vonImma Luise Harms 29.03.2017

Land Weg

Das Land ist Ressource und Erweiterungsgebiet für die Stadt, aber auch ihre bestimmte Negation. Grund zum Beobachten, Experimentieren und Nachdenken.

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Das Tassenfach kommt mir zu voll vor. Ich schenke K. ihre Lieblingstasse. Sie nimmt sie gleich ungespült mit.

Warum diese Tasse? Warum nicht eine andere? Besonders hässlich ist sie nicht, wenn auch ein bisschen verspielt in der Form. Man könnte selbst der neckischen Ecke am Henkel noch eine Funktion zuschreiben, dass sich nämlich der Daumen daran abstützen kann. Der Fuß erhebt die Tasse und verleiht ihr eine Größe, die das Innere, also der darin gereichte Kaffeeinhalt nicht einlöst.

Jetzt weiß ich, was mich gegen die Tasse eingenommen hat: sie will an eine andere Tassenform assoziativ anknüpfen: die berühmten Zwiebelmustertassen aus Meißen, teure Teile mit Sammlerwert. Es gab auch eine billige DDR-Variante, die allerdings wie diese Tasse aus Steingut sind, nicht aus Porzellan.
Ich glaube, ich habe die Tasse selbst mal aus irgendeiner Verschenkesituation mitgenommen, bin also auch auf das Markenzitat reingefallen; das trage ich ihr womöglich nach.
Im übrigen gefallen mir Porzellantassen besser, sie sind dünnwandiger, ein bisschen durchschimmernd, dadurch eleganter. K.’S Lieblingstasse war nicht das einzige Steingut-Modell in meiner Sammlung; die anderen sind aber unauffälliger in der Form. Bei Geschirr und Besteck habe ich einen gewissen Hang zur Uniformität, die ich nicht sachlich begründen kann, vielleicht macht sich da ein versteckter Rassismus bemerkbar. Kapriziöse Einzelteile haben dabei einen schweren Stand.

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