vonChristian Ihle 09.04.2014

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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1. Der Film in einem Satz:


Ein heftiger Herzschlag in die Fresse, von dem ein blutiger Geschmack im Mund bleibt – aber es fühlt sich wild und gut an; wenn dann nur der Alltag nicht wäre.


2. Darum geht‘s:


„Lovesteaks“ begibt sich mit Härte in den Arbeitsalltag und zeigt mit viel Frische, was hinter den Kulissen eines Wellness-Hotels an der Ostsee noch so los sein könnte. Dabei erzählt der Film die Liebesgeschichte zwischen Lara (Lana Cooper), der impulsiven Küchen-Trainee, und Clemens (Frank Rogowski), der seinen neuen Job als Masseur beginnt. Beide bleiben aneinander hängen, nähern sich an – sie provoziert ihn immer wieder, lockt ihn aus der Reserve, er versucht der beruhigende Gegenpol zu sein, sie in ihrer Heftigkeit zu bremsen, von ihrer Liebe zum Schnaps zu heilen.


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So durstig, so hungrig: sie begegnen sich mit intensiver Körperlichkeit, rau und sanft mit vernuscheltem Dialogwitz, ein bisschen Slapstick, etwas Krawall und Zartheit. Fast dokumentarisch folgt die Handkamera diesem ungleichen Paar und erreicht eine ungeahnte Realitätsnähe – wohl nicht zuletzt durch die ungewöhnliche Entstehungsgeschichte:

Das Team folgt seinem eigenem „Fogma-Manifest“ – eine Anspielung auf das dänische Dogma 95 Konzept. Jakob Laas gibt seinen Schauspieler lediglich grobe Drehbuchskizzen vor und fordert sie zum Improvisieren auf. „Lovesteaks“ gewinnt dadurch eine unbefangene Spielfreude mit berauschender Kraft, erreicht eine erstaunliche Wirklichkeitsnähe.
Von den beiden Hauptdarstellern abgesehen tritt im Film echtes Hotelpersonal auf – so liefert der Film gleich den Tipp für den nächsten Wellness-Urlaub, um vielleicht selber einen Wortwechsel mit dem Chef, der sich selbst als „Fuchs“ bezeichnet, zu führen und auf seine absurde Eloquenz abzuklopfen.


3. Der beste Moment:


Wenn eben dieser Fuchs unsere beiden Liebenden in der Abstellkammer erwischt und sie tadelnd zurechtweist. Oder wenn eine Kundin von Clemens etwas zudringlicher wird und der reine Jüngling sich subtil zu retten versucht.


4. Diese Menschen mögen diesen Film:


Wer Spontanität und Skurrilität mehr schätzt als das perfekt durchgestylte High-Budget-Kino, wird „Lovesteaks“ als Filetstück des jungen deutschen Films zu genießen wissen: blutig und mit viel Liebe zubereitet.

Und der Mut des Films wird belohnt: Der Gewinner des Max Ophüls Preises und Abräumer des Filmfest München ist jetzt auch für den deutschen Filmpreis nominiert.

* Regie: Jakob Lass
* imdb


Text: Mila Haegele

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