vonChristian Ihle 27.11.2018

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Im Gegensatz zur jüngsten “Halloween”-Neuauflage muss man Regisseur Luca Guadagnino zu Gute halten, dass er wirklich etwas Neues aus den Motiven einer Legende des Horrorkinos kreiert und zudem tolle Bilder findet, die eben nicht die fantastischen Farborgien des Argento Originals nachzuäffen versuchen, sondern ein in Grautöne getauchtes, realistisches Bild der 70er einfangen wollen. Dementsprechend ist auch das Verlegen der Handlung in die Mauerstadt schlüssig.

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Weniger schlüssig sind aber die ganzen Handlungsfäden, die er an die “Suspiria”-Story strickt (nicht dass die zentrale Story in irgendeiner Art jemals gut oder sinnstiftend gewesen wäre).
Was die RAF, die nichtaufgearbeitete Naziherrschaft oder der Holocaust mit all dem zu tun haben? Klar wird’s nicht. Es nur als atmosphärisches Bindemittel einzusetzen, wird aber Guadagninos Ansprüchen dann auch nicht gerecht.
Welche Bedeutung die – neben der jungen Tänzerin – zweite zentrale Figur des alten Psychiaters haben soll, mit der der Film unendlich viel Zeit verbringt, erklärt sich dadurch ebenfalls nicht. Außerdem hätte einmal Tilda Swinton dicke gereicht, wir sind ja nicht bei „Didi und die tollen Tänzer“.

So bleibt ein überlanger Film mit sehr seltsamen Pacing, der mich mehrfach beinah ins Reich des Schlafes gerufen hat und nur in seinen seltenen wilden Szenen richtig zum Leben erwacht. Dass “Suspiria” polarisiert, glaube ich gern – aber nicht wegen seiner Overthetopness, die ich freudig goutiere, sondern der Frage, wieviel Stillstand und bedeutungsschwangere, aber letztlich egale Nebenstränge ein Film denn nun verträgt.
Meiner Meinung nach: deutlich weniger als Guadagnino hier zeigt.

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https://blogs.taz.de/popblog/2018/11/27/im-kino-suspiria-von-luca-guadagnino/

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kommentare

  • Schön, dass wir uns auch hier einig sind. Finde den Film ziemlich überladen. Besonders störend wird das dann, wenn zum Ende plötzlich große Emotionen sein sollen, die fahl-verkopften Handlungsstränge dafür aber gar nicht als Basis taugen, Jessica Harper hin oder her.
    Weniger ist wirklich mehr, diese Diskursoffenheit wirkt mehr forciert als irgendetwas anderes und sackt gegen das viel geschlossenere Original deutlich ab (vlt. mal abgesehen von den peinlich aufgesetzten Erklärbärszenen mit Udo Kier).

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