vonChristian Ihle 13.02.2017

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Golden Exits (Regie: Alex Ross Perry) imdb

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Ein paar Wochen im Beziehungsreigen wohlsituierter Brooklynites. Alex Ross Perry, hochgelobt für Queen Of Earth und Listen Up Philip, zeigt die Verwirrung, die das Eintreten der jungen Australierin Naomi in die Beziehungen von mehreren New Yorkern verursacht. Golden Exits ist aufpolierter Mumblecore für die Generation 40+. Es wird geredet und geredet und es passiert: natürlich nichts. Aus einer durch die Bank tollen Besetzung (u.a. Chloe Sevigny, Jason Schwartzman) ragt Emily Browning heraus, die mit zurückhaltender Natürlichkeit den Zauber der jungen Naomi greifbar macht. Ebenfalls erstaunlich: Beastie Boy Adam Horovitz, der sich zu einem Charakterdarsteller entwickelt hat.

Casting JonBenet (Regie: Kitty Green) imdb

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Einer der besten Filme der Berlinale, this years “Act Of Killing”. Eine formal außergewöhnliche Dokumentation, die vom bis heute unaufgeklärten Mord an der Sechsjährigen JonBenet Ramsey erzählt. Und zwar in einer Art, wie noch nie ein Film eine True Crime Story thematisiert hat: Regisseurin Kitty Green lädt Bewohner des Heimatortes von JonBenet zu einem Casting für einen angeblichen Film ein. Die Anwärter bewerben sich um die Rolle von JonBenets Bruder, Vater, Mutter – allesamt Tatverdächtige. Sie erzählen im Castingespräch ihre Verbindung zum Verbrechen – und damit auch ihren Blickwinkel auf die Geschichte – und spielen in den fiktionalen Szenen die realen Vorbilder. Dadurch erschaft Kitty Green ein faszinierendes Kaleidoskop, das so viel über den Mord erzählt wie über das Filmen und die Wahrheit an sich. Es entsteht ein vielschichtiger Blick auf das Verbrechen, der gleichzeitig gnadenlos die Subjektivität jeder Wahrheit thematisiert – und das völlig unkommentiert, allein durch seine Versuchsanordnung. Faszinierend, spannend, ja sogar amüsant und in jeder Minute mitreissend. Eine große Emofehlung für dieses Kunststück, das formal bestechend ist, aber trotz aller Cleverness immer im Dienst seiner Geschichte und seiner – zitieren wir ruhig Werner Herzog – ekstatischen Wahrheit bleibt. Bald auf Netflix, by the way.

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