vonHelmut Höge 22.02.2007

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt.

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Man könnte hierbei vielleicht auch von einer “schleichendgeistig-moralischen Wende” sprechen. Als taz-aushilfshausmeister, aber auch als alter taz-autor mag ich manchmal gar nicht mehr so genau hinkucken – bei dem einen oder anderen taz-artikel. Aber dieses “Wegkucken” bringt es natürlich auch nicht, im Gegenteil.

Heute waren es u.a. ein oder zwei Artikel, die sich mit dem australischen Glühbirnenverbot befaßten: Dort will man demnächst nur noch “Energiesparlampen” dulden – aus ökologischen Gründen. Die taz-autoren haben das mehr oder weniger heftig begrüßt – a là “warum erst jetzt?”.

Dazu ist zu sagen: Die sogenannten “Energiesparlampen” – das sind umgebogene Leuchtstoffröhren, die viel zu teuer verkauft werden, sie sind giftig – quecksilberhaltig, was Entsorgungsprobleme macht und auch Gesundheitsprobleme, wenn sie einem im Haushalt zerbrechen. Sie werden großenteils in China unter menschenunwürdigen Sklavenbedingungen hergestellt. Im Sockel haben die elektronischen Bauteile eine eingebaute Lebensdauerbegrenzung, d.h. nach etwa 1000 mal ein und ausknipsen sind sie hin. Bei Kälte, also draußen, springen sie schlecht oder gar nicht an (das gilt natürlich für Australien weniger). Ihr Licht ist Scheiße, da kommt die Glühbirne unseren Augenbedingungen immer noch am nächsten, weil sie ähnlich wie die Sonne im Kleinen funktioniert.

Aber das entscheidende Argument gegenüber diesem idiotischen Australien-Vorstoß ist: In Privathaushalten verbraucht man heutzutage nur noch 7-8% des elektrischen Stroms für Licht, alles andere ist für Waschmaschine, Herd, Heizung, Klimanalage, Geschirrspüler, Toaster, Fön, Fernseher, Computer, Radio, CD-Player, Küchenmixgeräte, Eierkocher, Wecker, Staubsauger, Heizdecken etc.

Was will man da noch beim Lichtverbrauch sparen? Es sind wieder mal die Ärmsten, die Masse, die es bringen soll – während die Unternehmen und Handelshäuser mit immer üppigeren Lichtreklamen (LICHT-Reklame!) protzen. Und in ihren Büroräume nachts das Licht anlassen bzw. sogar irre Lichtspiele an der Fassade installieren. Der Potsdamer Platz wurde dabei schon fast zu einem Dauerweihnachtsbaum. Früher gab es in Berlin mal das Verbot von beweglicher Lichtreklame – um die Autofahrer nicht zu irrtieren. Aber schon beinahe in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989, als die DDR fiel, ließ Coca-Cola im Knick der Leipziger Straße – genau auf dem Haus, in dem sich die Stammkneipe von Klaus Gysi befand – eine erste riesige bewegliche Leuchtreklame installieren. Und vom Flugzeug aus sieht man inzwischen, dass auch die öffentliche Hand, die immer ärmer wird, immer mehr für die Illuminierung der Stadt ausgibt. Ja, jeder Piß-Schnellimbiß umrankt seinen Laden heute mit mindestens einer Lichterkette – und dazu noch drei vier Lichtreklameschilder von Lieferanten. Ohne diesen ganzen Lichtaufwand verkauft sich heute anscheinend nicht einmal mehr ein lächerliches Landserheft!

Es ist klar: Die Einkünfte der Massen werden weniger – aber das Angebot mehr, also müssen die Anbieter zu immer irrwitzigeren Werbemaßnahmen greifen, um ihren Scheiß los zu werden. Früher steckte nur Rolf Eden irgendwelche Arbeitslosen auf dem Kudamm in seine Werbeschilde und ließ sie umherwandernr, inzwischen laufen dort wie auch anderswo schon ganze Arbeitslosenbrigaden als Werbeteams mit Schildern herum – die blinken und flackern. Für die Telekom z.B..
Bei meinem letzten Gespräch mit einem Tester von Energiesparlampen meinte der: “Wir sind da ein bißchen auch auf die Hersteller reingefallen”…D.h. sie haben sich von deren blöden Energiesparargumenten einlullen lassen – als ebenfalls halb Ökoengagierte und wahrscheinlich Grünenwähler.

Das zweite “taz-thema” neben dem Glühbirnenverbot betraf die durch das weihnachtliche Reemtsmapaket “RAF” und durch die auf Bewährung freigelassenen RAF-Häftlinge erneut angefachte “RAF-Debatte”.

Dabei gingen BILD und BZ so weit, dass sie zwei Redakteure bzw. Reportagepraktikanten abstellten, die Eva Haule auf Schritt und Tritt “in der neuen Freiheit” folgten – und photographierten. Daraus wurden dann tägliche Steckbriefe: Die Terroristin Haule trägt graue Jeans, einen blauen Pullover, Sonnenbrille, sie ging die Brandenburgische Straße runter und bog dann in die Sowieso ein, wo sie einen Blumenladen betrat, in dem sie bis zum 31.10 ein Praktikum absolviert.

Analog zu ihrer damals erfolgreichen Berichterstattung über Rudi Dutschke und die Seinen, bei der einer ihrer Leser – Bachmann – schließlich motiviert genug war, Dutschke zu erschießen, wird hier nun im Falle von Eva Haule noch einmal ein anonymes Erschießungskommando gesammelt. Wenn man im Falle der Bild-Bachmann-Aktion, nach der die Forderung aufkam, den Springerkonzern zu enteignen, zur Not noch “Gegenwehr” geltend machen konnte: Also dass das springersche “Welt-Publikum” sich langsam von der internationalen Studentenbewegung und der chinesischen Kulturrevolution im Verein mit den ganzen Befreiungsbewegungen der Dritten Welt sowie auch in den USA selbst (Black Panther) bedroht fühlte – immerhin titelte damals sogar der Spiegel die “Revolution” geradezu herbei, nachdem de Gaulle aus Angst vor der Straße sich schon nach Deutschland geflüchtet hatte….

…Kann man nun in der neuerlichen Kampagne des Springerstiefelkonzerns nur noch feiges, faschistisches Nachtreten erkennen. Sie wollen, dass irgendein frustriertes kleines Arschloch, wie sie in und um Berlin zu tausenden herumlaufen, sich endlich aufrafft, um einmal noch mit dem großen Ganzen – der “Volksseele” – identisch sich zu fühlen. Die befreiende Tat: Eva Haule auf dem Weg zur Umschulungsmaßnahme umzulegen!

Und BILD/BZ können anschließend wochenlang mit O-Tönen und Bildern aus dem Knast die Hintergründe seiner “feigen Tat” verbraten. Vielleicht bekommen die beiden BZ-Frontschweine, sie heißen Jochen Gössmann und Benjamin Tiling – sogar einen Journalistenpreis dafür. Ersterer wohnt in der Passauerstraße 12, er verläßt täglich um 8 Uhr 30 das Haus und steigt in einen manilagrünen Fiat Panda; letzterer wohnt in der Friedrich-Eberstraße Nr 96 und verläßt das Haus täglich um 7 Uhr 30, um erst einmal im Frühlokal Ecke Dannenbergerstraße zu frühstücken. Usw.
“Derzeit geht es wieder um Hysterie und Lynchverlangen,” vermutet die Junge Welt, die Gössmann und Tilling als “Schnüffler” bezeichnet. Vor einigen Jahren habe ich die Wochenzeitung Zeit innerlich aus meinem Abnehmerverzeichnis für Texte gestrichen, als man mir vorschlug, ein Interview mit Lotte Ulbricht zu führen – statt einen Artikel über einen gerade erneut privatisierten ostdeutschen Betrieb, an dem man kein Interesse hatte. Kurz zuvor hatte bereits ein BILD-Journalist das selbe versucht gehabt, wobei er sich als ND-Reporter ausgegeben und zudem mit einem dicken Blumenstrauß bei Lotte Ulbricht an der Tür ihrer Pankower Wohnung geklingelt hatte. Die betagte Frau, aber immer noch bei der PDS in Pankow aktiv, hatte jedoch an seiner miesen Springervisage sofort erkannt, dass da ein grobes “Mißverständnis” vorliegen mußte – und ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen, nicht ohne ihm jedoch zuvor noch schnell den ebenso schönen wie teuren Blumenstrauß entrissen zu haben. Der Springerjournalist gab draufhin resigniert auf. Und Lotte Ulbricht schrieb einen fröhlichen Leserbrief an den N.D. über diesen unerfreulichen Vorfall, bei dem sie jedoch obsiegt hatte – und auch der N.D., wie sie hinzufügte, weil der Springerjournalist sich gerade mit dieser noch nicht gewendeten kommunistischen Zeitung und keiner anderen bei ihr Zutritt verschaffen wollte.

Zu der Zeit und auch noch lange danach arbeiteten manchmal Praktikanten in der taz, deren Kollegen oder Freunde in irgendeiner Springerzeitung – also schräg gegenüber der taz – untergekommen waren – ebenfalls als Praktikanten. Und manchmal trafen sie sich dann Mittags im Restaurant “Sale e Tabacchi”, das gleichzeitig die taz-kantine war. Dann nahmen also die Praktikanten an den “taz-tischen” im Restaurant Platz – vorher baten sie jedoch ihre Freunde, die taz-praktikanten, niemandem dort zu verraten, dass sie bei Springer arbeiten würden.

Das war also sozusagen die “jeistige Atmosphäre” damals, als man mich bat, wahrscheinlich wissend, dass ich gelegentlich auch für den ND auf der Wirtschaftsseite schrieb, ebenfalls bei Lotte Ulbricht mein Glück zu versuchen. Vom “Goldbgräberglück des Journalisten” sprach einmal Matussek oder Karasek oder Brubeck…

Ich erwiderte dem Redakteur nur: Sie will nicht interviewt werden. “Versuchen Sie es trotzdem,” bekam ich zur Antwort… To cut a long story short: Wir brauchen langsam wieder eine neue “Enteignet-Springer-Kampagne” – sie ist heute wichtiger als damals, u.U. sogar schon zu wichtig. Damals gab es außer der “Mottenpost” für die taz-berlinredaktion übrigens gar keine Springerpresse, die da morgens vom Hausmeister in die Postfächer der Redaktionen und leitenden Angestellten (mit Extrafächern) einsortiert wurde. Heute hat die taz dagegen 12 BILD, 3 BZ und mehrere WELT abonniert, fast jede Redaktion bekommt eine eigene BILD! Das ist ein schlechtes Zeichen.

Heraus kommen dabei taz-Artikel über die RAF, die absolut auf BILD-Niveau liegen: in denen z.B. – wie gestern – vom Recht der Kriegerwitwen auf die genaue Kenntnis der Lage des Grabes ihrer Ehemänner die Rede ist, dieses “Argument” wird da regelrecht reingebeamt – in den ganzen “RAF-Komplex” Und dazu ein Photo – riesig groß, das einen Finger am Abzug eines Colts zeigt! Wir reden hier von einer bewaffneten Gruppe, die 35 Menschen umbrachte, wobei 25 Guerillera oder so den Tod fanden. Das wird unumwunden in den Kontext von zwei Weltkriegen gestellt – verglichen, analogisiert.

Wir haben es im Falle der RAF jedoch mit Mord aus höheren Motiven zu tun – also nicht aus Habsucht, Eigensucht oder noch schrecklicheren “niederen Motiven”.

Gerade wurde in Texas der Geschäftsführer von Enron – dem einstigen Hoffnungsträger unter den Weltkonzernen, die die New Economy bedeuteten, zu 24 Jahren Haft verurteilt. Ihm wurden jede Menge niedrige Motive unterstellt. Und wer die darüber zuvor erschienenen Bestseller sowie den auf der Basis eines dieser Bücher erschienenen Enron-Film, den es inzwischen auch auf Deutsch gibt, gesehen hat, der wird dem zustimmen: Die Enron-Manager – als heftige, geradezu wilde Anhänger des “egoistischen Gens”, ebenfalls ein Bestseller – des englischen Biologen Dawkins – waren rechte Son of a Bitches. Und das ist noch zu harmlos ausgedrückt: Es waren wirklich miese Verbrecher! ein echter Schurkenkonzern, in dem die maßlose persönliche Bereicherung der Geschäftsführer noch fast das harmloseste Verbrechen war. Sie haben Millionen Menschen um ihr Gespartes, ihre Löhne und ihre Renten gebracht – und ganz Kalifornien (ausgerechnet!) in eine Energiekrise – bis zum Black-Out – gestürzt.

