vonDetlef Berentzen 26.10.2014

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

Mehr über diesen Blog

“Zwickt’s mi, i glab i tram, des derf net woa sein, wo san ma daham..?!!”( Wolfgang Ambros)

Das Denkmal für Wehrmachtsdeserteure auf dem Wiener Ballhausplatz ist am Freitag offiziell eröffnet worden. Das Mahnmal ist den Verfolgten der NS-Justiz gewidmet. Neben Bundespräsident Heinz Fischer nahmen auch Vertreter der Stadtregierung daran teil. „Die Desertion aus der Wehrmacht ist immer eine Friedenstat, dafür gebührt allen, die desertiert sind, unser Dank“, sagte der Klubobmann der Wiener Grünen, David Ellensohn. Das Denkmal sei „an einem der zentralsten Plätze der Republik“ aufgestellt worden – „ein idealer Platz als Ausgangspunkt für zivilen Ungehorsam“.
Vor dem Bau gab es ein monatelanges Tauziehen um die Standortentscheidung. Das nicht unumstrittene Denkmal wurde von der FPÖ abgelehnt. Für die Gestaltung des Denkmals zeichnete der Künstler Olaf Nicolai verantwortlich. Umgesetzt wurde das Vorhaben von der Initiative „Kunst im Öffentlichen Raum“ (KÖR). Die ursprüngliche Überlegung, das Denkmal blau zu lackieren, wurde wieder verworfen, stattdessen wurde die Farbe in den Beton gemischt. Das erinnert laut KÖR an ein „verwaschenes Jeansblau“, eine Farbe, mit der der Künstler den Romanhelden aus Ulrich Plenzdorfs „Die neuen Leiden des jungen W.“ assoziiert – ein Aussteiger, der sich verweigert.(ORF, 24.10.14)

 

Hallo, Michael,
…ein Denkmal für Wehrmachtsdeserteure mitten in Wien! Ich erinnere mich noch gut an den Aufruhr, den Hridlicka mit seinem Mahnmal gegen Krieg und Faschismus (1988) verursacht hat. Nach alldem, was Du in den letzten Korrespondenzen über die rückwärtigen und aggressiven Gefühlslagen in Felix Austria geschrieben hast, sind sicher manche Wiener  jetzt immer noch (wie schon im Vorfeld des Projekts) am Speien, oder? Jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, daß Denk- und Mahnmale eine Menge elende Wahrheiten provozieren.

Servus
d.

 

Mein lieber Detlef,
ich habe dir (s.u.) mal ein paar Postings aus der “Kronenzeitung” herausgesucht. Die “Presse” hat ihr Diskussionforum schon geschlossen. Besonders bemerkenswert finde ich in den Krone-Postings Kommentare wie:
“Und wenn die Väter bzw. Großväter der Grünen im Krieg bzw. beim Desertieren erschossen worden wären, hätten wir heute nicht diese Landplagen im Land.” (..)”Auch wenn es vielleicht hart klingt, aber würde es heute schlechter ausschauen wenn wir den Krieg gewonnen hätten? Ich denke nicht…”
Einmal mehr wird hier klar: das Bewusstsein der Nazizeit wurde kaum gefiltert an die nachfolgenden Generationen weitergegeben. In Verbindung mit all den aufgeblähten Egos und dem tiefverwurzelten duckmäuserischen Minderwertigkeitsgefühl haben wir im Resulat eine hochinteressante hellbraune Melange – mit reichlich bitterem Nachgeschmack. Lies nur!

 

Freitag, 24. Oktober 2014, 19:51
von Kronehit32
Ich kann es schon nicht mehr hören. Nazi Österreich hier, Nazi Österreich da. Es ist 80 Jahre her. Man darf es nie vergessen aber irgendwann hat das ewige Entschuldigen ein Ende. Und WIR alle zahlen immer noch Steuern und Million Euro jedes Jahr an die Juden als Entschädigung. Wann hat das mal ein Ende??

 

Freitag, 24. Oktober 2014, 19:33
von Lurchmaus
Alles ein Blödsinn mein Vater geb.1909 hat es voll erwischt und der hatte sicher nicht den Wunsch in einen Krieg zu ziehen. Was blieb ihm anderes übrig und bei einem Angriff der Russen haben sich alle angeschissen und wollten dafonlaufen aber da waren noch die Kammeraden und hinten die Kettenhunde.Deserteure haben sich auf Kosten der Zivi feige verkrochen und sind nicht öffentlich aufgestanden und haben gegen das Regim gekämpft.Kenne nur einen Staufenberg und mitstreiter.

 

Freitag, 24. Oktober 2014, 19:25
von Hellseher
Österreich ehrt zu Lebzeiten jene, die zu ihrer Zeit Verbrecher waren und die es sogar heute, unter den jetzt geltenden Gesetzen, noch sind. Ob man damit nicht junge Leute (Präsenzdiener und Berufssoldaten) dazu anstiftet ein Verbrechen(Vergehen) zu begehen, indem man Desertion hochlobt und legalisiert. Aber naja, wenns von der Politik kommt wirds scho passen…

 

Freitag, 24. Oktober 2014, 19:11
von semmeltrenzer
Solangs Richtung Stalingrad marschiert san, is kana abghaut. Die Flucht habens bei der “heimwärtsbewegung” ergriffen. Die Kettenhund haben ihren Befehlen folge geleistet. Keine verherrlichung des Kriegswesen oder des Nazitums. Wenn ich weiß daß ich bei Flucht erschossen werd, Abkürzung durch Verweigerung, und die haben meinen Respekt! Die Anderen sind Fahnenflüchtlinge und fallen unter das Kriegsrecht. Das gilt auch bei dem Amis und bei den Russen sowieso!

 

Freitag, 24. Oktober 2014, 19:03
von rechthaber215
Verstehe ich das jetzt richtig? Alle Deserteure waren Helden! Die Schlussfolgerung daraus ist, dass alle Wehrmachtsangehörigen Verbrecher und Feiglinge waren.

 

Freitag, 24. Oktober 2014, 18:14
von semmeltrenzer
…..endlich werden auch jene geehrt, die ihre Kameraden in höchster Not im Stich gelassen haben. Und da gehts nicht um Nationalismus, und auch nicht um Ehre, sondern um Kameradschaft und im Stich lassen.

 

Freitag, 24. Oktober 2014, 18:27
von alterhans
Wenn ich an meinen vor 31 Jahren verstorbenen Vater denke, welcher nach langer Kriegsgefangenschaft schwerst kriegsversehrt heimgekehrt ist und mit75%iger Kriegsinvalidität leben musste – und heute lese, dass in Wien ein Denkmal für Deserteure feierlich eröffnet wurde, dann kommt mir als Sohn das blanke Gruseln. Mein Vater hätte so etwas ja nie verstanden. Ich als Sohn, der wie ich glaube, die Vergangenheit schon bewältigt zu haben, auch nicht.

 

Freitag, 24. Oktober 2014, 18:47
von philosophus
Aber keine Sorge, Deserteure würden im Kriegsfall, auch von dieser *SOZIALDEMOKRATISCHEN* Regierung hingerichtet. Lächerlich was die da propagieren!

 

Freitag, 24. Oktober 2014, 18:04
von taurus1970
Das hat aber mit Heldentum nichts zu tun, wenn jemand flüchtet und seine Kameraden im Stich lässt! Das sollte auch der Oberbefehlshaber des Bundesheeres wissen, was Kameradschaft bedeutet!

 

Freitag, 24. Oktober 2014, 17:57
von phido
Eine Frage dazu. Mit diesem Denkmal wird jeder geehrt, der desertiert ist und sich vom Nazi-Regime abgekehrt ist. Wird da aber auch hinterfragt, ob im Zuge des Desertierens vielleicht eigene Kameraden verletzt, verraten oder gar getötet worden sind? Es waren nicht alle Nazis die Soldaten waren, man wurde eingezogen und wer sich dagegen widersetzte der bekam dies erheblich zu spüren. Jetzt werden pauschal alle Deserteure zu Helden stilisiert.

 

Freitag, 24. Oktober 2014, 17:36
von titlis
Soll das etwa ein Zeichen dafür sein, dass die Österreicher einer Erbsünde ausgesetzt sind, die von Generation auf Generation übertragen und nie wieder gelöscht wird? Unsere Väter und Großväter wurden zwangsrekrutiert, aber das geht in die Hirne der Grünen und Roten nicht hinein. Überläufer wurden und werden heute noch in vielen Ländern als Verräter gesehen und unsere Vorfahren waren das nicht. Sie mussten kämpfen um, wenn möglich, ihr eigenes Leben und das ihrer Familien zu bewahren.

 

Freitag, 24. Oktober 2014, 17:31
von taurus1970
Überall auf der Welt werden Deserteure bestraft, nur in Österreich werden diese Feiglinge zu Helden gemacht! Unser Klo-Heinzi muss sich da natürlich wichtig machen und ein Denkmal enthüllen, das an Ereignisse erinnert die vor 70 Jahren passiert sind! Mit 220.000 Euro könnte man schön bedürftigen Österreichern helfen, anstatt für einen Betonblock! Die linken Rot/Grünen in Wien sind sich halt für nichts zu blöd!!!

 

Freitag, 24. Oktober 2014, 17:01
von kuestfrau
Und warum wird mein Großvater nicht geehrt ? er ist im Krieg ums Leben gekommen
Freitag, 24. Oktober 2014, 16:30
von nomoney
Und wo ist das Denkmal für all diejenigen die nicht weggelaufen sind und ihren Kopf hingehalten haben?

 

…und hört nicht auf!

Servus
m.

(Michael Schmid lebt als Fotograf, Autor und Journalist in Wien)

 

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/spurensuche/2014/10/26/wiener-korrespondenzen-4/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert