vonHelmut Höge 21.10.2009

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt.

Mehr über diesen Blog


Die ungewöhnlichsten Poller habe ich zuletzt auf der kroatischen Halbinsel Peljesac um den Ort Orebic
herum gesehen, schreibt der Kunsthistoriker Hansdieter Erbsmehl zu diesen Photos, am Ufer gegenüber der Insel Korcula hatten sich früher Kapitäne ihren Altersruhesitz errichten lassen, unmittelbar am Wasser, inmitten subtropischer Gärten mit Palmen und Zitrusgewächsen. Zu jedem dieser Häuser, von denen wir eines in der Nachsaison für wenig Geld mieteten, gehörte offenbar ein eigener Anlegeplatz mit einem dieser völlig überdimensionierten pollerartigen Gebilde. Sie sind ungewöhnlich schön, viele sind aufwändig und liebevoll aus Stein gehauen, demselben Werkstein, aus dem die teils einfachen, teils imposanten Häuser errichtet sind. Ich hatte erst gar verstanden, um was es sich handelt. Denn sehr große Schiffe würden hier niemals festmachen können, dazu bräuchte es viel mehr von diesen eingelassenen Steinen, außerdem ist das Wasser nicht tief genug. Es gab aber nur jeweils einen davon an jedem der zahlreichen kurzen Kais in den kleinen Buchten vor den Anwesen. Hier konnten allenfalls kleinere Barken anlegen. Also konnten sie nur einen dekorativen Zweck gehabt haben.

Da kam mir die Idee, dass es sich um rein gedankliche Anlegeplätze handelt, um daran z.B. die Erinnerungen der alten Seebären an die großen Kais in den Häfen der Welt festzumachen, eben solange, bis der Totenkahn kam, um den Verstorbenen abzuholen. Die Poller haben oft eine deutlich phallische
Form mit Schaft und Eichel, weshalb wohl auch die Vergegenwärtigung ungebrochener Potenz eine Rolle gespielt haben dürfte.

Leider habe ich mit keinem Einheimischen über meine Vermutungen sprechen können. Unsere Wirtsleute waren serbische Landratten aus Belgrad, die wohl nicht vertraut waren mit diesem kroatischen, vielleicht auch venezianischen Brauchtum. Zudem pflegte die Frau ihren Mann, der an der eisernen Lunge hing, rund um die Uhr und hätte für meine Gedanken über diese letztere Symbolik kaum Verständnis aufgebracht.

Es gibt auch ungewöhnliche Pylone, das wollte Peter Grosse mit diesem Photo nur noch mal in Erinnerung bringen. In diesem Fall handelt es sich um welche, die der Kapitän der olympischen Reiter-Equipe aufgestellt hat.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2009/10/21/selbstgemachte_kapitaens-poller/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Vielen Dank Herr Höge bei der Unterstüzung des Erstellens des Beitrages über meinen Vater Karl Kothe (1913-1965).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert