vonImma Luise Harms 12.03.2017

Land Weg

Das Land ist Ressource und Erweiterungsgebiet für die Stadt, aber auch ihre bestimmte Negation. Grund zum Beobachten, Experimentieren und Nachdenken.

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Der Sohn-Besuch ist so eine Gelegenheit. Wir spielen zusammen Flöte. Ich suche alte Noten raus und finde einen Stoß von mir beschriebener Seiten, aus der Zeit vor vielleicht 25 Jahren, als ich versucht habe, ihm selbst Gitarren- und Harmonieunterricht zu geben. Obendrauf ist der Quintenzirkel. Als wir drüber sprechen, stelle ich ein vages Interesse bei J. fest. Ich hake mich gleich daran fest und biete ihm die alten Schriften an. Er sagt nicht nein. Später liegen sie liegen unbeachtet auf dem Tisch.

Ich war damit gescheitert, sein Interesse an der Struktur von Musik zu wecken. Vielleicht weiß ich  auch selbst nicht genug, um über den Rand meiner Person hinaus ausstrahlen zu können. Ich hab mir wirklich Mühe gegeben; das sehe ich, wenn ich die Aufzeichnungen durchsehe. Aber Mühe ist wahrscheinlich bei einem 10-Jährigen ein Interesse-Killer. Ich habe dann auch bald kapituliert; die Unterrichtseinheiten brechen nach der Erklärung der Tempoeinheiten von Noten und Pausen ab.

Ich habe aber nicht ganz aufgegeben, J. kam in die Musikschule und ist unter dem Druck meiner Erwartung zwei Jahre lang zum Gitarrenunterricht gegangen – zu einem subversiven Lehrer. Der hat die Unterrichtsstunde dazu genutzt, mit J. Computerspiele zu spielen. Und ich hab mich gewundert, dass der Sohn nicht über die Anfangsschwierigkeiten hinweg kam, aber weiter ohne großen Widerstand zum Unterricht ging.

Vor ein paar Jahren hat er wieder angefangen, diesmal selbstbestimmt und mit Querflöte. Zum Besuch hatte er Flöte und Noten mitgebracht und wir haben zusammen gespielt. Später habe ich ihm die alten Unterrichtsversuche in seine Notenmappe geschoben.

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