vonDetlef Berentzen 12.12.2014

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Zweck des Vereins ist die Förderung des Umgangs mit audiovisuellen Medien in der Gesellschaft. Dies wird erreicht, indem die unabhängige Filmkultur gefördert wird durch Einrichten und Betreiben eines Filmhauses in Frankfurt. Der Satzungszweck wird insbesondere verwirklicht durch: a) das Angebot von Diskussions-, Informations-, Aus-, Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen zu Theorie und Praxis der Filmproduktion und Filmrezeption an Filmschaffende aber auch an Berufsanfänger und interessierte Teile der Bevölkerung.

Satzungen kommen immer ziemlich trocken daher, sie müssen formal den rechtlichem Anforderungen genügen. Gerade auch dann, wenn man gemein und gleichzeitig nützig sein will. Es kommt darauf an, was man aus diesem ziemlich verwegenen Anspruch macht: Die unabhängige Filmkultur fördern! Da hast Du’s mit einer Menge autonomer, schräger und kreativer Vögel zu tun, da musst Du inspirieren, disziplinieren, kommunizieren. Das “Filmhaus Frankfurt” tut dies alles. Und noch mehr. Seit 25 Jahren. Wieviel verdammte Jahre ist es eigentlich her, daß ich im Filmhaus an einem Seminar für Produktionsleiter teilgenommen habe, um Planungsicherheit für meine nächsten Projekte zu bekommen? Im besten Sinne lehrreich war das, praxisorientiert, fand in einem munteren kleinen Kreis und damals noch in der Schützenstraße statt. Im Hinterhof das Theaterhaus, vorne das Filmhaus und irgendwann auch Radio X.

Und mittendrin Ralph Förg. Schon lange Geschäftsführer des Filmhauses. Jetzt residiert er Nähe Ostbahnhof. Ralph ist ein Engagierter, einer der dran bleibt, Kontakte knüpft und pflegt, immer auf Messen und in Juries unterwegs und allemal dafür sorgen, daß das Filmhaus nicht platt gemacht wird. Förg hat genau das geschafft. Nicht allein. Nicht ohne dieses sagenhafte Team, das einfach treu und inspiriert blieb und im Laufe der 25 Jahre zur unabhängigen Notwendigkeit für die freie Filmszene wurde. Auch mit Hilfe dieser Zeitschrift, wie heißt sie noch? GRIP! Darin wird über das “Filmland Hessen” berichtet, über Locationscouts, Digitalisierungsoffensiven, neue Produktionsfirmen, Festivals und Regisseure. Aktuell auch über jenen Trend, der mich schon damals, beim Anblick vom “Cinema Paradiso”, zu Tränen rührte:

Die neuen Daten der Filmförderungsanstalt bestätigen den Trend: Die Zahl der Kinoschließungen ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Besonders erschreckend ist dabei der Verlust ganzer Standorte. 2004 verfügten in Hessen noch 84 Kommunen über ein Kinoangebot, zehn Jahre später ist die Zahl auf 69 zurückgegangen, ein Verlust von fast 20 Prozent. Betroffen sind vor allem familiär geführte Traditionskinos auf dem Lande wie in Bad Arolsen, Rüsselsheim, Reichelsheim und – zuletzt – Korbach, deren Wegfall sich zum Teil auf ganze Regionen auswirkt.

Trends sind zum Brechen da. Es gibt immmer neue und kreative Lösungen. Immer. Deshalb heißt es für das Filmhaus: Dranbleiben! In die Kieze gehen, lokal  animieren, auch die Jungen, auch den Nachwuchs (“Visionale Hessen”). Das Filmhaus sorgt dafür, daß Bilder außerhalb der Norm entstehen, setzt eigensinnige Nähe und eine ebensolche Ästhetik gegen schlecht beatmete Distanz. Man drückt Dir eine Kamera in die Hand, du groovst am Tag, schneidest in der Nacht. Mit dem alten Kumpel Final Cut Pro. All das soll bleiben und sich noch weiter Richtung Zukunft entwickeln – 25 Jahre sind erst ein Anfang. Also, Ralph & Team, feiert Euch heute abend gebührend, laßt Euch von den Kulturverantwortlichen der Stadt angemessen loben und bleibt einfach, was Ihr seid: die hellwache und quicklebendige Fellini-Clique vom Ostbahnhof: E la nave va!  Gratulazione!

filmhaus homepage

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