Irgendwo muss auch noch die Diplomarbeit selbst sein: Eine Speicherkarte für einen Mikrocomputer mit wiederprogrammierbaren Speicherbausteinen von 1975. Dieses ist jedenfalls das dazu gehörige Werkstück, das ich dem interessierten Medienprofesssor aus Berlin in die Hand gedrückt habe. Eine sogenannte doppelt kaschierte Leiterplatte. Auf der einen Seite verlaufen die Leitungen längs, auf der anderen quer; sie dürfen sich ja nicht überkreuzen. So tauchen sie im Zickzackkurs immer wieder ab und setzen ihren Weg auf der Unterseite fort. An den Übergabepunkten mussten kleine Silberstiftchen eingelötet werden. Beim Festlöten auf der einen Seite löste sich der Lötpunkt auf der anderen und sie Stiftchen fielen immer wieder heraus.

Das war nicht das einzige Fiasko. Als ich endlich alles fertig hatte, stellte sich beim Einschieben in das Gehäuse des Mikrocomputers heraus, dass die Laschen für die Einschübe nicht genau saßen, so dass sie mit den Kontakten in der Aufnahme Kurzschlüsse produzierten.
Es war unmöglich,  das ganz Unikat noch einmal herzustellen, vollkommen ausgeschlossen. Also habe ich mit einer feinsten Säge den Einschub der Leiterplatte wie ein Sandwich auseinandergesägt und leicht versetzt wieder aufgeklebt. Nun mussten natürlich die Kontakte zu den Leiterbahnen mit kleinen Lötdrähten wieder hergestellt werden.

Das Werk ist eine einzige Schmach. Im Institut wurde damals erzählt, meine Speicherkarte habe tatsächlich einmal funktioniert. Warum habe ich sowas aufgehoben? Aus trotziger Treue gegenüber meinem eigenen Dilettantismus? Aus Rührung über soviel Unverzagtheit? Oder einfach als Relikt, als Denkmal an eine abgeschlossene Vergangenheit? Aber mit dem Aufheben ist sie ja nicht abgeschlossen, sie bleibt sozusagen eine offene Wunde, wenn das nicht etwas zu pathetisch angesicht meiner mickrigen Rolle in der Entwicklung der Mikroelektronik wäre.

Also schließen wir dieses Kapitel dann doch jetzt endlich ab.