von 09.10.2008

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Es ist trendy, angesichts der Internationalen Finanzkrise die gierigen Zocker, inkompetenten Bänker, naiven Anleger und verbrecherischen Strippenzieher an den Pranger zu stellen, inklusive Turbokapitalismus-Bashing.

Wer es etwas schlauer anstellt, kommt darauf, dass es sich dabei um das besonders entmenschte Antlitz des Kapitalismus handele, sozusagen um Auswüchse, die es zu regulieren gelte. Wer noch weiter nachdenkt, kommt auf den hohen Ungerechtigkeitsfaktor, der Formel „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren”. Und plötzlich verstehen alle was von Derivaten, Zertifikaten, Leerverkäufen und so Zeug. Und sind sich sehr einig, dass hier etwas getan werden muss.

Unaufgeregt erklärt Heiner Flassbeck in einem viel kommentierten taz-Artikel das Wesentliche: Den Unterschied zwischen Finanz- und Gütermärkten beispielsweise und stellt die Frage, wieso sich Maschinenbauer oder Kartoffelbauern so selten verspekulieren. Ist halt was anderes.

Das kapitalistisches Wirtschaften muss also erst ein derartig spektakuläres, systemgefährdendes Ausmaß an Falschheit annehmen, bevor es so massiv kritisiert wird, wie es derzeit geschieht. Weiß man nicht schon lange, dass das Eröffnen einer Bank ein weit größeres Verbrechen als der Überfall auf eine Bank ist?

Soweit sind wir also schon mal mit dem Trend.

Thema ist der Kapitalismus.

Na gut: Wie lange dauert es dann, bis wieder eine nennenswerte Zahl Mensch dahinter kommt, dass nicht nur mit Zockerei viel Geld verdient wird, sondern auch mit der Produktion von Waren und Dienstleistungen? Dass weder die internationale Arbeitsteilung noch die zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Kapitalisten und Ausgebeuteten, Herrn und Knecht, sonderlich gerecht ist? Wie muss denn der Kapitalismus sich krisenhaft entwickeln, bevor er wieder so spektakulär gebasht wird wie gerade angesichts suizidaler Broker? Wann ist Kapitalismus ohne Bankenskandal wieder Thema?

Wir bleiben dran.

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