vonChristian Ihle 31.07.2009

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Nächstes Wochenende findet – zum ersten Mal im Flughafen Tempelhof – das Berlin Festival statt. Besonders hoch anzurechnen ist den Machern des Berlin Festivals jedes Jahr aufs neue, dass sie etwas von den üblichen Headlinern der anderen deutschen Festivals abweichen und ein besonderes Faible auch gerade für britsche Helden zu haben scheinen. In diesem Jahr wird für das Popblog mit Jarvis Cocker und Pete Doherty sozusagen das Traum-Lineup diesseits von Blur aufgefahren. Grund genug mit den beiden Machern Hilary Kavanagh und Conny Opper ein Gespräch zu führen.berlinfestival

Ihr geht jetzt in die 4. Auflage Berlin-Festival – letztes Jahr hat das Festival nicht stattgefunden, warum eigentlich?

Conny: 2007 sind wir in das alte Poststadion am Hauptbahnhof umgezogen, nachdem wir die ersten beiden Jahre außerhalb von Berlin noch waren – und haben gemerkt, ins Herzen von Berlin gehört auch das Berlin Festival. Letztes Jahr hatten wir einmal Probleme mit der Location von 2007 und einer unserer Partner ist ausgestiegen. Dass wir nun Tempelhof als neue Stätte und mit dem Intro und dem Melt-Festival zwei neue Partner gefunden haben, wollen wir so richtig durchstarten.

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Im 4. Jahr ist bereits der 3. Umzug zu verzeichnen. Ihr scheint lange nach dem perfekten Ort gesucht zu haben – ist der nun mit dem Flughafen Tempelhof gefunden?

Conny: Ja, das mit dem ständigen Umziehen ist eben fast so wie mit den Clubs in Berlin, die sind ja auch nicht lange an einem Punkt… Aber mit dem Flughafen Tempelhof haben wir einen Ort gefunden, zwar recht groß ist, aber unglaubliches Potential hat.

Wie ist denn die Kapazität des Festivals?

Hilary: Bis zu 10.000 Besucher auf mehreren Bühnen.

Wie haben wir uns das Festivalgelände vorzustellen? Zwei Open-Air-Bühnen und ein Indoor-Floor? Wie wird das aufgebaut sein?

Conny: Die Hauptbühne wird so auf dem Rollfeld platziert, dass wir einen großen Vorteil nutzen können: sowohl die Bühne als auch die Zuschauer stehen unter dem großen Vordach und sind damit regensicher, obwohl das Festival dennoch Open-Air ist. Die zweite Bühne wird im hinteren Bereich sein, aber auch mit Zug nach außen – da gibt es noch eine kleine Überraschung – aber so kann es jedenfalls wunderbar in einen Club-Abend übergehen. Das ist für uns als Berlin-Festival natürlich extrem wichtig, dass der Club-Bereich nicht zu kurz kommt und so kann bis in die frühen Morgenstunden gefeiert werden.

Hilary: Am Schluss des Tages werden auf den Hauptbühnen auch schon mit Peaches und Digitalism zwei Acts auflegen, die die „Rockbühne“ bereits in den Dancefloor umwandeln. Zudem haben wir noch zwei weitere Dancefloors, einen Indie-Dancefloor, einen Club-Berlin-Floor mit heimischen DJs und einen auf dem z.B. Hot Chip auflegen werden.

Im Gegensatz zu den meisten deutschen Festivals bucht ihr oft große britische Legenden, z.B. Ian Brown im ersten Jahr, Echo & The Bunnymen im zweiten oder dieses Jahr Doherty und Jarvis. Ist das eine persönliche Vorliebe?

Hilary: Pete Doherty spielt sogar seine einzige Show in Deutschland in diesem Jahr!

Meines Wissens ist es sogar das erste Solo-Konzert überhaupt auf deutschem Boden. Wird er mit Band kommen? Ist da was bekannt? Graham Coxon hat ja zum Beispiel die britische Tour mit ihm gespielt.

Conny: Vertraglich ist er nur an solo-akustik gebunden, wobei er durchaus immer auch für eine Überraschung gut ist *lacht* und mit tollen Begleitmusikern erscheint, darf man sicher gespannt sein wie das dann wirklich aussehen wird. Er hat ja auch alle Konzerte dieses Jahr gespielt und wir sind uns deshalb auch hundertprozentig sicher und freuen uns riesig, dass wir ihn exklusiv für Deutschland buchen konnten.

Gerade wenn man Pete Doherty bucht – wie sichert man sich da ab als Veranstalter, bei seiner Vorgeschichte?

Conny: Nee, also wir hatten uns auch schon überlegt, ob wir ihn besser direkt vom Flughafen abholen lassen um nichts dem „Zufall“ zu überlassen, aber im Endeffekt haben wir Vertrauen in die Booking-Agentur, dass alles glatt gehen wird. Wir haben Standard-Verträge und gehen davon aus, dass die erfüllt werden. Es geht ja auch um eine durchaus größere Gage… *lacht*

Ich finde es übrigens sogar schöner, dass ihr ihn als Solo-Act gebucht habt und nicht mit den Babyshambles, weil man ihn solo in Deutschland ja – meines Wissens – noch nie sehen konnte.

Und auf welchen Act freut Ihr Euch am meisten?

Conny: Deichkind sind Freunde von mir, ich habe sie aber mit der neuen Show noch nie live gesehen und werde also genauso in der ersten Reihe stehen wie jeder andere auch! Ansonsten freue ich mich vor allem, dass wir Whirlpool Productions als Reunion hinbekommen haben und die Jungs exklusiv für uns noch einmal zusammenkommen. Aber genauso WhoMadeWho, Junior Boys, Zoot Woman – also feinste Pop-Perlen.

Hilary: Saint-Etienne habe ich noch nie live gesehen, habe aber alle Platten. Auf die freue ich mich am meisten. Ansonsten natürlich die Bands, die ich gebucht habe: The Thermals – die neue Platte ist toll! Oneida sind sehr selten in Europa, ich habe sie mal auf dem South By Southwest in Austin/Texas aber live spielen sehen und da wollte ich sie gleich buchen. Und These New Puritans, das sind meine Lieblingsacts.
Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr weiter wachsen können und auch große Namen aus Amerika nach Deutschland bringen. Dieses Jahr haben wir einige interessante amerikanische Bands, die in der Zukunft groß werden dürften.

Conny: …und ich habe noch die beiden Berlin-Newcomer mit Bodi Bill und Bonaparte vergessen. Mit denen haben wir – denke ich – die beiden besten neuen Bands gebucht.

Ja, schön, dann haben wir jetzt auch das ganze Line-Up durch!

Hilary: Wir arbeiten nicht, wir wollen einfach die ganzen Bands selbst sehen!

Und wenn Geld keine Rolle spielen würde, gibt es für euch einen Traumheadliner?

Conny: Radiohead. Das wäre bestimmt eindrucksvoll im Flughafen Tempelhof

Hilary: Ich habe einen, den ich gerne nächstes Jahr als Headliner haben möchte: My Bloody Valentine.

My Bloody Valentine habe ich letztes Jahr in Oslo auf einem Festival gesehen, das war sehr beeindruckend. Ich danke Euch für das Gespräch und man sieht sich auf dem Festival.

Hilary: …bei Pete Doherty!

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