vonChristian Ihle 05.05.2015

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Wir verfolgen Scott Matthew hier im Popblog ja schon von Beginn an und so ist es schon sehr erfreulich wie beständig und mit immer steigendem Erfolg der Wahl-New-Yorker hierzulande Hörer hinzugewinnt. Keine Frage, Scott Matthew übererfüllt auf den ersten Blick natürlich das Klischee des bärtigen Sensibelchen-Hipsters, der mit seiner hingehauchten Singer/Songwriter-Musik alle Trend-Knöpfchen drückt. So war das letzte Album eine schöne Überraschung, als sich Matthew einige Klassiker der jüngere Popgeschichte vornahm und sie gnadenlos dekonstruierte: egal ob The Jesus & Mary Chain oder Whitney Houston, danach klangen sie wie für Matthew geschrieben! Eines der seltenen Beispiele einer gelungenen Covers-Only-Platte.


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=3wk3IeeRbEM[/youtube]


Doch nun kehrt der Australier wieder mit eigenem Material zurück und gibt gleichzeitig einen schönen Rückblick auf sein bisheriges Schaffen, ist “This Here Defeat” doch wie ein Querschnitt aus seinen vorangegangenen Platten. Vor allem im ersten Teil der Platte finden wir seinen Hang zur Überinstrumentierung wieder, der das Zweitwerk “There Is An Ocean That Divides And With My Longing I Can Charge It With A Voltage That’s So Violent To Cross It Could Mean Death” noch pathetischer als seinen Titel wirken ließ, können aber vermelden, dass Matthew nun einen besseren Mittelweg gefunden hat und nicht mehr ganz dem Drang erliegt, die zarten Songs orchestral gänzlich zuzukleistern.

Einem Rückgriff auf die ganz frühen Tage kommt dagegen die Mitte des Albums und im Besonderen “Bittersweet” gleich, das reduziert, aber beschwingt an die allerersten Höhepunkte wie “In The End” denken lässt. So bietet “This Here Defeat” doch für beide Seiten genug: für diejenigen, die zum Pathos in den Texten auch gern die volle Breitseite in den Tönen möchten, aber auch – und in diese Gruppe zähle ich mich – für jene, denen gerade am Kontrast zwischen Überemotionalität im Gesang und der leichten, beinah gebrochenen Instrumentierung auf Ukulele, Piano und Co. gelegen ist.

So kann der unaufhaltsame Aufstieg des Scott Matthew gerne weiter gehen – der bessere William Fitzsimmons war er sowieso schon immer. (7/10)

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