vonImma Luise Harms 27.06.2014

Land Weg

Das Land ist Ressource und Erweiterungsgebiet für die Stadt, aber auch ihre bestimmte Negation. Grund zum Beobachten, Experimentieren und Nachdenken.

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Liebe Katja,

oft kommt mir dieser blog wie ein toter Briefkasten vor. Oder wie ein internes Ablagesystem. Ich schreibe was. Absolut folgenlos. Einzig, wenn ich meinen Rechner wieder aufmache, steht es noch da. Das verleitet dazu, den blog als Zettelkasten für spätere Verwendung zu benutzen. Da mache ich mir also ausgiebig Notizen, was ich mir von meinem Wahlkampf für den Kreistag merken will. Später möchte ich das zu einem Büchlein verarbeiten. Dann kommt der Wahltag, und dann sind plötzlich die Wahlkampfaktivitäten Geschichte, und es wird schwer, sie der Reihe nach, mit allen Emotionen und Reflexionen, die daran hängen, festzuhalten.

Dann muss auch erstmal die Wohnung renoviert werden und andere, lange aufgeschobene Tätigkeiten drängen nach vorne. Macht nichts, denke ich, nehme ich später wieder auf. Im Urlaub oder so. Ist doch sowieso egal. Aber ich habe ja eine Leserin – das bist du!

Ich weiß, dass du so ein automatisches Aufrufe-Dings hat, was dir beim Aufmachen deines Browsers anzeigt, ob ich was Neues geschrieben habe. Da frage ich mich, ob du bei so einer Abfolge von Geschichten wie der zum Wahlkampf, vielleicht doch wartest, wie es weitergeht?

Ich meine, du weißt ja wahrscheinlich, wie der Wahlkampf ausgegangen ist, aber du möchtest vielleicht doch wissen, wie meine Geschichte zuende erzählt wird. Oder täusche ich mich da?

Ich möchte mir deine Neugier erhalten, dein Interesse nicht verlieren. An dir hängt meine Eigenmotivation, eine Mitteilungspflicht zu haben. Du bist meine Leserin. Wegen dir schreibe ich.

Also, liebe Katja, es wird so weitergehen: Ich erzähle, in welchen Dörfern wir Wahlkampfmaterial verteilt haben, wie sich in ihnen die Unterschiede des Landkreises widerspiegeln. Ich erzähle über Briefkästen, Hunde, andere Dienste, die mit uns von Grundstück zu Grundstück fahren wie die Post oder die Müllabfuhr. Ich erzähle von Veranstaltungen, in denen ich versuche, meiner Rolle gerecht zu werden, von den Auseinandersetzungen mit den Wahlkampfthemen hier im Dorf, Thomas berichtet auch von einer Veranstaltung. Dann geht es mir um meine innere Auseinandersetzung mit dem, was Politik eigentlich ist, was meine Spannung zu dieser Seinsweise ausmacht. Und schließlich der Show Down am Wahltag, meine plötzlich einsetzende Gleichgültigkeit, die Aufgeregtheit der anderen, meine Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung, usw.

Also, liebe Katja, ich hoffe, diese Puzzleteilchen meines Wahlkampfabenteuers kann ich dir in den nächsten Wochen nach und nach liefern.  Ich zähl auf dein Interesse.

liebe Grüße, Imma

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https://blogs.taz.de/jottwehdeh/2014/06/27/brief-an-meine-leserin/

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kommentare

  • Liebe Imma,

    nu haste mich soweit, dass ich dir schreibe. Wegen Urlaub und anderem habe ich deine öffentlichen Zeilen an mich erst heute entdeckt. Wow. Na klar will ich wissen, wie deine Geschichten weiter gehen und wie du deine vielschihtigen Alltagserlebnisse zu schmackhaften Blogtexten verpackst. Kannst auf mich und mindestens 1 Städter (Hallo Städter!) zählen.

    Drückung
    Katja

  • Hallo Imma.

    Und was ist mit mir? Ich bin auch noch da, aber nicht Katja. Deinen, ach wir kennen uns ja nicht, Ihren Blog lese ich bei neuen Einträgen immer wieder kurz an. Danach vergesse ich das Geschriebene fast wieder bis zum nächsten neuen Artikel.

    Eigentlich könnte ich Ihre Artikel theoretisch, unter Umständen, bei einem passenden Zugang wie vielleicht diesem Beitrag von Ihnen, richtig interessant finden und Ihnen das rückmelden. Denn: Ich stehe mit fast niemanden von irgendwo “vom Land” in Kontakt, Politikerin-tageszeitung-Journalismus-wie-passt-das zusammen-interessant-zum-Gedanklichen-daran-reiben und eine (Lese-)Verbindung zu jemanden wirklich Bodenständigen. Sie wirken auf mich durch Ihre Artikel bodenständig. Anders als zum Margarete Stokowski, deren Kolumne ich immer lese, die auf mich wirklich nicht wie ein Vorbild in Sachen Wie-überlebe-ich-am-besten-nachhaltig wirkt (sie schreibt zum Beispiel in der Öffentlichkeit über Intimstes, hat meiner Meinung große Ahnung über Philosphie und wenig über Kapitalismus/wie-wirtschafte-ich-in-dieser-Gesellschaft-so-dass-ich-mir-nicht-mehr-wünschen-brauche-dass-“reiche”-Leute-Geld-aus-dem-Fenster-werfen, Verzeihung für den Schreibstil, passiert immer, wenn ich eigentlich keine Zeit habe und ein Kommentar nicht fertig ist. Das Aber: Mir fehlte bislang der Bezug. Heute habe ich zum ersten Mal einen, der mir Ihren Blog nahe genug für eine Verbindung bringt. Vergessen Sie also bitte nicht, dass hier auch andere LeserInnen sind, deren Leseverbindung eventuell nur nicht so eng wie die von Katja (Hallo Katja!) ist.

    Schöne Grüße
    Ein Städter

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