vonImma Luise Harms 10.03.2017

Land Weg

Das Land ist Ressource und Erweiterungsgebiet für die Stadt, aber auch ihre bestimmte Negation. Grund zum Beobachten, Experimentieren und Nachdenken.

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Das Arzberg-Geschirr von meiner Mutter holt N. ab.

Sie richtet sich zum ersten Mal einen eigenen Haushalt ein. Das kombinierte Kaffee- und Teeservice findet sie total hübsch. 10 Teller, 10 Kaffeetassen, 6 Teeschalen, 12 Untertassen, 1 kleine Kaffeekanne, Sahne- und Zuckertöpfchen . Ich war mir nie sicher, ob es mir gefällt. Bei der Haushaltsauflösung in Bielefeld habe ich es für mich eingepackt, falls der Tisch mal anspruchsvoll gedeckt sein soll, teils aus Elternhaus-Nostalgie, teils aus Respekt vor dem Markenartikel. All das kann man infrage stellen. Hab ich aber nicht, es blieb in der Schwebe, wie ich die weiße Ware, von deren Schlichtheit meine Mutter immer ein Gewese gemacht hat, eigentlich finde. Das Geschirr stand jetzt über zehn Jahre hinter einer Glasschiebetür in meinem Küchenschrank. Ich habe es nur ein- oder zweimal benutzt, als ich “schön” decken wollte. BesucherInnen haben, wenn sie selbst Geschirr auf den Tisch stellen, die zierlichen Tassen öfter mal heraus geholt; ich fand sie immer zu klein, zu sehr auf Zierlichkeit erpicht. Außerdem, Untertassen sind albern auf einer Tischoberfläche ohne Tischtuch, ohne Untertassen sehen die Tässchen dagegen nackt aus, wie im Kostüm, aber barfuß.

Wegwerfen tut man so ein Service natürlich nicht. Verkaufen? Schwierig, und bringt eigentlich nichts.  Verschenken ist gut. Und an N. besonders gern.
Im Küchenschrank ist jetzt eine angenehme Leerstelle.

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