vonChristian Ihle 01.04.2008

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog

Es ist schon eine kleine Sensation, was uns Rembert Stiewe vom Glitterhouse-Label zu erzählen hatte! Kurt im Keller, gemeinsam mit lange vermisstem Lanegan!
Wir holen vorsorglich schon einmal die karierten Hemden heraus und waschen die nächsten Tage keinesfalls (KEINESFALLS!) unsere Haare. Soll mich doch die Schrotflinte treffen, wenn Grunge jetzt nicht zurück kommt!

“Was soll ich sagen… wir sind selbst verdattert. Man liest ab und zu von so etwas: Da räumt jemand den Keller auf und findet im Zuge dessen wenn schon nicht das Bernsteinzimmer, dann zumindest aber den Schatz im Silbersee. Dass uns selbst das passieren würde – wer rechnet denn damit? Da hat man plötzlich eine graue, flache Kartonschachtel in der Hand, darin ein in Magnettonband, krakelig und fast verblichen beschriftet. Als ich die Namen entziffert hatte wurde mir ganz anders: Was, bitteschön, war denn das? Tatsächlich, die für immer verschollen
geglaubten gemeinsamen Aufnahmen von Mark Lanegan und Kurt Cobain, auf Band gebannt von Jack Endino, weit bevor der Mainstream sich des Seattle-Hypes bemächtigte. Der Projektname: “Camphor” (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Projekt aus Brooklyn). Jonathan Poneman, Gründer und Leiter von Sub Pop USA, damals teils im Studio anwesend, hatte stets gejammert, dass diese Aufnahmen seine Rente gesichert hätten. Wenn sie denn nicht verschwunden wären (von unübersichtlichen Besitzverhältnissen, Streitigkeiten, Drogen etc. war die Rede). So sie denn jemals wieder auftauchen würden, würden sie eine der künstlerisch besten Darbietungen der späten 80er, wenn nicht gar des ausgehenden alten Jahrhunderts, beherbergen. Und wahrlich: Dem ist so, allerdings!
Sieben Songs, zwei davon noch ungemixt zwar, aber in Gänze eine Pracht.
Zwei Titanen arbeiten sich an ihren Werken gemeinsam ab. Nach eingehender (und ich darf sagen: vorbildlich feinfühliger) Bearbeitung durch das Mastering-Studio Pauler Acoustics schimmern die Aufnahmen nun in ihrer ganzen, matten Pracht. Große Songs, dargeboten sowohl mit kathartischer Wucht, als auch mit der fast schon resignierenden Ahnung, ach was: Gewissheit, des Kommenden. So ziemlich das Beste was man je von Cobain einerseits und von Lanegan andererseits vernahm. Atem nehmend. In die Tiefen des Glitterhouse-Verlieses muss das Tape vermutlich zusammen mit dem Master zu Lanegans “The Winding Sheet” gelangt sein,
dessen Veröffentlichung auf Glitterhouse/Sub Pop Europe dunnemals bereits ein Höhepunkt der transatlantischen Zusammenarbeit zwischen Seattle und Beverungen war.
Nach verblüffend unaufgeregten Verhandlungen mit den Rechteinhabern werden die verschollenen “Camphor”-Aufnahmen in den USA auf Sub Pop (dort pünktlich zum 20-jährigen Firmengeburtstag) und in Europa auf Glitterhouse Records erscheinen. Und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn sie nicht allen Beteiligten die Rente sichern würden.
Verdammt viel Glück hatten wir da mal.” (Rembert Stiewe – Glitterhouse)

Weiteres:
* Wikipedia über Lanegan und seine verschollene Supergroup
* Eine Hörprobe auf YouTube: Mark Lanegan feat. Kurt Cobain: “Down In The Dark”

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2008/04/01/neues-kurt-cobain-material-im-keller-entdeckt/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert