vonHelmut Höge 14.03.2011

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt.

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Die unsterbliche Glühbirne von Livermore


Im Zusammenhang der Reaktorunfälle in Japan ist dieser Tage erneut von der notwendigen Einschränkung des Energieverbrauchs und sogar von der nun dringend gebotenen “Energiewende” die Rede.

Im Folgenden geht es um zwei Filme und ein Buch, die sich mit der Produktion und dem Verbrauch von Licht befassen und damit zusammenhängend um das Selbstbewußtsein der Ägypter im Aufstand, das der Westen ihnen erst mit der Finanzierung einer Diktatur und nun mit der Finanzierung einer “Transitologie” zur Lenkung ihrer Demokratie austreiben will:

1. Die Glühbirnen-Offensive 2011

Nun bereitet sich noch einmal ein  konzertierter Angriff auf die Lügenmärchen des Ex-Vorstandschefs von Siemens – Heinrich von Pierer – vor, die er gerade in Form einer Biographie mit dem Titel “Gipfel-Stürme” veröffentlichte. Das Handelsblatt  bezeichnet dieses Machwerk als einen  “Gegenangriff” und meint: Er setze sich darin zur Wehr – indem er die “Medien attackiert” und die Grundlagen der “Verdachtsberichterstattung”. Er spricht von “Desinformation” und “medialer Großwildjagd”. Dabei behauptet Pierer in seiner Biographie bloß: Er habe von nichts gewußt, von keiner Korruptionspraktik seiner Kollegen, von keinen schwarzen Kassen und von keinen geheimen Konten in den Bankbanken von Liechtenstein, Dubai und Luxemburg (1). Siemens dominierende Rolle im internationalen Elektrokartell (IEA, in Pully bei Lausanne), das sich angeblich im Herbst 1989 auflöste, wird er wahrscheinlich, ebenso wie seine  Süddeutsche Zeitung, noch nicht einmal vom Hörensagen kennen.

Der Angriff auf seine Lügenmärchen kommt aus folgenden Ecken:

1. wird das Standardwerk über das Elektrokartell, die Glühbirnenkonzern-Verschwörung unter der Führung von Siemens/Osram, wieder aufgelegt: “Das Glühbirnenbuch” von Peter Berz, Helmut Höge und Markus  Krajewski – im Wiener Verlag “Braumüller”, mit einem aktuellen Vorwort von zwei Wiener Glühbirnenforschern: Moritz Gieselmann und Christoph Mayr. Die beiden haben überdies einen aufwendigen Dokumentarfilm über das Thema gedreht: “Bulb Fiction”. Es geht darin um die Hintergründe für das EU-Glühbirnenverbot und die Marktdurchsetzung der hässlichen  Energiesparlampen. Die Filmemacher drehten dazu in Deutschland, Österreich, Belgien, England, Indien und Kuba. In Deutschland u.a. im Berliner Landesarchiv, wo die Unterlagen des Elektrokartells liegen, die einst im Osram-Archiv lagerten, das nach 1945 in die Hände des DDR-Glühlampenkombinats Narva gelangte und nach 1992 quasi verstaatlicht wurde. In Havanna begleiteten die Filmemacher einige Regierungsangestellte, die in die Wohnungen der Leute gehen, um die Lampen einfach auszutauschen, wobei sie die Glühbirnen gleich anschließend aus pädagogischen Gründen zerschlagen. Osram/Siemens wollte sich, im Gegensatz zum Philips-Konzern, von den Filmemachern nicht interviewen lassen. Desungeachtet kommt “Bulb Fiction” im Spätsommer ins Kino, anschließend wird er vom Sender ORF gezeigt und dann auf Arte.

2.  Auf ARTE, wie ebenso auf TVC und TVE Spanien, TG4 Irland, TSR Schweiz, RTBF Belgien, NKR Norwegen, YLE Finnland, VRT Belgien und SBS Australien, lief kürzlich auch noch ein anderer Glühbirnenfilm: “The Light Bulb Conspiracy” – von Cosima Dannoritzer; “Kaufen für die Müllhalde” auf Deutsch. Der Film wird am 19.3. auf Arte wiederholt!

