vonChristian Ihle 24.02.2011

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog

Nachdem wir den Beschwerlichkeiten der Berlinale Tribut zollen und für einige Wochen unsere Jahresvorausschau unterbrechen mussten, wollen wir aber dennoch nicht darauf verzichten, unsere Lieblingskategorie noch zu präsentieren. Acts, denen wir in erster Linie fantastische Alben zutrauen, die aber in kommerzieller Hinsicht vielleicht Schwierigkeiten haben werden – mit WU LYF, Islet und dem Unknown Mortal Orchestra versuchen dabei gleich drei der vorgestellten Bands im Zeitalter von MySpace und Facebook wieder etwas Rätsel in die Musiklandschaft zurückzubringen:

WU LYF

wu lyf

Ohne Zweifel die interessanteste neue Band der Welt. Langsam lichtet sich der Nebel der Verwirrung, erste vermummungsfreie Bilder und die Namen der Bandmitglieder sind nun ebenso bekannt wie Auftritte außerhalb Manchesters absolviert. Noch immer wissen wir nicht wie wir WU LYF zutreffend beschreiben sollen und sind mit unserem Schubladenversuch Foals meets Tom Waits meets Hip-Hop-Sample-Leidenschaft meets Stone Roses dermaßen unzufrieden, dass wir kapitulieren und letzten Endes nur auf die Band selbst verweisen können:

“The Lucifer Youth Foundation (World Unite) are kids that play heavy, lost brothers looking for a place to call home.”

Verwiesen sei zudem auf unseren ersten Artikel über WU LYF und darauf, dass – ohne einen einzigen offiziell veröffentlichten Song – keine andere Band mehr Lieder in unsere 2010er Jahres-Top-50 gebracht hat wie Manchesters Finest, nämlich vier an der Zahl (Such A Sad Puppy, Heavy Pop, I Got Dem Wu Wu Busted Teef Spitting It Concrete Like The Golden Sun God, Concrete Gold).

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=pDTEhWO2wyo[/youtube]
.

Anhören:
* I Got Dem Wu Wu Busted Teef Spitting It Concrete Like The Golden Sun God
* Heavy Pop
* Such A Sad Puppy
* Nic Cave

Chuckamuck

chuckamuck

Ich will nie mehr klagen, dass die Strokes, die Strange Boys, die Black Lips in Deutschland nicht möglich sind, dass das Rotzige heimischen Bands scheinbar schon von Beginn an ausgetrieben wird, denn Chuckamuck aus Berlin zeigen, dass ich ja doch falsch liege. Teenager sollten sich verlieben, betrinken, raufen und tanzen zu diesen Songs! Gröhlen, Bierflaschen werfen, Kussmünder einsammeln!
Wir sehen uns in den Jahrescharts.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=el5SJvWqBrU[/youtube]
(was im Übrigen bei Weitem nicht der beste Song von Chuckamuck ist!)

Anhören:
* Caroline
* Gestern traf ich Dan Treacy
* Chuckamuck
* Mein Hund & Ich

2.54 (MySpace)

2.54

Man sucht ja immer noch nach The XX – Nachfolgern. Dank dem wunderbaren “Creeping” der Londoner Geschwistercombo 2.54 könnte nun endlich die Suche für beendet erklärt werden. Wenn sich eine Band schon nach einer bestimmten Stelle in einem Mudhoney-Song benannt hat, ist natürlich nur recht & billig, wenn etwas mehr Biss und Gitarre als bei The XX zu verzeichnen ist, aber wie schon beim schwarzgekleideten Überraschungserfolg von 2009 ist auch bei 2.54 das Gespür für die Leerstellen außergewöhnlich.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=G5Wz33xjLyw[/youtube]
.

Anhören:
* Creeping

Gaggle (MySpace)

gaggle

Beim ersten Berliner Konzert von Gaggle standen mehr Personen auf der Bühne als davor – dank 24 Bandmitgliedern war der Laden allerdings dennoch nicht leer… Gaggle sind ein reiner Frauen-Chor, der acapella, nur mit Beats aus einem Laptop unterstützt, versucht, Post-Punk-Strukturen völlig neu zu definieren. Sowas hat man tatsächlich noch nie irgendwo gesehen, ist sicherlich in manchen Momenten “anstrengend”, aber dafür immer außergewöhnlich.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Mkx8j6-ymgg[/youtube]
.

Anhören:
* I Hear Flies
* I Love Cigarettes

The Racket (MySpace)

racket

Nachdem unsere liebste All-Girl-Group The Duloks im letzten Jahr ihre schillernde Karriere für beendet erklärt hatten, ist es schön zu sehen, dass Duloks-Gründungsmitglied Mar Sellars eine neue musikalische Heimat gefunden hat. Lawrence Diamond, der vor einigen Jahren mit seinem Official Secrets Act ebenfalls schon Predict-A-Riot-Gast war, bildet mit Mar nun The Racket, die wunderbaren Ramones meets Helen Love Indiepoppunklärm fabrizieren.

The Racket – British Bands Release Cult Records by Christian76

Anhören:
* British Bands Release Cult Records

Islet (Homepage)

islet

In den letzten Jahren haben sich Los Campesinos! von einer erfrischenden Indiepopband zu einer der heiss verehrtesten britischen Untergrundbands entwickelt. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass den walisischen Nachbarn Islet ähnliches gelingt. Islet geben sich ähnlich mysteriös wie WU LYF, lassen sich ebenso schwer in eine Genre-Schublade packen und vertrauen vor allem auf komplexe Rhythmen. Zwei EPs (oder “Mini-Alben” im Band-Duktus) wurden bis heute veröffentlicht, für 2011 sollte das erste komplette Werk anstehen.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=q0Xa-pEIJ70[/youtube]
.

Anhören:
*Ringerz

The Unknown Mortal Orchestra

Ebenfalls gut in die Reihe WU LYF und Islet passen The Unknown Mortal Orchestra. Eine gewisse Abneigung gegen die herkömmlichen Promotion-Wege gehen mit einer Fokussierung auf Rhythmen einher – nur dass das Unknown Mortal Orchestra aus den USA stammt und weniger die Baggy / Post-Punk – Rhythmusreferenzen der beiden genannten britischen Bands aufnimmt als vielmehr im Funk verhaftet ist und in der Garage aufgenommene Indieversionen verschollener Jackson 5 – Klassiker spielt.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=1DwfeiXSstc[/youtube]
.

Anhöen:
* How Can U Love Me
* Ffunny Ffrends

Cat’s Eyes

Wenn man raten sollte, mit wem das Mastermind der Horrors, den britischen Garagen- und Postpunk-Erneuerern, ein Nebenprojekt starten würde, man käme sicherlich zuallerletzt auf eine kanadische Opernsängerin. Doch tatsächlich hat Faris Badwan gemeinsam mit Rachel Zeffira die Band Cat’s Eyes gegründet, die aber angenehmerweise keine Post Punk goes Classic – Variationen durchspielt, sondern die bereits auf dem letzten Horrors-Album in “Who Can Say” deutlich zu verortenden 60s-Girl-Group-Einflüsse ausformuliert.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=w3Se4Q49WVM&feature=channel[/youtube]
.

Anhören:
* Not A Friend

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2011/02/24/2011_-_i_predict_a_riot_teil_10_willkommen_im_untergrund/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert