vonChristian Ihle & Horst Motor 02.04.2007

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Es ist die seit Jahrzehnten erfolgreichste Show im deutschen Fernsehen und außer Länderspielen der Nationalmannschaft bei Weltturnieren gibt es keinen sichereren Quotengaranten als „Wetten, dass…?“.

Dachte man bisher. Dachten auch die Konkurrenzsender bisher. Bis Samstag.

RTL fuhr seine zwei stärksten Waffen auf, um die „Wetten, dass…“-Hegemonie zu brechen. Zunächst, direkt dagegen programmiert, das unsägliche „Deutschland sucht den Superstar“-„Spektakel“ und als Abschluss einer Links-rechts-Kombination der Comeback-Kampf des Gentleman-Boxers, was Event-Fernsehen im eigentlichen Sinn darstellte, da von Sport ja schwerlich gesprochen werden kann.

Während „Wetten, dass…?“ noch mit mehr als doppelt so vielen eingeschalteten Haushalten als Punktsieger aus dem DSDS-Duell herausging (10,51 Mio. versus 4,55 Mio. Zuschauer), bröckelte dennoch die Vormachtsstellung. Erstens ist in der so hübsch genannten werberelevanten Zielgruppe (vulgo: 14-49 Jährige) der Vorsprung mit 3,26 Mio. zu 2,99 Mio. wahrlich kein K.O.-Sieg mehr und zweitens gelang es RTL mit dieser Programmstrategie, Gottschalks zweitschlechtestes „Wetten, dass…?“-Ergebnis aller Zeiten zu verursachen.

Henry Maskes Altherrenschlagabtausch im Folgenden pulverisierte dann folgerichtig auch die „Wetten, dass…?“- Werte: 15,99 Mio. Zuschauer und sagenhafte 63 % Einschaltquote bedeuteten den besten Wert im Boxsport seit zehn Jahren.

Dieses Ergebnis lässt zwei Schlüsse zu: erstens wird RTL nicht mehr in vorauseilendem Gehorsam auf zuschauerträchtige Formate verzichten, um sie nicht gegen „Wetten, dass…?“ zu verbrennen und zweitens wird sich Graciano Rocchigiani in seiner Haftanstalt in Moers kräftig die Hände gerieben haben. Denn dass RTL auf weitere Comeback-Kämpfe verzichtet, ist nach diesem Ergebnis schwer vorzustellen. Rocky, der alte Haudegen, hat sogar selbst eine zweifelsohne fantastische Idee in den Ring geworfen: ein Viererturnier mit ihm, Maske, Dariusz Michalczewski und einem Vierten, sagen wir, Virgil Hill. Da würde man Gottschalk dann dringend raten, einen anderen Sendeplatz zu suchen.

Christian Ihle

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