vonChristian Ihle 11.04.2011

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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“The Lucifer Youth Foundation (World Unite) are kids that play heavy, lost brothers looking for a place to call home.”

Wenig Geheimnis haben wir daraus gemacht, dass wir WU LYF für die fantastischste neue Band des Erdenrundes halten und bereits letzten Sommer ausführlich versucht, die spärlichen Informationen zusammen zu tragen. Nachdem erste Liveauftritte außerhalb Manchesters nun absolviert und sogar Berlin zur Transmediale ein Besuch abgestattet wurde, lichtet sich langsam der situationistische Nebel um die Band.

We never wanted to join any one else’s gang;
we have our own gang.

Wir wissen nun, dess es WU LYF wirklich gibt (geil!), wie sie aussehen (eh, weniger geil als gedacht) und dass sie ohne Zweifel eine richtige Band und keine clevere Erfindung sind. Auch auf diese zynischen Einwände antworten WU LYF selbst übrigens in einer Art, vor der man nur den Hut ziehen kann:

It was never about anonymity, mystery. Narcissism seems to have become such a cultural norm that if a kid doesn’t care to publish his face, print his name and publish his biography then they pin you up for the easy way out. “Go Tell Fire” (das Debütalbum, Anm.) had a story, we just didn’t know how to tell it.

Und warum die Band nur in ihrem eigenen “Outlet” aufgespielt hatte, warum sie dann wiederum selbst jene Auftritte unterließ und für einige Zeit von der Bildfläche verschwand bis Anfang dieses Jahres die ersten Konzerte außerhalb Manchesters gegeben wurden, wird von WU LYF ebenfalls mit einer last gang in town – Attitude erklärt, wie man sie schon lange nicht mehr gesehen hat:

So we put all shit into establishing “Play Heavy Pop”, our monthly residency in an outlet café. It became our first attempt at creating an environment we felt ya couldn’t find in most night time dives, a place we call home. to pay top dollar to face expensive drink, real wild neo hipyipies (hipster; yuppies) worrying about their expensive shoes, their hair, real self conscious, you spend 3 years hanging around in it and it make you want to start spitting blood in their sterile faces. And then yr alternatives are meat heads in sparkly shirts groping tangerine queens or stinky lil dub step anarcho-punks squatting in their pants weighed down by all the bull shit that keeps talking out their asses. On another fucking level.

We killed “An Outlets PLAY HEAVY POP” because all the cats we were trying to escape from started turning up, pissing on our fire with their arms folded and their faces cynical.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=pDTEhWO2wyo&feature=related[/youtube]
.

Von Anfang an taten wir uns sehr schwer damit, die Band in eine Schublade zu stecken, was doch eigentlich Lieblingshobby aller Popjournalisten ist. Wir können neben dem tomwaitsigen Gesang auf die Bedeutung der Rhythm Section verweisen, die neben Anklängen an die frühen Foals vor allem auch durch ihre offensichtliche Färbung via Hip-Hop-Vorlieben an jene beste Rhythm Section ever, Mani / Reni von den Stone Roses, denken lässt – was wohl letzten Endes tatsächlich der treffendste Vergleich für WU LYF sein mag, waren die Roses bei aller technischen Fertigkeit und Brillanz doch letzten Endes auch einfache Lads aus Manchester, die als Personen weit weniger clever/verkopft wirkten als man es aufgrund der Konstruktion ihrer Songs und der sie umgebende Aura vermutet hätte. “Spitting It Concrete Like The Golden Sun God” ist das “Fool’s Gold” der Fukushima-Generation.

We own everything.

We own everything. No record deal. No license. We own the rights to our recordings – the four baby boys of WU LYF. We control what we create and how we release it. And that’s all I got. Shit. The record drops on the 13th of June, attached is the opening track LYF, its yours to do what you want with, keep it good kids, because you know I love ya, I’ll always love you forever.

Nach jener legendären ersten Single, die auf 14 (!) Stück limitiert war und für 50 Pfund verkauft wurde steht nun die erste massenwirksame Veröffentlichung an. Am 13. Juni wird das heiß ersehnte Debütalbum “Go Tell Fire The Mountain” veröffentlicht werden – und tatsächlich machen WU LYF ihre Ankündigungen war und alles weiterhin auf eigene Faust, gründen sie doch extra dafür das Label LYF Recordings (für den weltweiten Vertrieb hat man sich allerdings etablierte Partner gesucht) und versuchen sich über die Lucifer Youth Foundation zu finanzieren:

The record will be released across the globe via L Y F recordings, the musical arm of the Lucifer youth foundation. Record labels are becoming more and more of an archaic concept; you can do everything they do with out them, if you use yr lil brain hard enough. The main thing they provide is cash flow and know how, and if you can source these elements from some where else and can retain total freedom and integrity, then you got the L Y F.

Vorab gibt es auch einen neuen Song, frei und einfach “LYF” betitelt, der aufhorchen lässt, weil WU LYF hier erstmals zeigen, dass sie nicht nur clever und gut können, sondern tatsächlich auch Refrains schreiben, die aus ihnen mehr als das Nischenphänomen 2011 machen könnten:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=3QWxviSD79c[/youtube]
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Man darf also nur noch mehr gespannt sein, was das WU LYF Debütalbum bringen wird – bis dahin memorieren wir den besten Veröffentlichungsbegleittext des Jahres:

WU LYF is nothing, four dumb kids calling out heavy longings for a place to call home, two brothers greet two brothers and play heavy pop. I don’t feel at home in this place, like your hearts drunk on kerosene and all you need is a spark. A lil’ flare of Lucifer. And in blind faith they believe what they are told to believe and exploit your true mamma until her blood runs blue. The wind on the mountain laps tame, its wild years replaced by an air-conditioning unit, sleek and metallic, molded perfection. And in efficient regulation the people were conditioned and were told there’s no alternative son.

To tell fire is to question, to bring fuel to the fires started by kids no longer blinded by spectacle glare.

So go tell fire.

I love you. Keep it good. Keep it good, kids. Cause I love ya.

(Text: Christian Ihle, WU LYF – Zitate aus e-Mail an die Lucifer Youth Foundation)

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https://blogs.taz.de/popblog/2011/04/11/believe_the_hype_revisited_wu_lyf_-_we_never_wanted_to_join_any_one_elses_gang_we_have_our_own_gang/

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kommentare

  • Klar, eine NME-Sozialisation muss sich ja auch irgendwie bemerkbar machen. 😉
    Durch das “ever” dachte ich auch, ein gewisses Augenzwinkern im Superlativverwenden angezeigt zu haben.

  • Wenn Du zu den Einschränkungen “britsch”, “weiß”, “Jungs” noch vor die Musik ein “Gitarren” und danach “aus Manchester”, dann kann ich Dir nur uneingeschränkt zustimmen. Schönes Beispiel für den Wert von Superlativen im Popjournalismus, hehe.
    Aber macht nichts, ich hab dafür Hering mit zwei “e” geschrieben, das ist wirklich unverzeihlich.

  • zumindest was britische weiße Jungs Musik angeht, würde mir tatsächlich nichts besseres einfallen, als was Mani & Reni zu ihrer Fool’s Gold / Elephant Stone Zeit gemacht haben.

  • beste Rhythm Section ever, Mani / Reni von den Stone Roses = bester Matjesheering ever, Piratenfilet in Tomatensoße von Kühne.
    Ich mag die Roses ja, aber zuviel der Ehre ist zuviel der Ehre. 😉

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