vonChristian Ihle 05.12.2016

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Karl Bruckmaier schreibt in der SZ über die Exzesse der Neuverpackung der Backcataloge und seine verschiedenen Spielarten. Besondere Freude bereitet ihm dabei das von Produzent Don Was organisierte Tribute-Konzert zu Ehren von Dr. John – und dessen Aufbereitung als Platte:

“Nun hat er ein neues Spielzeug: grundlos veranstaltete Tribut-Konzerte mit gigantischem Allstar-Auftrieb. So kann man dem finanzkräftigen Graurückenpublikum genau jenen alten Stiefel, den es schon in drei Fassungen besitzt, als wieder neu und essenziell andrehen. Besonders perfide ist “The Musical Mojo of Dr. John”, wo zu Ehren des heute 75jährigen Dr. John eine von Don Was am Bass geleitete Combo alles zerstört, was den Charakter der Musik aus New Orleans ausmacht. Diese Doppel-CD plus DVD ist das Äquivalent zum gentrifizierenden Wiederaufbau der von Hurrikan Katrina gemeuchelten Stadt. Mit der Gewalt eines Bulldozers prügelt ein Kenny Aronoff seine Vier-Viertel in den Saal, dass selbst ein deutsches Bierzelt mühelos mitklatschen könnte. Und wenn bei Ray Bingham so etwas wie Musikalität die Oberhand gewinnt, dann kann man sicher sein, dass bald ein schier endloses Schweinerockgitarrensolo in die erstbeste Lücke stößt. Dr. John ist ein alter Showbiz-Hase; der kennt das Spiel, wird gelächelt haben und zwar hoffentlich den ganzen langen Weg bis zur nächsten Bank. (…)
Beide Tribut-Alben (es geht zudem noch um ein Emmylou Harris – Tribute, Anm.) haben keine einordnenden Begleittexte, nur schlecht gephotoshoppte Allerweltsbildchen. Und bei Emmylou Harris werden im Beiheft gar Tracks aufgeführt, die auf der CD gar nicht enthalten sind und umgekehrt: Andere Tracks fehlen.
Da sieht selbst der ungeübte Kulturpessimist kurz die freche Fratze der Gleichgültigkeit aufgrinsen.”

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