vonChristian Ihle 05.11.2008

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Der Auftritt von Vampire Weekend im Kesselhaus war kurz und gut – nur einige verirrte Pärchen blieben auf der Strecke

„Now that’s the part of the show where you’re gonna schwitz!“, ruft Sänger Ezra Koenig. Recht hat er. Wird auch langsam Zeit, denn die Hälfte des Konzerts ist schon vorbei. Brav haben die vier Jungs von Vampire Weekend bis dahin auf der Bühne stehend und sitzend ihr Programm absolviert, brav haben die Pärchen im Publikum sich im Takt gewiegt. Dabei haben die New Yorker Ex-Studenten im Kesselhaus von Anfang an mit ihren Hits um sich geschmissen.

Aber es dauert eben eine halbe Stunde, bis Koenig sich auf der Bühne eingewöhnt hat – und unter seinem College-Boy-Outfit den Indierocker rausholt. Zum Ärger der Pärchen, die bei „a-punk“ von der pogenden Masse nicht nur am Knutschen gehindert, sondern auch gleich räumlich getrennt werden. Aber Verluste sind schnell vergessen. Denn alles, was auf Männer steht, starrt sowieso auf die Bühne, und zwar schräg am Frontmann vorbei. Hinter den Drums sitzt Chris Tomson. Das heißt, er sitzt natürlich nicht, sondern hämmert auf sein Schlagzeug ein – nach dem ersten Song muss er sich die Finger tapen. Nur mit Schlagzeug statt Kongas klingen Songs wie „Cape Cod Kwassa Kwassa“ zwar etwas ihrer afrikanischen Klänge beraubt, doch ihr Stil, den die New Yorker selbst als „Upper West Side Soweto“ bezeichnen, bleibt doch angenehm entfernt von dem, was die Hornbrillenträger im Publikum sonst auf ihren iPods hoch- und drunterdudeln.

Außer zwei Songs ist allerdings nichts neues darunter – das Debüt „Vampire Weekend“ aus dem letzten Jahr ist die bisher einzige Platte der Band – und so sind sie auch nach einer knappen Stunde durch mit ihrem Programm. Ob jemandem im Publikum heute Abend ein Licht aufgegangen ist, was Textzeilen wie „Walcott/ The Bottleneck/ Is a shit-show/ Hyannisport/ Is a ghetto/ Out of Cape Cod tonight“ bedeuten könnten? Die Vorband El Guincho aus Barcelona lässt sich darauf gar nicht erst ein und juchtzt so dschungelmäßig in ihre Mikros, dass sich jedes Verständnis des Texts von selbst ausschließt.

(Text: Frida Thurm)

Programmhinweis:

Heute abend legt das Popblog in der 8mmBar in Berlin Platten auf. GarageRock, Postpunk, 77sPunk, Girlgroups und Sounds aus grauer Städte Mauern.

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kommentare

  • auch wenn der Text diesmal ja nicht von mir ist, war ich selbst ebenfalls anwesend: ich fand’s im besten Sinne kurz, knackig & gut. Einer der beiden neuen Songs war auch ein heftiger Hit.

  • „Now that’s the part of the show where you’re gonna schwitz!“,

    same goes for cologne – great impulsiv show!

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