vonImma Luise Harms 13.04.2014

Land Weg

Das Land ist Ressource und Erweiterungsgebiet für die Stadt, aber auch ihre bestimmte Negation. Grund zum Beobachten, Experimentieren und Nachdenken.

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Am 21. März hat der Kreiswahlausschuss getagt. Herr O. hatte mir gesagt, dass er und seine Beisitzerinnen nur die Unterlagen geprüft haben, die letzte Entscheidung über die Zulassung zur Wahl aber von diesem Ausschuss bei dieser Sitzung gefällt wird. Dazu geladen werden die beiden zur Liste angegebenen Vertrauenspersonen. Ich nicht.

Der 21. ist ein Freitag. Am nächsten Montag rufe ich bei Herrn O. an und erkundige mich nach den Ergebnissen der Sitzung. Herr O: “Ja, der Ausschuss hat getagt und die Kandidatenliste amtlich beschlossen”.
“Und kriege ich denn eine Mitteilung, ob ich nun zugelassen bin?”
“Nein, das ist nicht vorgesehen”
“Wie,  ich kriege das gar nicht mitgeteilt, ob ich nun für den Kreistag kandidiere?”
“Nein, das ist nicht vorgesehen”, wiederholt Herr O. “vorgesehen ist, dass die Kandidaten in der Regionalzeitung veröffentlicht werden. Bei uns ist das die MOZ, die Märkische Oderzeitung.”
“Wieso in der Zeitung? Ist das denn ein amtlicher Mitteilungsweg?”
“Doch, das ist in der Wahlordnung so festgelegt.”
“Und wann soll das in der Zeitung stehen?”
“Am 5. 4. Das ist glaube ich ein Wochenende”
Das heißt 14 Tage später! Das finde ich aber ein bisschen erstaunlich. Bei dem Aufwand von Formularen, Unterschriften, Beglaubigungen und Bestätigungen, die ich selber beibringen musste. Und dann noch nicht mal eine amtliche Mitteilung? Ich versuchs andersrum: “Gibt es denn ein Protokoll von der Sitzung?”
“Ja, das gibts”
“Und kann ich das haben?”
“Nein, das ist nicht vorgesehen.”
“Und kriegt das meine Vertrauensperson.”
“Nein, die kriegt das auch nicht. Die war ja bei der Sitzung dabei. Oder konnte wenigstens dabei sein. Das Protokoll kriegt nur der Wahlausschuss und die Kreiswahlleitung. Ihre Vertrauensperson hätte sich das ja aufschreiben können”

In mir macht sich Empörung über so viel Formlosigkeit breit. Ich widerhole in giftigem Tonfall: “Verstehe ich das richtig? Ich muss meine Kandidatur mit 20 beglaubigten Unterschriften beantragen und kriege dann nicht mal ne Mitteilung von Ihnen, ob das angenommen wurde?”
“Ich kann Ihnen verraten, dass Sie als Kandidatin zugelassen sind”, sagt Herr O. begütigend. Aber ich bin jetzt aufgebracht und will es auch sein. “Das soll ich Ihnen jetzt einfach so glauben, nach dem ganzen Papierkram? Wie erfahre ich das denn offiziell?”
Herr O. wird wieder förmlich: “Dann müssen Sie am 5. die MOZ lesen.” und tritt nochmal nach: “Und wenn Sie keine MOZ kriegen, dann erfahren Sie das überhaupt nicht.”

Ich versuche es nochmal auf einem anderen Weg: “Aber es muss doch irgendwo Listen mit den Kandidaten geben. Vielleicht bei Ihnen auf den Internet-Seiten?”
“Nein, nicht das ich wüsste. Die anderen Kandidaten stehen dann auch in der Zeitung.”
“In 14 Tagen”, beschwere ich mich, “ich muss mich doch auf meinen Wahlkampf vorbereiten. Wie kann ich das denn, wenn ich überhaupt nicht weiß, mit wem ich es zu tun habe?”
Jetzt wird Herr O. politisch. “Sie müssen doch mit Ihren eigenen Inhalten Wahlkampf machen, und nicht mit dem der anderen. Wieso müssen Sie für Ihren Wahlkampf wissen, gegen wen Sie antreten?”

Jetzt hat er mich stumm gekriegt. Ich murmele Abschiedsworte. Leicht beschämt, dass ich mir diese Belehrung ausgerechnet von einem Bürokraten reinziehen musste, lege ich auf und wende mich der Ausarbeitung meiner Inhalte zu. (wird fortgesetzt)

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https://blogs.taz.de/jottwehdeh/2014/04/13/mein-letztes-groses-abenteuer-kandidatur-fur-den-kreistag-9/

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