vonSchröder & Kalender 12.01.2010

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

Mehr über diesen Blog

***
Der Bär flattert in nordwestlicher Richtung.
***

»Man könnte Manfred Essers Roman als einen Heimatroman bezeichnen, der von einer Heimat handelt, die keine Heimat ist: Arbeitervorstadt, gewachsenes Quartier und zugleich deformiert wie alle städtischen Wucherungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es handelt sich um den genau fixierbaren und von Esser fixierten Stadtteil einer süddeutschen Großstadt: Stuttgart-Ostheim. Dieser Stadtteil wird dargestellt aus einem proletarischen Bewußtsein heraus. Bewußtsein heißt das, was nicht auf psychologischen Selbstzweck gerichtet ist, sondern sich zusammensetzt aus unzähligen einzelnen alltäglichen tageslaufbedingten auf das materielle mehr als auf das ideelle Wohlsein gerichteten einfachen Gedankengängen. Wiederum bedeutet das nicht Reduzierung auf ein versimpeltes Genossendeutsch, das so künstlich wäre wie jede Kunstsprache, sondern der mündlichen Redeweise wie der tagtäglichen Überlegung nachgebildet. Nichts wird ausgelassen, der proletarische ist zugleich ein, an den Regeln bürgerlichen Anstands gemessen, obszöner Roman. Was seit Freud Unterbewußtsein heißt, ist hier kein Privileg bürgerlicher Klasse. Essers Erzählweise verfährt nach dem Prinzip des Mosaiks, das Ganze gewinnt große und übergreifende Züge. Esser hat, und das muß ihm vielleicht am höchsten angerechnet werden, zu zeigen versucht, dass der politische Roman auch ein avantgardistischer sein kann.« Helmut Heißenbüttel

Manfred Esser, Ostend-Roman, März Verlag
Esser, Manfred: ›Ostend-Roman‹. Leinen, 344 Seiten, (8°). Umschlaggestaltung: Jörg Schröder mit einer zeitgenössischen Darstellung der Wohnkolonie Ostheim. März Verlag, Jossa 1978 (nur noch antiquarisch erhältlich).


* * *

Ostend-Roman mit unbekannten Kurden, dem Textilkaufmann Nelle und Gemahlin, den Arbeiterfamilien Ziegler und de Pasquale, dem Sänger Esswein, dem Schlächter Eberhard, dem Fixer Uli Müller, dem Frührentner Gscheidle, dem Schnellgaststätten-Pächter Stefan, der Zugehfrau Hedwig Würtele, ihrer Namensschwester Hedwig alias Jadwiga, dem Bankier Eduard von Pfeiffer, dem Schlachthof-Inspektor Schratzenstaller, seiner Ehefrau Crescentia, seiner Tochter Gudrun, der Cutterin, der Südfunk-Redakteurin Frl. Dr. Glück, dem Industriepfarrer Paul Schwörer, Attila und Iris, dem Wengerter Alfons Hägele, der toten Hertha, dem Betriebsrat Peter Center, dem gelernten Soziologen Frank Thiesbrummel, Pietro von der Hohnmaschine, Resonnek aus dem Ruhrpott, dem Vertrauensmann Paul, dem wisenschaftlichen Assistenten Ofringa, seiner angetrauten Isabell und der Gattin des Reemtsma-Vertreters, einer Sekretärin in Scheidung, dem Sänger der Sorgen, dem Kranführer Alois, seinem Polier, einem Portugiesen, dem Propheten Daniel, C. Wright Mills, Azze, dem Daimler-Arbeiter Karl Bergmann, seiner Frau Helga und ihrem Sprößling Rudi, dem Geburtstagskind Fritz Philipp, dem Romancier Hermann Lenz, der Juga, dem Exmajor, dem Poeten Waiblinger und dem Hochdruckschweißer Willi Mühl …

Manfred Esser, Ostend-Roman, März Verlag
***
Manfred Esser, Ostend-Roman, März Verlag
***
Manfred Esser, Ostend-Roman, März Verlag
***
Manfred Esser, Ostend-Roman, März Verlag
***
Manfred Esser, Ostend-Roman, März Verlag
***
Manfred Esser, Ostend-Roman, März Verlag
***
Manfred Esser, Ostend-Roman, März Verlag
***
Manfred Esser, Ostend-Roman, März Verlag
***
Manfred Esser, Ostend-Roman, März Verlag
***
Manfred Esser, Ostend-Roman, März Verlag
***
Manfred Esser, Ostend-Roman, März Verlag
***

(ME / HH /BK / JS)

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/schroederkalender/2010/01/12/die_musterkolonie_ostheim/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert