vonChristian Ihle 08.09.2011

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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SONG DER WOCHE

Jay-Z & Kanye West feat. Frank Ocean – No Church In The Wild

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Wer? Wir hatten die beiden Hip-Hop-Schwergewichte und größten männlichen Popstars des Planeten schon vor ein paar Wochen mit der ersten Single ihres Kollaborationsalbums in unserer Tune!-Rubrik, aber mit “No Church In The Wild” holen sie jetzt erst zum eigentlichen Schlag aus. War “Otis” eine nette Otis Redding – cut & paste – Homage ist “No Church In The Wild” der wirkliche Übersong. Hier stimmt alles. Eine Bassline, die von der ersten Sekunde an den Song treibt, Jay-Z in Hochform und dann der zurückhaltende, aber soulige Refrain von Frank Ocean aus dem Odd-Future-Kollektiv. Wer in einer Jay-Z & Kanye West Zusammenarbeit dermaßen die Show stiehlt wie Frank Ocean hier, ist zu Größerem berufen. Vielleicht wird ja Ocean der große Star der Odd Future Wolf Gang und gar nicht ihr eigentlicher Anführer Tyler, The Creator?

Mehr? “Watch The Throne” ist im August erschienen.

Und wie isses, das Album? Sowohl an den hohen Erwartungen wie am eigenen Größenwahn leidend, nicht gerade füllerfrei sowie etwas zu lang geraten, aber eben auf der anderen Seite mit genügend Treffern, um nicht zu enttäuschen. Ordentliches Album mit einigen brillanten Tracks, von denen “No Church In The Wild” ohne Zweifel der Größte ist.

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S.C.U.M. – Whitechapel

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Wer? Shoegaze-Gothics aus London, die wie die kleinen Brüder der Horrors klingen. Was gar nicht mal so weit weg von der Wahrheit ist, ist Bassist Huw Webb doch auch im echten Leben tatsächlich der kleine Bruder eines Horrors-Mitglieds! Aber wir wollen S.C.U.M. keinesfalls eine billige Kopie nennen, dazu sind sie erstens zu hartnäckig und zweitens zu gut geworden. Vor zwei Jahren klangen S.C.U.M.-Songs noch wie reiner White Noise, dem Struktur und Songideen fehlte, aber das nun im Herbst erschienene Album zeigt eine deutliche Weiterentwicklung seit den frühen Anfängen.

Mehr? Das Album “Again Into Eyes” ist bereits erschienen.

Und wie isses, das Album? Gut. Besser als erwartet, wenngleich nicht jeder Song so gut funktioniert wie Anfang (“Faith Unfolds”) und Ende (“Whitechapel”) der Platte und manchmal doch etwas zu verloren auf die Schuhe geglotzt wird statt sich mit Songwriting zu beschäftigen. Dennoch, allein die beiden genannten Songs hätten wir tausendmal lieber auf dem neuen, enttäuschenden The-Horrors-Album gehört als alles, was Faris & Co tatsächlich dafür aufgenommen haben. Zudem gelingt es S.C.U.M., weder in die Joy-Division-für-Arme-Falle zu tappen (Hallo Editors! Wie geht’s, Interpol?) noch – schlimmer gar – im falschen Pathos des Gloom Rocks der Marke White Lies zu versinken.

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Puro Instinct feat Ariel Pink – Stillyagi

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Wer? Die beiden hübschen Gallionsfiguren der kalifornischen Weed-Szene…

…und everybodys favourite mental hipster Ariel Pink! “Stillyagi” ist ein ganz eigener Hybrid aus Italo-Disco und 70s-Soft-Rock im 80s-Design, aber nach drei, vier Hördurchgängen tatsächlich unwiderstehlich

puro instinct

Mehr? Das – großartig betitelte! – Debütalbum “Headbangers In Ecstasy” von Puro Instinct soll nun doch endlich noch in Deutschland erscheinen, nachdem es in den USA bereits im Frühjahr veröffentlicht wurde.

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RIOT PREDICTION DER WOCHE

Camera

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[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=K9ZNFFGO3v0[/youtube]
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Wer? Eine dreiköpfige Berliner Untergrundband, die sich ihren Namen durch Guerilla-Gigs in U-Bahn-Wartehallen und -Bahnsteigen erspielt hat und eine dermaßen formidable Punkvariante von Neu!-inspiriertem Krautrock spielt, dass uns der Mund offen stehen bleibt. Vor zwei Wochen fand einer der seltenen “richtigen” Gigs im Rahmen der 8mm-Musik-Night im Berliner Bassy statt, bei dem Camera zeigten, dass mehr als metronomisches Geklöppel in ihnen steckt und sie einen erstaunlichen Hang zum Ambient und zur Psychedelica offenbarten. Wir freuen uns über die Mehrdimensionalität, können aber trotzdem nicht verneinen, dass die unwiderstehlich gradliningen U-Bahn-Auftritte unser Herz dennoch mehr ergreifen konnten.

Mehr? Keine richtige Veröffentlichung so weit wir hier wissen. Aber dafür bald wieder in der nächsten U-Bahn-Station!

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Die bisherigen Songs der Woche:

The Rapture: How Deep Is Your Love
Girls: Vomit

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