru Tasdemir den Preis  entgegen. Sie und ihre KollegInnen würden sich sehr  über die Anerkennung ihrer Arbeit zu einem so frühen Zeitpunkt des Projekts freuen, so Tasdemir.

Seit 2015 wird der Preis von der Initiative Nachrichtenaufklärung e. V. (INA) verliehen und soll Personen und Initiativen fördern, „die sich auf originelle und ausgewogene Weise kritisch mit dem Journalismus auseinandersetzen“. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Projekten, die „Probleme trotz kurzfristiger journalistischer Selektionskriterien nachhaltig in der Öffentlichkeit“ wachhalten und sich für unabhängigen Journalismus einsetzen.

Das Portal taz.gazete, ein Gemeinschaftsprojekt der taz und der taz Panter Stiftung, beschäftigt sich seit Anfang 2017 mit den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in der Türkei – auf türkisch und auf deutsch. So setzt sich das internationale JournalistInnenteam für mehr Meinungsvielfalt zu Türkei-bezogenen Themen ein und gibt unabhängigen JournalistInnen vor Ort eine Stimme.

In der Türkei wird journalistisches Arbeiten zunehmend unmöglich

Dass taz.gazete genau auf diese Weise zu einer kritischen Öffentlichkeit inner- und außerhalb der Türkei beiträgt, unterstrich Günter Wallraff, der erstmalig selbst die Laudatio auf die PreisträgerInnen hielt, in seiner Rede. Und auch Barbara Junge, stellvertretende Chefredakteurin der taz, betonte diese zentrale Zielsetzung des Projekts in ihrer Stellung: Mehr und mehr würde die Demokratie in der Türkei durch durch eine Willkürherrschaft abgelöst und im Zuge dessen „Journalist/inn/en bedroht, ihrer Arbeitsmöglichkeiten beraubt und inhaftiert. taz.gazete ist unsere Antwort. Zusammen mit anderen Plattformen schaffen wir einen Raum für die kritische Öffentlichkeit. Die Situation in der Türkei geht uns alle an“, so Junge.

Umso erfreulicher, dass in diesem Jahr erstmals auch ein zweiter Preis an Ahmet Sik vergeben wurde. Der türkische Autor, Journalist und Gewerkschafter befindet sich derzeit ebenso wie der ehemalige taz-Redakteur Deniz Yücel und viele weitere KollegInnen in türkischer Haft und wartet vergebens auf einen rechtsstaatlichen Prozess. Im Dezember vergangenen Jahres wurde er aufgrund eines Tweets festgenommen.

Auch Ahmet Sik augezeichnet – einer von 163 inhaftierten JournalistInnen

Fatma Aydemir, taz.gazete, begrüßte insbesondere die Entscheidung der Jury für den inhaftierten Kollegen: „Wir fühlen uns sehr geehrt, vor allem weil wir uns den Preis mit dem inhaftierten Kollegen Ahmet Sik teilen, der ein wahnsinnig profilierter Journalist ist. In diesem Zuge fordern wir als taz.gazete-Team weiterhin, dass er und die anderen 163 Journalist*innen, die derzeit in der Türkei in Haft sitzen, sofort freigelassen werden“. Das Preisgeld soll in die Texthonorare der freien Autor*innen in der Türkei fließen, „die Tag für Tag ihre Freiheit riskieren, um uns mit Nachrichten zu versorgen“, so Aydemir weiter.

Die Auszeichnung ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert und wurde in diesem Jahr zum dritten Mal vergeben. Bereits im Vorjahr hatte mit „Haber Nöbeti“ (News Watch) ein türkisches JournalistInnenteam die Auszeichnung erhalten. Einen weiteren, undotierten Preis erhielt neben taz.gazete und Ahmet Sik der Journalist und Soziologe Stefan Schulz für sein Buch „Redaktionsschluss“.

Die taz gratuliert dem Team der taz.gazete: Ali Celikkan, Canset Icpinar, Ebru Tasdemir, Elisabeth Kimmerle, Fatma Aydemir und Johanna Roth.

Bild: Initiative Nachrichtenaufklärung

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