vonGerhard Dilger 06.10.2012

Latin@rama

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Nach zwei Editionen in Rio de Janeiro und anderen brasilianischen Städten ist das Uranium Film Festival in Berlin angekommen. Gestern abend wurden vier Filme über den Atomunfall von Goiânia im Jahr 1987 gezeigt, darunter Amarelinha (s. o.) und der Spielfilm Cäsium 137 – der Alptraum von Goiânia von Roberto Pires.

Die anwesenden Regisseure Ângelo José do Rego da Cunha Lima und Luiz Eduardo Jorge beklagten ebenso wie die Produzentin Laura Pires die Untätigkeit der brasilianischen Behörden. Die wenigen anerkannten Opfer – knapp über 100 – würden mit dürftigen Entschädigungen abgespeist, Hunderte radioaktiver Messgeräte seien im ganzen Land verschollen. Greenpeace-Brasilien schätzt die  Zahl der Toten auf über 60, die der verstrahlten Opfer auf 6.000.

Heute spielt das Atomthema in der brasilianischen Öffentlichkeit nur noch eine untergeordnete Rolle, die Mitte-Links-Regierung unter Präsidentin Dilma Rousseff will auch aus geostrategischen Gründen nicht auf die atomare Option verzichten. Obwohl Umfragen zufolge die große Mehrheit der BrasilianerInnen den Bau weiterer AKWs ablehnt, wird gerade der Siemens-Areva-Meiler Angra 3 fertiggestellt. Vor kurzem wurde der geplante Einweihungstermin um sieben Monate auf den 1.7.2016 verschoben. Später sollen im Nordosten des Landes weitere AKWs folgen.

Unterstützung kommt von der schwarz-gelben Bundesregierung in Berlin. Sie möchte den Bau von Angra 3 mit einer Hermes-Exportbürgschaft absichern. Dagegen hat sich in Brasilien die katholische Bischofskonferenz ebenso ausgesprochen wie die Grünen im Parlament, die Außenminister Westerwelle auf seinem Brasilienbesuch im Februar ein Protestschreiben zukommen ließen. Die Mittel für Angra 3 fehlten nun bei der „Entwicklung nachhaltiger Alternativen in der Energieversorgung“, heißt es da.

Mehr zur Geschichte des deutsch-brasilianischen Atomabenteuers hier.

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https://blogs.taz.de/latinorama/uranium-film-festival-diesmal-in-berlin/

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