Die in Barcelona lebende Regisseurin drehte in den USA, in Ghana, in London, in Spanien und in Berlin – ebenfalls im Landesarchiv. Ihr Dokumentarfilm beginnt so: “Das ist Marcos aus Barcelona. Aber es könnte jeder sein in irgendeinem Land. Sein Epson-Drucker geht nicht mehr und die Händler wollen ihn nicht zur Reparatur annehmen, sondern ihm einen neuen verkaufen. Er macht sich im Internet auf die Suche nach der Fehlerquelle und nach einem alternativen Programm dafür, wobei er schließlich in Russland fündig wird. Das ist die immer wieder unterbrochene Rahmenhandlung…

Die Regisseurin ist in gewisser Weise bei ihrem ursprünglich geplanten Thema “Sollbruchstellen” (geplanter Verschleiß -gV –  bzw. “planned obsolescence”) geblieben. Der erste gV war die Reduzierung der  Lebensdauer von Glühbirnen – gleich nach Gründung des internationalen Elektrokartells in der Schweiz, das anfänglich “Phoebus” hieß. Auch diese Geschichte  zieht sich durch den Film, bis hin in den Sozialismus und zur “Langlebensdauerglühbirne”, die 1992 mit dem Ostberliner Glühlampenwerk  Narva verschwand. Diese Geschichte beginnt in der Feuerwehrwache von Livermore, Kalifornien, wo eine Glühbirne in der KFZ-Halle seit 1901 ununterbrochen brennt. Man kann sie sich heute im Internet ansehen. Sie hat ironischerweise bereits zwei Webcams überlebt. Ihren schier ewig haltenden Glühdraht (“soul” auf Englisch) hat einst ein Ingenieur namens Adolphe Chaillet entwickelt. Thomas Pynchon setzte ihr 1973 in seinem Roman “Die Enden der Parabel” ein Denkmal. Sie heißt dort “Byron – die Birne”. Die Livermorer veranstalteten zu ihrem 100. Geburtstag 2001 ein großes Fest und in diesem Jahr zu ihrem 110. ein noch größeres.

Bußgeldtabelle für die Mitglieder es internationalen Elektrokartells – im Falle eine ihrer Glühlampenwerke bei der Herstellung von Lampen deren vom Kartell einheitlich festgelegte Lebensdauer überschreitet.

Dieter Binninger, der Weddinger Erfinder einer fast unsterblichen Glühbirne (sie hielt 150.000 Stunden – rund 42 Jahre, so lange wie die DDR hielt), kommt hingegen nicht in der  Dokumentation von Cosima Dannoritzer vor (es gibt bereits einen Spielfilm über ihn: “Die Binninger-Birne” von Andrew Hood), wohl aber tritt in “The Light Bulb Conspiracy” der Erfinder einer 25 Jahre haltenden “Birne” auf LED-Basis auf und dazu noch zwei andere soziale bzw. technologische Erfinder. Zwischendurch gibt es etliche gute Archiv-Aufnahmen von Fabrikarbeiten und alten Werbeclips sowie die Geschichte des US-Unternehmers Bernhard London, dessen Hauptwerk der Beendigung der Wirtschaftskrise in den Zwanzigerjahren galt – und zwar mittels  “planned obsolescence”: Er riet,  jeden Hersteller, dessen Produkte eine bestimmte Haltbarkeitsdauer überschreiten, mit einer Geldstrafe zu belegen. Und die Haltbarkeitsdauer sollte sukzessive immer mehr reduziert werden. Er wollte also das Elektrokartell als staatliche Institution auf alle Produktionsbereiche “radikal” ausdehnen, “weil die Konsumenten nicht mit den Produktionsmaschinen Schritt halten konnten,” wie eine US-Glühbirnen-Dichterin es in dem Film sagt. Gemeint ist damit, dass die kapitalistische Produktionsweise von Anfang an eine Überproduktion ist.

Der geplante Verschleiß (gV) wurde schon bald von immer mehr Unternehmern selbst in Angriff genommen, indem z.B. Dupont die “Lebensdauer” von Nylonstrümpfen sukzessive reduzierte. Auch diese Geschichte kommt in dem Film vor sowie auch die des  IPhone von Apple, der nur so lange hielt wie seine Batterie im Innern, die man jedoch nicht auswechseln konnte. Sowohl die Elektrokonzerne mit ihrer Glühbirnenpolitik als auch Apple wurden von US-Gerichten deswegen zu Strafzahlungen verurteilt. In der Zwischenzeit hatten die Unternehmer und Werbepsychologen sich jedoch noch tausend andere Ideen einfallen lassen, um eine  immer schnellere “Obsolescence” ihrer Waren zu erreichen. Nach 1945 hatten die Konzerne es fast geschafft: Wir waren in einer “Konsumgesellschaft” angekommen, die dann ab 1989 fast weltweit durchgesetzt werden konnte.

Der Film von Cosima Dannoritzer schwenkt an dieser Stelle nach Ghana rüber, wo die in immer kürzeren Intervallen produzierten westlichen Industriewaren als Müll abgekippt werden, deklariert als Secondhand-Waren, die dann von  einheimischen Armen ausgewaidet werden – im Hinblick auf vielleicht noch brauchbare Teile, Metalle etc..Über 30 Millionen Tonnen Elektroschrott landen so auf illegalen Kippen in der Dritten Welt. Ende der Fünfzigerjahre entwickelte sich jedoch in den USA eine Gegenbewegung zur “planned obsolescence”, nicht zuletzt durch den Kommunismus, dessen systemische Überlegenheit gegenüber dem Kapitalismus damals noch möglich schien. So gab es z.B. in der DDR ein Gesetz, das Kühlschränke 25 Jahre halten mußten – was sie auch taten. In den USA gründeten sich damals die ersten Konsumentenorganisationen und sogar die Ingenieure muckten auf: Für diese Fortschrittshüter, die sich plötzlich als “destroyers” wiederfanden, war es eine “dirty strategy to shorten the life oft products”, ja sogar “a crime against god” – als den wohl größten Ingenieur. Vance Packard schrieb damals den ersten Bestseller zu diesem Thema: “The Waste Makers”. Die Regisseurin Dannoritzer teilte nach der Ausstrahlung ihrer Dokumentation in Spanien mit: “Hier hat der Film einiges ausgelöst, Rekord-Zuschauerzahlen, ich  habe bisher acht  Piratenversionen im Netz gezählt (der Sender hat schon mehrere herunternehmen lassen) und die Debatte tobt, anscheinend war es der richtige Moment…”

3. Zu den Kulturschaffenden, die den Kampf gegen die Scheißenergiesparlampe und für die Glühbirne aufgenommen haben, gesellen sich die Lampen-Designer – wie der Berliner Gegenlicht-Experte “Stiletto” sowie auch  Lampenhändler – wie der Hamburger Lichtservice Schrader. Andere Marktteilnehmer haben es inzwischen geschafft, dass im Internet auch schon wieder die verbotenen matten Glühbirnen in allen Wattagen angeboten werden – als “Speziallampen”, weswegen sie etwas teurer als früher sind, aber immer noch weitaus billiger als die Scheißenergiesparlampen.

Anmerkungen:

(1) nach Auflösung der IEA, wenn es denn wirklich geschah, bot sich ab 1990 infolge der weltweit anstehenden Privatisierungen, die natürlich massenhaft Korruption von Staatsbediensteten nach sich zogen, die Einrichtung von Schaltstellen für Korruptionszahlungen (aus “schwarzen Kassen”) an. Das war der Zeitpunkt, da Siemens darauf drängte, in die bis dahin nur für Banken zugelassene Luxemburger Bank aller Banken “Clearstream” aufgenommen zu werden – und zwar mit “unveröffentlichten Konten”

Die Spiegel-Journalisten H. R. Martin und H. Schumann schreiben in ihrem Buch “Die Globalisierungsfalle”: Nach der Wende verlegte  Siemens seinen Konzernsitz steuerrechtlich ins Ausland. Von den 2,1 Milliarden Mark Gewinn des Geschäftsjahres 1994/95 bekam der deutsche Fiskus nicht einmal mehr 100 Millionen, im Jahr 1996 zahlte Siemens gar nichts mehr. Auch anderswo nicht. Das Imperium Siemens führte noch 1991 fast die Hälfte des Gewinns an die 180 Staaten ab, in denen es Filialen unterhält. Binnen vier Jahren schrumpfte diese Quote auf nur noch 20 Prozent.”

Gleichzeitig vermehrten sich bei “Clearstream” in Luxemburg die unveröffentlichten Konten von Siemens, über die wahrscheinlich ein Großteil seiner Schmiergeldzahlungen abgewickelt wurde: “Die Aufnahme von Siemens sorgte für Wirbel in dieser den Banken vorbehaltenen Metabank,” erinnert sich der ehemalige “Clearstream”-Manager Ernest Backes. Daneben hat sich Siemens auch in anderer Richtung vorgearbeitet – und dabei stets die dicksten deutschen Forschungsgelder, Dritte-Welt-Entwicklungsprojekte und – nach der Wende – die meisten DDR-Betriebe abgegriffen. Außerdem versuchte der Konzern erst das DDR-Glühlampenkombinat Narva auf die Abwicklungsliste der Treuhand zu setzen. Als der Betrieb dennoch neu ausgeschrieben wurde, teilten sie allen Interessenten mit, sie bräuchten sich nicht zu bewerben, denn sie würden das Werk selbst übernehmen – dabei hatten sie gar keine Kaufofferte abgegeben. Als dann General Electric den DDR-Vorzeigekonzern “Elektroprojekt” (Elpro)  privatisieren wollte, überredete Siemens einen Tag vor Vertragsunterzeichnung die General-Electric-Manager in Belgien, vom Kauf zurückzutreten, dafür wollten sie ihnen helfen, wieder im Iran ins Geschäft zu kommen. Als Samsung den Ökokühlschrankhersteller Foron übernehmen wollte, schrieben die Siemensianer den Koreanern in alter Elektrokartellführermanier, sie würden das als einen unfreundlichen Akt ansehen. Samsung zog daraufhin seine Kaufofferte zurück. Und als die Stromspannung wegen der EU von 220 auf 230 Volt erhöht wurde, verkürzte sich auch noch die Lebensdauer der Osram-Glühbirnen von 1.000 auf 800 Stunden. In der Vergangenheit hatte das Elektrokartell immer wieder Lebensdauerverkürzungen beschlossen – von 5.000 auf zuletzt 1.000, während die Glühbirnen im Ostblock weiterhin teilweise bis zu 2.500 Stunden brannten und die in China 5.000.

Arbeiter wechseln die Glühbirnen der von Dieter Binninger gebauten Mengenlehre-Uhr am Westberliner Europa-Center. Für diese Uhr erfand er Anfang der Achtzigerjahre eine Glühbirne, die 150.000 Stunden hält, etwa 42 Jahre, so lange wie die DDR hielt, und die er dann in seiner Kreuzberger Glühlampenfabrik in Serie herstellen ließ – von dem polnischen Arbeiter Herr Weinstock.


2. Die Altägyptischen Glühbirnen

Der Sarrazinist Harry Mulisch schrieb einmal – in der “Lettre”:

“Nicht nur die Quantenmechanik, auch die klassische Mechanik liegt nicht im östlichen Erbgut begründet. Wenn sie irgendwo begründet liegt, dann stammt sie aus dem philosophisch-theologischen Erbgut derjenigen, die die klassische und die moderne Physik tatsächlich aufgestellt haben – und das sind wir, aus der westlichen Welt.”

Ich schrieb daraufhin in dem o.e. Glühbirnenbuch:

Wenn es in der Sure 24 heißt: “Allah ist das Licht der Himmel und der Erde. Sein Licht ist gleich einer Nische, in der sich eine Lampe befindet: Die Lampe ist in einem Glas; das Glas gleich einem funkelnden Stern. Angezündet (wird die Lampe) von einem gesegneten Ölbaum, der weder östlich noch westlich ist, dessen Öl beinahe leuchten würde, auch wenn das Feuer es nicht berührte. Licht über Licht. Allah leitet zu Seinem Licht, wen Er will.” dann ähnelt das auf alle Fälle der Beschreibung des Glühbirnensystems und seiner Wirkung von Wolfgang Schivelbusch – in seiner “Geschichte der künstlichen Helligkeit – Lichtblicke”: “Der Glaszylinder, in dem die Flamme eingeschlossen war, präludierte den Glasmantel der Glühlampe; der Dochtmechanismus den Lichtschalter; die Flamme, die durch die erhöhte Sauerstoffzufuhr so sehr in ihrer Lichtintensität gesteigert war, den Glühfaden.”

An anderer Stelle des Glühbirnenbuchs findet sich ein Artikel von  Peter Krassa und Reinhard Habeck, die in den Grabkammern der Pyramiden forschten und nachzuweisen versuchten, dass die Priester-Wissenschaftler des alten Ägypten “das Geheimnis der praktischen Anwendung von Elektrizität in Form von elektrischem Strom und Licht kannten – lange vor Edison.” Edison selbst nahm darauf bezug in seinem Buch “Mein vierzigjährige Prozessiererei”: Er hatte Ägypten wiederholt wegen Patenverletzung verklagt, aber alle ägyptischen Gerichte hatten ihn abgewiesen: Dort hatte das Wissen, dass die Alten Ägypter bereits die Glühbirne erfanden, bereits die Dichte einer Volkswahrheit erlangt.

Elektroschrott aus dem Westen, der in Ghana auf dem Müll landete. Photo: Cosima Dannoritzer


“Licht von den Göttern”

Die Frage, wie man im stockdunklen Inneren unterirdischer ägyptischer Königsgruften ganze Wände über und über farbig bemalen oder mit Reliefdarstellungen zieren konnte, ohne daß Spuren irgendeiner offenen Lichtquelle – z. B. Ruß von Fackeln – zurückblieben, ist schon seit langem ein beliebtes Objekt phantasievoller Spekulationen. In den Katakomben einer ehemals großen Tempelanlage in Dendera, Ägypten, glauben die Autoren dieses Berichts handfeste Hinweise auf eine Möglichkeit gefunden zu haben, diese Diskussion ein für allemal zu beenden: Reliefs im Hathor-Tempel zeigen unter anderem Gebilde, die auf Anhieb sehr stark an Riesenglühbirnen erinnern. Beherrschten ägyptische Priester bereits die Elektrizität?
Auf der Frankfurter Buchmesse führten sie schoin in den Achtzigerjahren ein Experiment durch, das beweisen sollte, daß die alten Ägypter das Geheimnis der Elektrizität bereits kannten und es von den „Göttern“ übermittelt bekommen hatten, lange bevor in den neuen Kulturen die erste Glühbirne brannte. Eine funktionierende Glühbirne, etwas unförmig, aber nach Vorlagen ägyptischer Reliefs gestaltet, wird im wahrsten Sinne des Wortes ein neues Licht auf die Geschichte der ägyptischen Hochkultur und ihre technischen Errungenschaften werfen, die sie dem mythologisch überlieferten Kontakt mit Göttern verdanken. Ähnlich wie später einer der ersten griechischen Philosophen, Parmenides, sich die Herkunft der abstrakten Begriffe (Substanz etc.) als ein Geschenk der Göttin Dyke (“der genau Vergeltenden”) vorstellte.
Das Experiment, das die beiden Autoren dieses Beitrages zusammen mit dem Wiener Elektrofachmann Dipl.-Ing. Walter Garn zeigten, sollte die These belegen, die die beiden Österreicher in ihrem neuesten Buch („Licht für den Pharao“, john-fisch-verlag, Luxemburg) aufgestellt haben: Daß nämlich die aus Überlieferungen oder direktem Kontakt mit den Göttern inspirierten Priester-Wissenschaftler des alten Ägypten das Geheimnis der praktischen Anwendung von Elektrizität in Form von elektrischem Strom kannten – lange vor Thomas Edison.

Ausgangspunkt ihrer These sind Reliefs im unterirdischen Trakt des Hathor-Tempels von Dendera, 60 Kilometer nördlich von Luxor. Diese, nur in diesem Tempel existierenden Reliefs zeigen Rätselhaftes: riesige, keulenartige Gebilde, schräg nach oben gerichtet, deren sich nach unten hin verengender Teil in eine sogenannte Lotosblume mündet. Inmitten der „Keule“ windet sich eine Schlange, vom Lotosende führt ein kabelartiger Strang zu einem viereckigen Behälter. Die Blase ähnelt frappierend einer Glühbirne und ruht auf einer Stütze mit vier Querstreben – einem sogenannten Djedpfeiler.

Getreu den Reliefabbildungen wurde in Wien ein Modell gebaut, mit dessen Hilfe es möglich war, die Behauptung der Buchautoren,
es handle sich bei diesen Schlangenreliefs um die Darstellung einer elektrischen Entladung, zu demonstrieren. Selbstverständlich war es nicht möglich, ein Gerät zu entwickeln, wie es größenmäßig auf den alten Reliefs dargestellt wird. Ein solches maßstabgerechtes Modell könnte nämlich nur in einem Hochspannungslabor erprobt werden. Die im Modell dargestellte Birne besteht aus Glas, was den historischen Tatsachen durchaus entspricht: Den altägyptischen Wissenschaftlern war die Herstellung von gläsernen Gegenständen – wie wir aus verschiedenen Überlieferungen wissen – durchaus geläufig.

Nimmt man also diese Modell-Glühbirne als dichten, durchsichtigen Körper an, in den zwei Metallteile hineinreichen, und evakuiert man diesen Glasballon, so tritt (je nach Größe der Röhre) schon bei Benutzung des Normalstroms aus der Steckdose eine Entladung auf.

Aber woher hatten die altägyptischen Priester-Wissenschaftler die Kenntnisse zur Anwendung von Elektrizität? Auch hierauf haben die altägyptischen Reliefs eine Antwort. Auf den meisten der unterirdischen Tempelreliefs sieht man auf der jeweils rechten Seite der Glühbirnen-Abbildungen ein Affenwesen. Der dargestellte Pavian symbolisiert jedoch kein Tier, sondern eine hochangesehene Gottheit – nämlich Toth, den Schreiber der Götter, wie er auch genannt wurde. Er soll die Menschen die Kenntnis der Schrift und der Sprache gelehrt sowie die altägyptischen Gesetze geschaffen haben.

Toth galt im alten Ägypten aber auch als der Gott der Wissenschaften – und die Mythologie berichtet, er habe einst den Menschen „mit seinem Licht die Nacht erhellt“. Dabei kann es sich ebenb um das Licht einer Glühbirne
bzw. die praktische Anwendung von Elektrizität gehandelt haben. Gibt es in diesem Zusammenhang nicht zu denken, daß Thot (dessen wahres Aussehen, wie auch das anderer altägyptischer Gottheiten, für die damaligen Schriftgelehrten „tabu“ war) ausgerechnet auf den Reliefs mit den glühbirnenähnlichen „Schlangensteinen“ (wie die Ägyptologie diese Gebilde nennt) abgebildet worden ist? Hat er den Menschen „das Licht“ gebracht, sie die Zusammenhänge um den alltäglichen Gebrauch dieser Energiequelle gelehrt? Kannte man also im alten Ägypten bereits elektrischen Strom? Immer noch mag eine solche Frage für manchen geradezu haarsträubend klingen, wissen wir doch aus unserer Schulzeit, daß der dänische Physiker Hans Christian Oersted (1777–1851) erst im Jahre 1820 einen Markstein für die technische Nutzbarmachung der Elektrizität in unseren Breiten zu setzen vermochte: Er entdeckte damals den bereits vorher erahnten Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus. Später war es der englische Physiker und Chemiker Michael Faraday (1791–1867), dem es glückte, den Zusammenhang von Licht und Elektrizität schlüssig nachzuweisen. Die Entwicklung der Glühbirne, die uns Menschen des 20. JahrhuJahrhunderts längst zur Selbstverständlichkeit geworden ist, gelang aber erst dem nordamerikanischen Erfinder Thomas Alva Edison (1847–1931), und zwar im Jahre 1871. Und da soll es in Altägypten elektrischen Strom gegeben haben? Ist so eine Annahme nicht reine Phantasterei?

Für die geschichtlichen Grundlagen einer solchen These gibt es jedoch eine ganze Reihe von Hinweisen, die überdies für den hohen technologischen Stand der damaligen Hochkultur Ägyptens und ihre Inspiration durch „Götter“ sprechen. Ende September 1978 machte eine Meldung Schlagzeilen in der internationalen Presse. Sie beruhte auf einem gelungenen Experiment im Hildesheimer „Roemer-Pelizaeus-Museum“, in Anwesenheit deutscher Wissenschaftler. Dr. Arne Eggebrecht, der Museumsdirektor, und sein Mitarbeiter Rolf Schulte benötigten für ihren wissenschaftlichen Versuch nicht allzu viel: Nur einen relativ unscheinbaren, etwa 14 Zentimeter hohen Tontopf mit einem kupfernen Zylinder, der an der Öffnung mit Erdpech festgeklebt war, und in dessen Kupferhülse – durch einen Asphaltstopfen befestigt – sich ein vollständig korrodiertes Eisenstäbchen befand. Dieser vasenähnliche Gegenstand gab bei Zugabe von fünfprozentigem Weinessig Strom von einem halben Volt Spannung ab. Das gelungene Experiment in Hildesheim – im Rahmen einer damals im Museum gastierenden Mesopotamien-Ausstellung – erfolgte mit Hilfe einer originalgetreuen Kopie jener „Vase“ aus Ton, die 42 Jahre früher von dem aus Wien gebürtigen österreichischen Archäologen Wilhelm König im Erdreich eines Hügels im Gebiet von Khujut Rabu’a, in der Nähe von Bagdad, gefunden worden war. König war dort auf die Reste einer alten Parthersiedlung gestoßen. Die Parther, ein kriegerisches Reitervolk aus dem iranischen Raum, hatten in den Jahren von 250 vor bis 226 nach Christus so ziemlich alle Länder zwischen den Strömen Euphrat und Tigris unter ihre Herrschaft gezwungen, und sie kontrollierten damals auch die berühmte Seidenstraße.

Für Wilhelm König stand es, nach eingehender Untersuchung seines Fundes, einwandfrei fest: Ihm war die Entdeckung eines galvanischen Elementes aus der Partherzeit gelungen. Und wie um die Behauptung des Archäologen zu bestätigen, fand man später im einstigen Wirkungsbereich der Parther verschiedene silberne Objekte – hauchdünn vergoldet. So etwa in den Ruinen von Seleukia am Tigris, vor allem aber in der Parther-Hauptstadt Ktesiphon bei Bagdad.

Laut König gab die Parther-Vase – eine Art Trockenbatterie – bei Zugabe von Weintraubensäure eineinhalb Volt Spannung ab, und 42 Jahre nach dieser Entdeckung wurde der Österreicher in seiner Annahme bestätigt: Eggebrecht und Schulte vergoldeten vor seriösen Zeugen der Wissenschaft mit Hilfe der parthischen „Trockenbatterie“ die silberne Statuette eines Partherkönigs.

„Das Kapitel über die Entdeckung der Elektrizität muß umgeschrieben werden“, las man damals in verschiedenen Zeitungen, und es scheint, als wolle sich nun diese Feststellung neuerlich bestätigen. Und zwar aufgrund der ursprünglichen Entdeckung jener merkwürdigen Reliefs durch den französischen Ägyptologen August Ferdinand Françoise Mariette in den Katakomben eines altägyptischen Heiligtums: der Reliefabbildungen im Hathor-Tempel von Dendera, die er, bei Petroleumbeleuchtung und mangels eines damals noch nicht existierenden Fotoapparates, mühsam mit dem Zeichenstift zu Papier gebracht hatte. Der Name Dendera erweckte unsere Aufmerksamkeit erstmals durch zwei Sachbücher der Autoren Berlitz und Brunés. In beiden Werken fanden wir Hinweise auf ungewöhnliche Wandgravuren in den Krypten jenes ägyptischen Tempels, und in jedem Fall schienen die Illustrationen auf ein sehr bemerkenswertes Faktum hinzuweisen: Die Pharaonenpriester, Gelehrte ihrer Zeit, wußten bereits Bescheid über die Energiequelle Elektrizität …

Die bei Berlitz und Brunés veröffentlichten Zeichnungen, die angeblich die Originalreliefabbildungen getreu wiedergaben, machten uns neugierig und mißtrauisch zugleich. Neugierig, weil es nach unseren Informationen nirgendwo in Ägypten ähnlich geartete Darstellungen gibt – mißtrauisch, weil Zeichnungen stets die Gefahr in sich bergen, bewußt oder unbewußt manipuliert worden zu sein. Damals erwachte in uns das Verlangen, den Originalquellen nachzuspüren. Wir wollten mit eigenen Augen diese Reliefs überprüfen – und zwar an Ort und Stelle: im Tempel von Dendera. Längst hatten wir in Bibliotheksarchiven in Wien vierzig bis fünfzig Jahre alte Fotos jener Dendera-Reliefs aufgestöbert. Sie alle zeigten dieselben faszinierenden Darstellungen: riesige glühbirnenähnliche Gebilde. Diese Fotos waren unbestechlich, und sie waren vor Jahrzehnten gefertigt worden, als Elektrizität im täglichen Leben noch keine Rolle spielte. Nichts fehlt bei diesen Darstellungen, was uns nicht auch bei modernen Stromspendern geläufig wäre: die bereits erwähnte Birne, in deren Innerem sich ein Schlangenkörper wellenförmig bewegt. Natürlich darf da auch die Birnenfassung nicht fehlen. Sie ist in Form einer Lotosblume dargestellt. Sinnigerweise gilt der Esoterik der Lotos als „Blume der Erleuchtung“. Von der Birnenfassung führt, völlig logisch, ein dicker, kabelartiger Strang zu einem Behälter. Handelt es sich hierbei um eine Art Generator? Und dann war da noch Toth, der „göttliche“ Lichtbringer.

Beim Anblick dieser Fotos und dem, was darauf zu sehen war, stand unser Entschluß fest: Wir mußten nach Dendera. Am 5. Oktober 1980 war es soweit …Der 9. Oktober 1980 ist als Stichtag in unserem Reisekalender vermerkt. Nach einer anstrengenden Taxifahrt, die uns von Luxor aus 60 Kilometer in nördliche Richtung, immer am Nilufer entlang, nach Dendera führte, waren wir endlich am Ziel. Vor uns ragte das stabil gebaute Hauptgebäude des Hathor-Tempels ehrfurchtgebietend in den tiefblauen Mittagshimmel. Die sengende Sonne Ägyptens trieb uns in die angenehme Kühle der Säulengänge des Tempelgebäudes, wo wir uns von der Mattigkeit etwas erholten, die eine solche „Backofenluft“ mit sich bringt. Der sogenannte Hathor-Tempel ist heute nur noch ein trauriger Rest einer einst mächtigen Anlage. Erkennbar ist dies an den immer noch sichtbaren Fundamenten früherer Gebäude sowie an einer den gesamten Tempelbezirk umfassenden, zum größten Teil jedoch bereits verfallenen Mauer.

Das rechteckige Hathor-Heiligtum steht auf einer Grundfläche von 81,5 mal 45 Meter, und es ragt nur zu zwei Fünfteln über die
Erdoberfläche hinaus. Drei Fünftel des Tempels befinden sich unter der Erde – und mit ihnen zwölf Krypten, von denen jetzt allerdings nur noch eine einzige besichtigt werden kann. Die restlichen elf, durch Grundwasser und Raubzüge stark beschädigt, sind für Besucher gesperrt. Es waren erwartungsvolle Sekunden, als wir, nach einem Abstieg über eine schmale Holzleiter, durch ein enges Schlupfloch endlich die Krypta betraten. Die beiden armseligen Kerzen unseres Tempelführers erhellten den engen, schlauchartigen Gang völlig unzureichend. Zum Glück hatten wir vorgesorgt, und im Schein unserer Lampen sahen wir in natura, was uns zuvor schon auf den Fotografien ungemein fasziniert hatte.

Für uns symbolisieren die Bilder, besonders die Schlange in den Röhren, eine Kraft wie Elektrizität. Die eine Schlange wendet das Haupt nach vorn, die andere nach hinten, was das Symbol für plus und minus sein könnte. Die Halterungen ruhen auf einer Stütze, einer sogenannten Djedsäule. Für Techniker allerdings ist diese Djedsäule einem Isolator zum Verwechseln ähnlich, wie er bei Hochspannungsanlagen verwendet wird.

So beschreibt auch der dänische Elektroingenieur und Buchautor Tons Brunés seine Eindrücke, die er vom Aussehen der Reliefabbildungen gewonnen hatte. Ungewöhnlicheres als diese Darstellungen an den Wänden der Tempelkrypta hatten wir nie zuvor gesehen. Was diese Reliefs zeigen, sind bestimmt keine Symbole, wie die Ägyptologen gerne behaupten. Sie haben auch gewiß nichts mit irgendwelchen nebulösen Kulthandlungen zu tun, und auch die offizielle Bezeichnung der Relief-„Glühbirnen“ von Dendera – „Schlangensteine“ – sagt überhaupt nichts über die tatsächliche Bedeutung dieser Gravuren aus. Mehr noch als Worte vermitteln die Abbildungen in Dendera ein ungeheures Faktum: Uns Menschen des Atomzeitalters wurde von unseren Vorfahren bildlich dokumentiert, welch großes Wissen es einstmals gegeben haben muß. Wir wissen jetzt: Der Hathor-Tempel von Dendera war in pharaonischer Zeit eine Experimentierstätte der damaligen Priester-Wissenschaftler. Sie haben der Nachwelt eine Bibliothek in Stein hinterlassen, doch unsere Fachgelehrten können ihre Zeichen nicht deuten. Und erst recht nicht die Rolle, die der überall auf diesen Reliefs sichtbareToth dabei spielt.

Die Hieroglyphen an den Wänden der unterirdischen Krypten kann leider niemand lesen. Sie seien bis dato unentschlüsselt, belehrte uns der in Trier unterrichtende Österreicher Prof. Dr. Erich Winter, ein bedeutender Ägyptologe. Offenbar bedienten sich die Priester von Dendera einer Art Code-Schrift, die (vorläufig jedenfalls) nur ihresgleichen verstehen konnten.

Nach Österreich zurückgekehrt, legten wir das Ergebnis unserer Reise – zahlreiche Farb- und Schwarzweißfotos – einem international tätigen Elektrofachmann vor: Dipl.-Ing. Walter Garn, Projektleiter bei einem bedeutenden Wiener Elektrounternehmen. „Auf diesem Relief ist ein Pfeiler mit einer täuschenden Ähnlichkeit zu unseren heute verwendeten Hochspannungsisolatoren dargestellt, der an seinem oberen Ende zwei Arme trägt, auf denen eine Schlange liegt … Interpretiert man die dargestellte Schlange als Symbol für den elektrischen Lichtbogen beziehungsweise für eine elektrische Entladung, so ergeben alle Details der Darstellung einen physikalischen Sinn …“, faßt Dipl.-Ing. Walter Garn seine Eindrücke und Erkenntnisse zusammen.

Trotz dieser außergewöhnlichen Entdeckung – elektrischer Strom im alten Ägypten – stehen wir erst am Anfang der Forschungen. Im Augenblick müssen wir uns mit den Reliefs aus dem Hathor-Tempel von Dendera begnügen, und es gilt jetzt, den aufgenommenen Faden zu seiner Ausgangsposition zurückzuverfolgen. Weitere Anhaltspunkte müssen gesucht werden. Aufzeichnungen vielleicht oder ergänzende, beweiskräftige Artefakte, die uns auf der „Lichtspur“ weiterführen, an deren Ende einmal mehr die einstigen Besucher der Erde aus dem Weltraum stehen dürften. Dazu aber ist es nötig, die Scheuklappen symbolisierender Interpretationen solcher historischer Reliefs und Darstellungen abzulegen.

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