vonHelmut Höge 12.07.2007

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt.

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Kaum habe ich wieder angefangen, den Haupthausmeister Wolf Vetter ferienmäßig zu vertreten, schon bin ich wieder in mein eigentlich blog-thema reingerutscht: Das Werden und Vergehen der westdeutschen Alternativpresse quasi von innen heraus umzustülpen. Die taz – laut eigener Aussage inzwischen ein “Mainstream-Medium” – hat nicht nur die Regionalausgabe NRW abgewickelt und wird wahrscheinlich auch die taz-nord irgendwann wieder versenken, sie unternimmt derzeit neben dem selbstfinanzierten Ausbau der online-ausgabe bis hin zu taz 2.0 auch noch große Anstrengungen im offline-bereich, ja im gänzlich realen Raum sogar.

1. Wird dort nicht mehr an journalismischen Regionalausgaben gearbeitet, sondern an regionalen taz-Vertriebs- und Kommunikationszentren – an der wirklichen Basis gewissermaßen. Die ersten Resultate lassen zwar noch so manchen Flüchtigkeitsfehler erkennen, aber sind dennoch schon erstaunlich:

Tazz_Cafe-Meiningen.jpg

So hat hier z.B. die taz-aktion “Meiningen zeigt Meinungen” quasi über Nacht Früchte getragen – in Form eines Ladens, in dem man Tabak, aber auch Nichtraucher-Zeitungen käuflich erwerben kann. Und demnächst wahrscheinlich auch schon die ersten Produkte des taz-shops – beispielsweise die brandneue Zahnbürste mit der Inschrift “tageszeitung” auf dem Griff. Bis dahin ist dann auch das Wort “taz” über der Ladentür richtig geschrieben – versprochen!

2. Etwas anderes hat sich “die aktion” der Berlinredaktion “tazzler zum anfassen” ausgedacht: einen echten “hotspot” (und das bewußt ganz ohne W-LAN) – denn hier muß man endlich nicht mehr kommunizieren, man darf im Echtraum miteinander und durcheinander reden (“Zeit ist in der kleinsten Hütte!”). Aber auch bei diesem typischen “taz-projekt” gab es gewisse Anfangsschwierigkeiten, um so mehr als die taz-korrekturabteilung sich nicht eingeschaltet hatte, so dass es auch hier wieder zu Flüchtigkeitsfehlern über der Ladentür kam:
Presse_Caffee-Berlin.jpg

3. Wieder was ganz anderes hat sich der Gründer der taz-onlineredaktion, blogwart broeckers, ausgedacht: Das unterbenutzte obere Stockwerk des taz-cafés im taz-hauptquartier “Rudi-Dutschke-Haus” (in der gleichnamigen Kreuzberger Straße) hat er mit wenigen (finanziellen) Mitteln zu einem ebenso geschmackvollen wie starkfrequentierten SM-Studio ausgebaut, wobei er sich teilweise von den autonomen Hasskappen in Heiligendamm inspirieren ließ. Das Photo zeigt ihn selbst, der einladend auf einem der an Ketten hängenden Korbsessel Platz genommen hat. Die Sessel lassen sich mit einem Griff abhängen und dann kann man jemanden daran aufhängen – zum Auspeitschen mit nassen Zeitungen etwa, falls gewünscht. Im Hintergrund – vor einem Großphoto der Mitarbeiter auf der Einweihungsparty – wartet bereits ein erster Gast oder Kunde – aus dem Springer-Verlag schräg gegenüber, er/sie hat sich mit einem Holzmedium unerkenntlich gemacht (die Springermitarbeiter sollen möglichst die neuen konzerneigenen Etablissements in der Axel-Springer-Straße nutzen!). Für das taz-sm-studio wird noch ein Name gesucht – “harte tatze”, das ist einer der bisher im taz-intranet eingegangenen vorschläge dazu.

Broecker-1.jpg

4. Bei ihrer Recherche über diese neuen taz-ideen stieß die Photographin Antonia Herrscher auch auf ein Objekt (über einer Haustür), von dem sie annahm, dass es – abphotographiert – geeignet sein könnte, der schier endlosen taz-diaserie-hausmeisterkunst neuen Schwung zu verleihen, insofern es sich dabei tatsächlich um Hausmeisterkunst handelte – jedoch explizit kein Poller war – eher eine scheinbar absichtslose Einlegearbeit von zuvor im Haus eingesammelten Hieb-, Stich- und Schneidwerkzeugen, die dergestalt vielleicht sogar eine gewisse Pollerfunktion ausübten – an diesem Mietshaus in Schmalkalden, das während des großen deutschen Bauernkriegs zu einiger (protestantischer) Berühmtheit gelangte, woran noch heute diverse Straßenhinweisschilder, aber auch Denkmäler und ganze Bauwerke samt Intérieur und Einschußlöchern an den Haustüren erinnern (sollen):

Hausmeisterkunst-Schmalkald.jpg

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https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2007/07/12/aushilfsmeisterei-und-hausmeisterkunst/

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