Der Schwimmalltag im Prinzenbad gestaltet sich anders als noch vor ein paar Wochen:
Es stehen zwar noch genügend Fahrräder vor dem Prinzenbad, aber das sind wahrscheinlich die BVG-Kunden, die dort ab der Prinzenstraße mit den öffentlichen Verkehrsmitteln weiterfahren und ihr Rad in U-Bahn-Nähe parken.
Die Zeitungsverkäuferin sucht nun morgens Schutz vor Regen und Kälte unter dem Dach des Kassenhäuschens. Sie schimpft auf das Wetter, während sie ihre Faust drohend zum Himmel ballt.
Das Sportbecken wird in der Regel nur noch von zwei Personen frequentiert – das sind die ganz Harten. Und obwohl die Bäume um das Mehrzweckbecken herum doch noch recht grün sind, liegt schon Herbstlaub im Überlaufbecken . Die Fraktion der BademantelträgerInnen nimmt kontinuierlich zu und auf der Cateteria-Terasse habe ich jetzt einen Prinzenbadler entdeckt, der nun tagtäglich seine Wolldecke von zu Hause mitbringt.
Bei diesem Wetter fällt der tägliche Prinzenbadbesuch selbst so manchem Stammgast nicht ganz leicht. Wir werden aber reichlich belohnt, wenn wir uns aufgerafft haben. Das Wasser ist schön warm, die Schwimmbecken sind fast menschenleer und die Gespräche auf der Terasse unter dem Cafeteria-Vordach sind ausführlicher als im Sommer – schon wegen der Regenhuschen, denen wir so versuchen auszuweichen, bevor wir uns wieder aufs Rad schwingen.
So langsam macht sich jedoch diese melancholische Stimmung breit, die jedesmal kurz vor Saisonende die Stammgäste erfaßt. In Anbetracht dieses miesen Wetters wird eine Saisonverlängerung über den 10.9.06 hinaus immer unwahrscheinlicher.
Obwohl ich mir vorstellen kann, daß die wirklichen Prinzenbad-Fans (ab 15 Jahre Mitgliedschaft) natürlich auch im tiefsten Winter mit einem Eispickel ins Freibad gehen würden, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten. Ich bin nicht ganz so tough. Mir würde im Winter eine Prinzenbad-Webcam reichen. Das fände ich super! Im Internet hin und wieder die Schwimmbecken anschauen und der Sommerzeit nachtrauern – das wärs. Im Herbst müßten die Cams natürlich abends ausgeschaltet werden, damit die NachtschwimmerInnen unerkannt über den Zaun klettern können. Stichwort Datenschutz…und solange sie ihren Badeanzug nicht im Koffer transportieren.
Wenn ich es so recht bedenke, könnten die Berliner Bäderbetriebe aus der Webcam auch ein Pay-TV machen, dann hätten sie sogar im Winter Freibadeinnahmen.
Gute Idee, die Angehörigengruppe. Ich denke aber, man sollte die Hinterbliebenen mit einbeziehen. Nicht alle Extremsportler überleben….