vonChristian Ihle 07.07.2010

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Man weiß ja, dass es keine Band leiden kann, mit einer anderen verglichen zu werden – vor allem wenn jedes Interview, jeder Text immer wieder mit den gleichen Kandidaten ums Eck kommt. So verwundert auch nicht, dass Brian Fallon, Sänger von The Gaslight Anthem, mit Augenverdrehen reagiert, winkt wieder jemand mit einer Bruce-Springsteen-Platte. Aber: selbst schuld! Gaslight Anthem

Es ist ja sogar so, dass Gaslight Anthem auf Album Nummer Drei mehr nach dem Boss klingen als je zuvor. Denn wo auf den ersten beiden Alben der Punkeinfluss sich nicht nur in mannigfaltigen Tätowierungen auf den Bandarmen, sondern auch unzweifelhaft im Sound manifestierte, ist spätestens hier auf Album Nummer 3 jener Bruce-Springsteen-Sound, der allen „Nebraska“s zum Trotz, eben für ihn kennzeichnend ist, vorherrschend wie nie zuvor. Natürlich sind Gaslight Anthem einige Jahrzehnte jünger und spielen ihre Songs schneller, etwas härter, aber bei Songtiteln wie „The Queen Of Lower Chelsea“ könnte Springsteen seine Anwälte losschicken, fände er Gaslight Anthem nicht selbst so geil.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Ul0XCTeJx_o[/youtube]
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So muss die Band um Brian Fallon auch gar nicht die Musik neu erfinden, solange ihnen ein Doppelschlag wie „American Slang“ und „Stay Lucky“ zu Beginn eines Albums gelingt. Hier stört auch keinesfalls, dass die Hymnen der Gaslights in der Zwischenzeit ohne Zweifel auf US-Radiotauglichkeit poliert und produziert wurden, eine Kritik, die man sich in der Mitte des Albums angelangt, jedoch weit weniger verkneifen kann. Wenn das Songwriting etwas zu gleichförmig wird, tut die Produktion ihr Übriges um den Sound der Beliebigkeit zu verbreiten. Doch gegen Ende des Albums, insbesondere im hervorragenden „The Spirit Of Jazz“, das Motown nicht nur in den Texten zitiert, weisen Gaslight Anthem auf eine breitere Soundpalette hin, die sie auf dem aktuellen Album nur noch nicht in Gänze benutzt haben. So darf man „American Slang“ als Schritt zur Popularität sehen und auf die dadurch gewonnene Freiheit bei Album Nummer Vier gespannt sein. (Christian Ihle)

Anhören:
* American Slang
* Stay Lucky
* The Spirit Of Jazz

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=oAqbnTKQBIY[/youtube]
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