vonImma Luise Harms 13.01.2007

Land Weg

Das Land ist Ressource und Erweiterungsgebiet für die Stadt, aber auch ihre bestimmte Negation. Grund zum Beobachten, Experimentieren und Nachdenken.

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Wir waren in Buckow gewesen, wegen der Katze. Die hat nämlich die Krätze. Und ich wollte noch zur Post gehen, in Buckow. Die Postfiliale ist bei dem Versandgeschäft von Otto. Und die haben nur bis 14 Uhr auf. War aber schon 17 Uhr, weil dann macht der Tierarzt ja erst auf. Konnte ich mir überlegen, fahr ich nach Müncheberg zur Post? Ich wollte nämlich meine Päckchen mit der Wurst für meine Geschwister abschicken. Als ich mit meinen Überlegungen noch gar nicht fertig war, war Imma schon wieder draußen von Tierarzt. Also machen wir einfach einen kleinen Umweg über Prötzel, weil bei Edeka, wo die Post ist in Prötzel, haben sie bis 18 Uhr auf. Bei Edeka in Prötzel war nichts los. Beide Frauen saßen an der Kasse. War kurz vor Feierabend. Ich frage: ist hier auch die Post? Weil ein Schild hatte ich nicht gesehen. Ja, sagt die eine, die Post haben wir hinten bei der Fleischtheke. Also hole ich meine beiden Päckchen aus dem Auto und geh nach hinten zur Fleischtheke. Ein bisschen lustig fand ich schon, dass ich von der Fleischtheke aus, die Leber- und Blutwurst von meinen Schweinen an meine Geschwister losschicke. Und jetzt war es so gewesen, dass wir hektisch zum Tierarzt aufgebrochen waren, warum, weiß ich nicht mehr. Ich hatte also keine Zeit gehabt, die Postleitzahlen von meinen Geschwistern nachzugucken. Aber weil ich ja zur Post wollte, habe ich gedacht, dass ich das da nachgucken kann. Und dann frage ich die Frau an der Fleischtheke, die jetzt die Postfrau ist, ob sie ein Postleitzahlenbuch haben. „Haben wir natürlich“, sagt sie und geht nach hinten und legt mir dann das regionale Telefonbuch hin. Da sag ich, „das ist doch ein Telefonbuch, ich wollte ein Postleitzahlenbuch“. „Da steh’n sie doch mit drin“, sagt da die Fleischverkäuferin, die jetzt die Postfrau ist. „Ja aber meine Päckchen gehen weiter weg“, habe ich gesagt. „Die wohnen in Westdeutschland, meine Geschwister“. „Ach so“. sagt sie, „Ja, das haben wir nicht. Aber morgen Nachmittag muss ich zur Post nach Strausberg, die haben so ein Buch. Dann tun wir jetzt Briefmarken drauf. Und ich guck die Postleitzahl in Strausberg nach. Und dann gehen sie am Mittwoch los“. Ich denke, meine Wurst soll nicht so lange irgendwo rumliegen. Ich sage, „ich ruf Sie nachher an und sage Ihnen die Postleitzahlen von Dülmen und Lemgo“. Sie guckt auf die Adresse und sagt, „Die haben ja komische Namen; Lemgo – schreibt man das nicht mit w hinten?“ „Nee“, sage ich da, „aber die drüben sagen auch immer Buckoff!“

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