vonHelmut Höge 31.12.2006

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt.

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Über die Jahresendzeit-Feiertage hatte man mich als Aushilfshausmeister bzw. als Brigadier verdonnert, die fünfte Etage in der Kochstraße 60 zu räumen, da sie an Künstler bzw. Galeristen vermietet wird. Die taz hatte dort vor zwei Jahren zwei Etagen für das Archiv angemietet – und dieses damit sozusagen ausgelagert, weil im sogenannten “Rudi-Dutschke-Haus” in der Kochstraße 18 (gegenüber) kein Platz mehr war – erst mal für die tazzwei-redaktion und dann jetzt auch für die neue online-redaktion. Das eigentliche Archiv in der ersten Etage darf zwar noch bis zum Jahresende 2007 in der Kochstraße 60 bleiben, aber die Archivhalden in der fünften Etage mußten bis zum Jahresende 2006 geräumt werden.

Da wir kurz zuvor gerade die zweite Ausgabe der deutsch-mongolischen Zeitschrift “Super-Nomad” fertig gestellt hatten, übernahm ich als Brigadier die mongolische Arbeitsgruppe gleich auch noch als Packer und Aktenträger. Es galt ungefähr 240 Meter Akten zu verpacken und in den ersten Stock zu schleppen, wo sich auch das Lager des taz-shops noch befindet. Damit waren wir nun täglich von 10 bis 19 Uhr beschäftigt – und morgen auch noch.

Das Haus Kochstraße 60 war früher das Domizil der berühmten “Wanderer-Werke”. Nun gehört es einer Erbengemeinschaft, die es über eine Hausverwaltung vermietet. Diese versuchte erst jahrelang glücklos Produktionsbetriebe dort reinzukriegen, aber einzig die taz ging dort nicht pleite bzw. nicht wieder raus. Schließlich entschied man sich für die Gentryfikation – angestachelt vom Florida-Kunsthype (die wir wiederum der postfaschistischen BILD-Kampagne über “Florida-Rolf” zu verdanken haben), d.h. man holte eine Galerie nach der anderen in die Wanderer-Werke und unters Dach kamen einige Künstler, wie man heute so sagt. Sie hoffen, es dort nun Florida-Rolf nachzutun, d.h. wenn schon nicht reich, dann wenigstens berühmt mit ihrer Kunst zu werden. Gleiches hoffen natürlich auch die Galeristen.

Aber viel wichtiger und interessanter als dieser ganze Blödsinn: Die Wanderer-Werke haben auch einen Hausmeister – und der baut nicht nur Poller bzw. besorgt sich welche (Photo folgt demnächst), sondern er bringt auch überall Hausmeisterprosa an:

Feuerlöscher

Rauchen verboten

Tür muß stets geschlossen sein

Achtung! Fluchttür nicht verstellen

Im Lastenaufzug – von Schindler (bekannt durch seine “List”) hängen darüberhinaus noch zwei Schilder:

Schindler-Service 24 Std. tgl.

und

Benutzung nur in Begleitung des Aufzugführers gestattet

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https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2006/12/31/hausmeisterprosa-34-2/

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