vonChristian Ihle 17.09.2009

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Vor ein paar Wochen hat sich Mawe, der mit mir vor einer Ewigkeit das pittiplatsch3000-Fanzines erfunden hat und inzwischen mit der Band Mikrofisch versucht, zusammen mit Drummachines die Welt zu retten, zur kostenlosen Downloadmöglichkeit des neuen Noise Addict-Albums geäußert. Er schrieb: „(Evan) Dando und (Mark) Kowarsch müssten noch mitspielen, dann würd ichs mir auch runterladen.“

noiseaddict

Zum einen hatte der Wahl-Hamburger Pop-Experte recht: Evan Dando, Kopf der Lemonheads und Mark Kowarsch (Ex-Speed Niggs, Ex-Sharon Stoned und jetzt Tortuga Bar) hätten wunderbar zum Trio gepasst, das Noise Addict gerade bildet. Zwischen Ben Lee (Ben Lee), Lou Barlow (Sebadoh, Sentridoh, Folk Implosion, The New Folk Implosion und wieder Dinosaur jr.) und Lara Meyerratken (El My), die „It was never about the Audience“ eingespielt haben und Dando sowie Kowarsch würde sich wunderbare Bande spinnen lassen. Von Ostwestfalen nach Massachusetts und vorher noch über Sydney. Irgendwie haben sie alle mal miteinander zu tun gehabt. Haben Songs zusammen aufgenommen oder miteinander in Bands gespielt und getourt.

Aber Mawe sollte sein abgeklärtes Desinteresse vor dem neuen Noise Addict-Werk, dem ersten Noise Addict-Lebenszeichen seit 1995, ablegen, denn: Mit jedem Hördurchgang würde er Songs, Zeilen, Schnipsel und Geräusche entdecken, die auch ihn umschmeißen müssen. Weil eben nicht nur die Musiker, die hier mit Noise Addict verbandelt sind, einen gemeinsamen Weg gegangen sind, sondern auch, weil Mawe inzwischen ähnlich arbeitet und agiert. Nebenprojekte, Popkultur-Referenzen aus den Neunzigern („Let´s spend some time showing that my love is true – with my two favourite things Dinosaur jr. and you”) und Flohmarkt-Instrumentarium (“That´s how it goes”) waren doch auch immer im Mikrofisch-Portfolio.

Eineinhalb Minuten-Songs, ein rumpeliges Schlagzeug, eingespielt in der Küche und diese unscheinbaren Melodien, die scheinbar die Welt retten, während im Hintergrund jemand „Dooo Wooo Bop“ singt, waren mal genau der Grund, weshalb es Popmusik gibt. Nicht.

Egal. Noise Addict haben sich, in völlig neuer Besetzung (Barlow und Meyerratken) um Ben Lee reformiert und in bestimmt nicht langer Zeit ein Album komponiert. Mit „Hey Baby“ haben Noise Addict, den wohl besten potenziellen Teenage Fanclub-Song seit langem im Programm. „Gravity“ würde auch den BMX Bandits reichen. „Drop that goes“ wäre ein wunderbarer Lemonheads-Song.

Und der heimliche Höhepunkt „Lasagne“, der im ersten Augenblick natürlich Quatsch ist und im zweiten Augenblick nach Grandaddys „Nature Anthem“ als einer der größten Songs der Erde gelten kann, rundet die Spielerei ab.
„It was never about the Audience“ will nicht spektakulär sein. Und ist gerade deshalb ein Spektakel. Für Freunde und Fans.

Mawe, hör es dir mal an.

(Säm Wagner)

Kostenloser Download des Albums:
* Noise Addict Homepage

Anhören!
* Lasagne
* Gravity
* Do I know you

Im Netz:
* Wikipedia
* Homepage

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https://blogs.taz.de/popblog/2009/09/17/album_des_monats_august_platz_2_noise_addicts_-_it_was_never_about_the_audience/

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