Auch hierbei hat die Schweinepresse des Kapitals gut mitgewirkt: Enron war auch ihr großer “Hoffnungsträger” – die Kurse des Konzerns nahmen geradezu Traumkurven an und nahezu jeder Politiker versuchte sich in der Gunst der Elpro-Manager zu sonnen. Es war die große Zeit der Deregulierung – und alle dabei auftretenden “Probleme” wurden damit begründet, dass eben noch nicht genug dereguliert worden sei.

Es war wie ein Wahn. Ich erinnere mich an eine sehr ernsthafte Arte-Redakteurin, die ein Forschungsstipendium bei den IT-Bastlern am M.I.T. bekam und sich dort theoretisch und praktisch mit einem kleinen Roboter beschäftigte. Als sie wiederkam, war auch sie voll von dieser wunderbaren “neuen Ökonomie” in Amerika und England überzeugt – und wie besoffen: Also dass es doch ganz prima sei, wenn die US-Arbeiter Aktien kaufen, um die Ausbildung ihrer Kinder zu sichern, d.h. später zu finanzieren. Der Einwand, dass das doch aber nur ginge, wenn eben genau diese Väter den Massenentlassungen zum Opfer fielen, weil nur so ihre eigenen Aktien an Wert gewännen – also duch Rationalisierungen, die dieses Shareholder-Value-System geradezu erzwinge. ..dieser Einwand galt erst, als Millionen dieser Väter ihre Aktien wirklich verloren. So wie hierzulande auch Manfred Krug erst in Verschiß im Osten geriet, als die Telekom-Aktie, für die er warb, abstürzte. Was jeder Ostler aber auch Westler sich hätte denken können – insofern er zuvor jahrzehntelang selbst Kunde bei der Reichs- bzw. Bundespost war und genau wußte, was das für ein Laden ist – der eben nur durch “Rationalisierung” in “Schwung” gebracht werden konnte, d.h. durch Massenentlassungen, Rentenklau, Lohnraub, Mobbing, goldene Handschläge, Bereichsverkäufe, Outsourcing, Stillegungen, Computerisierung, begrenzte Verträge usw. Wobei noch die Frage war: Wollen wir überhaupt eine Post in Schwung? Blödsinn! Mein Postamt in der Skalitzerstraße nennt sich jetzt z.B. “Finanzcenter”. Das muß man sich mal vorstellen! Und keine der Postbeamten darf mehr im Sitzen arbeiten! Das haben wir nicht gewollt! Aber nun ist es zu spät. Die Post – kann man schon fast vergessen, auch die noch bei ihr beschäftigten haben resigniert.
Es geht mir hierbei darum, dass man die weltweit verbrecherisch tätigen Enron-Manager nicht auf dem Höhepunkt ihres (Aktien-) Erfolgs zu 24 Jahren verknackte, sondern erst als sie mit ihrem schurkischen Tun am Ende waren – und Konkurs anmeldeten. Sie haben – mit Dawkins – nie ein Hehl draus gemacht, dass sie aus niedrigen und sogar “niedrigsten Motiven” handelten: im Gegenteil – sie waren stolz darauf. Und dafür wurden sie weltweit gefeiert!

Die Strafe kam erst, als sie nicht mehr weiter wußten – als ihnen keine neue noch verbrecherischere Idee mehr einfiel. Das war einzig der Grund, warum der oberste Geschäftsführer, der jetzt 24 Jahre bekam, schon einige Monate vor dem Absturz von Enron aus der Firma ausschied: Ihm fiel nichts mehr ein! Und das war das eigentliche Ende der “Geldmaschine” – und der Grund für seine hohe Strafe jetzt. Wir dürfen nicht vergessen, dass in weiten Teilen Amerikas das Geldmachen für eine Tugend gehalten wird…
Nun zurück zu Eva Haule, deren Haftentlassung nach 24 Jahren, für so viel Wind in der bürgerlichen Schweinepresse sorgte, dass sogar die taz tiefe nationale Töne anschlug, um es vorsichtig auszudrücken. Die selben Töne schlug dann ein anderer in bezug auf das “Glühbirnen-Verbot” an. Ich lasse es erst einmal noch dahingestellt, ob es zwischen Eva Haule und den Glühbirnen auch einen inneren Zusammenhang gibt.

Vom Arbeitgeberpräsidenten Schleyer, übrigens ein Oberrationalisierer vor dem Hern, weiß ich dagegen, dass er “The Brain behing Pa” war – nämlich hinter Heydrich in Prag. Allein dafür hätten ihn die Alliierten schon hinrichten müssen. Näheres dazu findet man in einem langen Artikel von Jürgen Roth, den “Die Aktion” (in Hamburg) kürzlich wiederveröffentlichte. Die Tschechen hätten ihn nach dem Krieg sicher erschossen, sie bekamen ihn jedoch nicht in ihre Hände. Aber auch in Israel freute man sich dann über den RAF-Mord an Schleyer – die Zeitungen titelten dort: “SS-Obersturmbannführer Schleyer” erschossen, obwohl er glaube ich “nur” Sturmbannführer war.

Wir haben es also hier mit einer grotesken Umdrehung der Werte zu tun – die bis in die taz die Meinungsbildung beherrscht: Nicht die erfolgreichen Topmanager werden ob ihrer Verbrechen aus niedersten Motiven verfolgt, sondern umgekehrt – jene wenigen – gescheiterten – Verbrecher, die aus höheren Motiven handeln.

So etwas Ähnliches gilt auch für die Zeit der ursprünglichen Akkumulation – und zwar für die Piraten: Nur jene – wenigen – wurden gehenkt und dann berühmt, die scheiterten, denen also die ursprüngliche Akkumulation nicht gelang, d.h. die Umwandlung von Schätzen – Kaperware – in Kaufmannskapital, das dann in legale Unternehmen gesteckt bzw. versteckt wurde. Diese “Glücklichen” sind fast alle anonym geblieben – sie wurden Gouverneure, Großhändler, Plantagenbesitzer usw.

“Waschen” nennt man diesen Vorgang – seit der Prohibition in Amerika, als die Mafia mit ihren Geldern jede Menge Wäschereien aufkaufte, um da hinein jeden Abend das illegale Geld aus dem Alkoholverkauf des Tages zu stecken. Es wurde dann ordentlich als Wäschereieinnahme verbucht – und auch versteuert.

Abschließend: Aus dem Haus Siemens hier und heute nur so viel – eine schöne kleine Schlagzeile aus der Berliner Zeitung, deren Wirtschaftsredaktion auch schon mal bessere Dichter beschäftigt hat (aber man muß nehmen, was man kriegt): “Siemens-Chef sieht sich in der Zielgeraden”

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https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2007/02/22/umdrehung-der-werte/

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kommentare

  • […] > Wer nicht in der Lage ist, sich der Realität mit klarem Verstand zu > stellen, ist schon so gut wie tot. Rolfilein – dieser nette Spruch hat soooooooo einen Bart – und er ist so naiv, vereinfachend, primitiv und unwahr. 1. Wie definierst du ‘Drogen’ bzw. ‘klarer Verstand’? Sind bei dir bestimmt nur “die bösen illegalen”, ne? (Möchte wissen wie klar du dich nach einer z.B. Operation oder einer durchfahrenen Nacht der Realität stellst. “Wie ein Held stellte sich Rolf -natürlich bei klarem Verstand- der Realität.” *prust*) 2. Wieso behauptest du Drogenkonsumenten wollten der Realität entfliehen? Hast du den Artikel gelesen? (Ist manchmal sehr hilfreich, wenn man THreads eröffnet…) ‘Drogen’ können Flucht-, Hilfs-, Genuss- oder bewusstseinsErweiternde-Mittel sein. (Medizin, Wein, Glücksspiel, Internet?) Und nur das ‘zu viel’ ist das Problem. Zuviel Fleich, zuviel Alk, zuviel Dope – es gibt IMMER Probleme bei der (vor allem in der ‘westlichen Zivilisation’ weit verbreiteten ) Maßlosigkeit des Konsums. Egal von was. Diese primitive schwarz-weiß Malerei (’Ich bin ja sooo ein guter und bewußt lebender Abstinenzler’…) ist vollkommen hilflos und nutzlos. Drogenkonsum (welcher art auch immer) besteht seit tausenden von Jahren. Und es wird sich auch durch ‘Weisheiten’ wie deine nichts an der Realität (welche du nicht wahrnimmst…) ändern. Prost Rob […]

  • Hallo Herr Höge,

    wir würden Ihren bemerkenswerten Text gerne in unserer Studierendenzeitschrift “Fool on the Hill” publizieren. Wenn Sie damit einverstanden sind, kontaktieren Sie uns bitte per Mail.

    Beste Grüße!

  • Also, das mit Schleyer ist aber arger Hütchenspieler-Relativismus: Nach dem Krieg wurden Nazis umgelegt, die Tschechen hätten’s vielleicht gemacht, die RAF hat sich getraut, hat aber nicht das Gewaltmonopol des Staates, welches bei Licht betrachtet und wenn’ hart auf hart kommt auch nur Terrorismus ist. Wo ist die Erbse?

  • Letzte Meldung über die Siemens-Gewerkschaft (aus Netzwerk IT):

    Bisher wird noch keine Betriebsratswahl bei Siemens angefochten, auch wenn die Beeinflussung durch Bestechung des AUB Vorsitzenden immer deutlicher wird.

    Daß die AUB eine von Siemens gesteuerte Gruppierung zur Unterminierung der Betriebsräte war, haben viele schon immer vermutet, ohne es belegen zu können. Die Verhaftung des AUB Vorsitzenden , der in 3 Jahren 14 Millionen vom Telekommunikationskonzern erhalten hatte, bringt an den Tag, wozu diese Gruppe zusammen mit dem Unternehmer Siemens diente.

    Die Gegenleistung der Unterminierung und Beeinflussung der Betriebsratswahlen läßt sich natürlich nicht nennen. Deshalb mußten Prüfer diese Bestechung aufgedeckt, die es in anderen Konzernen auch gab, beispielsweise bei VW, wo der Personalchef sich seine wichtigen Funktionäre kaufte.

    Daß damit der Unternehmer selbst seine eigenen Betriebsratswahlen torpediert hat, wird noch zu wenig diskutiert. Die inzwischen heftig gegen die Spaltergruppe wetternde IG-Metall hat allerdings auch noch nicht die Konsequenzen gezogen und alle Wahlen mit derart gesponserter AUB anzufechten oder zumindest sofortige Neuwahlen dort zu verlangen, wo die AUB derart eingekauft wurde.

  • Letzte Meldung über die “Post”:

    Um sich zu dynamisieren wollte die Deutsche Telekom über 1000 ihrer Beamte abschieben – und zwar in die Arbeitsämter, die selber dabei gerade dabei sind, sich zu dynamisieren und sich dazu schon mal in Arbeitsagenturen und Jobcenter umbenannt haben. Das war also das letzte, was sie jetzt noch bräuchten: über 1000 Postbeamte. 2000 hatten sie seit 2004 bereits übernehmen müssen – sie betreuen jetzt Langzeitarbeitslose. Und der Jammer darüber war so groß, das der Bundesarbeitsminister sich jetzt dagegen verwahrte, noch einen solchen Schwung Postbeamte zu übernehmen. Die FAZ titelte dazu: “Müntefering will keine Telekom-Beamten”. Es gibt übrigens in Berlin bereits einige tausend Beamte – die man bei vollen Bezügen zum Nichtstun verdammt hat.

  • Auch Jan Philipp Reemtsma, sein Terrorspezialist Kraushaar und Stefan Aust diskutierten gerade öffentlich über die RAF. Reemtsma ging dabei sogar noch weit hinter dem Zweiten Weltkrieg zurück – bei seiner Suche nach RAF-Analogien. Und zwar bis auf Dostojewskis “Dämonen” – für die u.a.der Terrorist Netschajew Realvorbild war.Baader – Netjaschew. Damals hielt auch die berühmte Ex-Terroristin Vera Sassulitsch im Exil einen Vortrag über den unter den Narodniki umstrittenen Mörder und Verschwörer Netschajew, den sie ob seiner amoralischen Rigorosität als nicht zu ihnen gehörig begriff. Sie machte mithin einen Unterschied zwischen Terror und Terror – auch dort kann man also von niederen und höheren Motiven sprechen. Das wird Reemtsma nicht gefallen haben.Eher schon,”man glaubt es kaum, dass sogar Rudi Dutschke – Texte von Netschajew gelesen haben soll, jedenfalls will Kraushaar das von dem heutigen NPD-Anhänger Bernd Rabehl aufgeschnappt haben,” berichtete Markus Mohr von der RAF-Konferenz in der Jungen Welt.

    Auf die Ermordung Heydrichs in Prag folgte die Rache der Deutschen – die als “Heydrichiade” in die tschechische Geschichte eingegangen ist. U.a. wurde das Dorf Lidice dem Erdboden gleichgemacht und seine Bewohner ermordet. Auf die Ermordung von Schleyer reagierte der westdeutsche Staat mit einer “inneren Heydrichiade”, die jedoch “Deutscher Herbst” hieß – und heißt. Wegen der damit verbundenen “Gleichschaltung der Presse” wurde in der Linken beschlossen, eine/die taz zu gründen – was dann auf den im Januar/Februar 1978 folgenden “Tunix-Kongreß” noch einmal bekräftigt wurde, und dann ging es auch schon los.
    Die anschließende Vernichtung der Terroristen durch das BKA wird von dieser zentralen Polizeibehörde heute als ihre größte Leistung bezeichnet: “Ein fast zwanzigjähriges Ringen wurde gewonnen,” schreibt eine Berliner Zeitung. Aufgebaut wurde das BKA 1951 u.a. von einem ehemaligen deutschen Partisanenbekämpfer in Weißrussland und Norditalien, dem SS-Hauptsturmführer Theo Saevecke. 1999 verurteilte man ihn in Turin wegen der Ermordung von 15 Partisanen zu lebenslanger Haft. Es handelte sich dabei um 15 Geiseln, die am 10.August 1944 auf der Piazza Loreto in Mailand erschossen wurden. Wenig später eskalierten die Kämpfe in Norditalien aber schon derart, daß Giovanni Pesce, “Träger der Goldenen Medaille der Widerstandsbewegung” in seinem “Tagebuch eines Partisanen” notierte: “Die Erfahrung bewies, daß, wenn wir unmittelbar auf die Einschüchterungen des deutschen Kommandos mit ununterbrochenen Aktionen antworteten, die Deutschen nicht mehr den Mut hatten, Geiseln festzunehmen und die Einwohner unterschiedslos zu verhaften”. Um den “Massenkampf” zu forcieren, initiierte man u.a. eine “Woche des Partisanen”. Kurz vor und während des Aufstands wurden sogar Geiseln ausgetauscht.

  • Sehr geehrter Aushilfshausmeister Höge,

    recht herzlichen Dank für den luziden Streifzug! Zur Taz fiel mir in letzter Zeit, doch eine gewisse Personalbrücke zur Vanity Fair auf, immerhin das postulierte Flaggschiff der neueren deutschen Bourgeoisie, da schreibt ja Eisenberg, Robin Alexander und Henning? How come? Nur das Geld? Wer oder was ist da anschlussfähig? Wär doch ein interessantes Thema!

  • Zur letzten Zeile: Nö. Er hat nicht Mal angefangen.
    Aber wenn auch Glühbirnen im Allgemeinen meiner Meinung nach verboten gehören, meine ich, dass durchaus Einzelexemplare in Eigenverantwortung weiterhin betrieben werden können – am besten mit eigener Stromproduktion.
    Schließlich kann man ja die Halterung beliebig aussuchen.
    Ein optimist zu sein heißt eben, doch noch zu glauben, dass es passende Halterungen auf diese Welt geben wird – am besten markenlose.
    Für die eigene Stromproduktion müssen allerdings noch weitere weichen gestellt werden, wobei ich mir sicher bin, dass die Taz wie immer an vorderster Front im unermüdlichen Kampf für die saubere Energiegewinnung dabei sein wird.

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