vonChristian Ihle 01.03.2010

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog

Fettes Brot – Fettes / Brotfettesbrot

Nun rollt also die Zweialben-Extravaganza von Fettes Brot auf uns zu. Richtig doof finden mag man die Hamburger Jungs ja nicht, auch wenn der letzte relevante Beitrag zur Musikkultur dann doch schon etwas her ist. Im Grunde sind Fettes Brot die Ärzte des Hip-Hop: semikredible, amüsant-sympathische Typen, deren Liveshow man sich schon anschauen, wegen derer man aber andererseits auch wirklich nicht in der Nacht vor dem Kartenhäuschen campieren würde. Wie gesagt: anschauen. Aber ein Livealbum anhören? Livealben sind ja generell nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss. Sie mögen als Erinnerungsstück an eine bestimmte Show noch akzeptabel sein, aber wenn man im Original nicht dabei sein wollte, welchen Drang sollte man dann verspüren, sich das Ganze später anzuhören?
So gibt auch das neue Fette Brot Album für den Gelegenheitshörer nichts her. Die Songs sind ähnlich wie bei Jan Delay mit Bläsern und allerlei Schnickschnack aufgefrischt worden, es wird eifrig durch die Musikgeschichte gecovert und die Bühnenansagen geben mal mehr, mal weniger Sinn. Verbunden mit dem visuellen Reiz einer bewegungsintensiven Hip-Hop-Show ist das sicher unterhaltsam, allein auf Platte aber öde. Das „London Calling“- Cover ist ein gutes Beispiel für das „mehr gut gedacht als gut gemacht“ – Motto des Albums: zwar ist durchaus eine akzeptable Übersetzung des Clash-Originals in deutsche Sprache zu vermelden, aber das inhärent stampfende von „London Calling“, das dank Strummers Stimme und dem metallischen Klirren in Mick Jones’ Gitarre immer auch in der Musik jene postapokalyptische Stimmung des Textes aufnahm, wird in der Fettes Brot Liveversion zu einem drögen Mitklatscher, der das Bierzelt in den Hip-Hop bringt.
So bleibt das Fazit, bei allem guten Willen: Fans only, bitte sehr.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=QjJEnRpCwMw[/youtube]
.

Im Netz:
* Indiepedia
* Blog

——–

OK Go – Of the Blue Colour of the Sky

okgo

Es ist immer eine gefährliche Sachen, wenn die besten Ideen einer Band sich in der Videoclipproduktion finden lassen. Anders gesagt: wenn man einen state-of-the-art-Clip dreht, bei dem man während der guten “Happy Days” Sendung aufspielt und sich von Fonzie begrüßen lässt, tut man gut daran, einen Song wie “Buddy Holly” zur “Untermalung” parat zu haben. OK Go sind bisher mehr mit ihren Videos im kollektiven Gedächtnis hängen geblieben als mit den eigentlichen Songs und das wird sich auch mit dem neuen Album nicht wirklich ändern. Den indiefizierte Electrosoul des neuen Albums machen Hot Chip dann doch noch ein Stückchen besser und die Al-Green-Momente (“Skyskrapers”) sind zu selten, um durchgehend überzeugen zu können. Ein ordentliches, offensichtlich Prince verehrendes Album nichtsdestotrotz, aber mehr Spaß hat man wahrscheinlich, wenn man sich in die Hände einer OK-Go-YouTube-Playlist gibt, ok? Go.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=qwQ_w6fzzzI[/youtube]
.

Anhören:
* WTF?
* Skyskrapers

Im Netz:
* Homepage
* MySpace
* Indiepedia

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2010/03/01/im_plattenregal_im_februar_1_fettes_brot_ok_go/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert